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ERMANNO WOLF-FERRARI: TALITHA KUMI!, LA PASSIONE, 8 CHÖRE NAXOS CD

ERMANNO WOLF-FERRARI: TALITHA KUMI!, LA PASSIONE, 8 CHÖRE NAXOS CD

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Italienische Melodienseligkeit und deutscher Kontrapunkt, das sind die beiden Pole, um die sich das Schaffen des Sohnes eines deutschen Vaters und einer italienischen Mutter dreht. Der Neoklassiker Wolf-Ferrari war ein Opernfrühzünder, wie seine damals erfolgreichen Bühnenhits „Le Donne Curiose“, „I quattro rusteghi“ und vor allem die allercharmanteste Raucheroper „Il segreto di Susanna“ belegen. Ein Meister der Opera buffa war dieser Wolf-Ferrari, mit „I gioielli della Madonna“ hat er überdies den Versimo neu deuten können.

Ermanno Wolf-Ferrari hat sich aber auch intensiv mit den italienischen Meistern Monteverdi, Palestrina, Pergolesi, Paisiello und Galuppi befasst. Als der 21-jährige die Leitung eines  Chores in Mailand übernimmt, entstehen nicht nur kleinere Werke für gemischten Chor a capella, sondern auch die große Kantate „Talitha Kumi“, Op. 3 für gemischten Chor, Solisten und Orchester. Übersetzt aus dem Aramäischen heißt dies „Erhebe Dich“ und ist ein Zitat aus dem Markus-Evangelium: Jairus Tochter stirbt, wird aber von Jesus wieder zum Leben erweckt. Ein Evangelist (vorzüglich der Tenor Rainer Trost) kommentiert ausführlich, auch Jairus und Christus kommen kurz zu Wort (beide: Joan Martín-Royo). Die tragende Rolle kommt hier aber dem Orchester zu, das dieses sakrale Mysterium klangmalerisch unterlegt und mit herrlichen Zwischenspiele aufwarten kann.

Die kurze Hymne für a capella Chor „La Passione“ und vor allem die acht Chöre, Op. 2 auf deutsche und italienische Textvorlagen sind das Resultat der ausgiebigen Befassung Wolf-Ferraris mit der italienischen Renaissancemusik. Zitat Booklet: „Ihre niemals scholastische, vielmehr zutiefst beseelte Kontrapunktik (Madrigale, Due Canti), ihre Anmut (Stornello), ihre bukolische Melancholie (Rispetto), aber auch ihr elegant-ironisch gefärbter Humor (Frottola, Die Lehre) zeugen von höchster Charakterisierungskunst. Im Quartino ertönt eine wehmütig grazile Herzensmusik, die der zeitlebens anhaltenden, innigen Verbundenheit zu seiner Heimatstadt Venedig und dem großen Carlo Goldini Ausdruck verleiht.“

Die jetzt publizierten Weltersteinspielungen sind 2010 in Oviedo in Spanien entstanden, Maestro Friedrich Haider setzt sich nach den Orchesterwerken Wolf-Ferraris mit den guten Kräften des Oviedo Filarmonia intensiv und künstlerisch erneut auf hohem Niveau für diese schönen Raritäten ein. Da ist er in exzellenter Gesellschaft, haben doch auch Gustav Mahler, Arturo Toscanini und Clemens Krauss Wolf-Ferraris um die Jahrhundertwende hochpopulären Werke geschätzt und dirigiert….

Dr. Ingobert Waltenberger