Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

ERL/ Tiroler Festspiele: ALMTRIEB – Dritter und letzter Teil der Trilogie von Valentin Lewisch

23.07.2019 | Konzert/Liederabende


Foto: Stephan Kitzbichler

ERL/ Tiroler Festspiele „ALMTRIEB“ – eine Trilogie nach dem Konzept von Valentin Lewisch. Dritter und letzter Abschnitt am 22.7.2019

Ein wenig verstörend wirkte der dritte Abend der Trilogie „Almtrieb“ des jungen Regisseurs Valentin Lewisch. Aber das mochte durchaus gewollt sein, wenngleich es Teile des Publikums dann doch kopfschüttlend den Saal verlassen ließ. Mit der „Nacht“ schloss Lewisch sein Triptychon über das Leben, das mit Endzeit-Symbolen nicht geizte.

 Aber zunächst zur musikalischen Seite, denn hier war nicht Ratlosigkeit, sondern höchste Anerkennung im Publikum zu spüren. Sinnhaft und gescheit hatte Lewisch durch seine Stückauswahl einen Bogen über die drei Abende gespannt, drei Stücke von Werner Pirchner erklangen an den drei Abenden, am letzten Abend war es dann „Anstatt eines Denkmals für den Bruder meines Lehrers, der im Krieg, weil er sich weigerte, Geiseln zu erschießen, ermordet wurde“ ausgezeichnet dargeboten von Donat Albrecht. Auch Viktor Ullmanns „Die Weisen von Liebe und Tod des Cornet Christopher Rilke“ kehrte nun zum dritten Mal auf den Programmzettel zurück und bildete einen beeindruckenden Rahmen, bei dem man noch dankbar anerkennen möchte, dass für das durchaus schwierige Zusammenspiel des hervorragenden Pianisten Christopher Devine mit der Schauspielerin Alina Hagenschulte durch vorsichtige Mikrophonierung eine überzeugende Balance hergestellt wurde.

Ein weiterer Höhepunkt war die bemerkenswerte Uraufführung von „Über die Vergänglichkeit“ des Komponisten Carl Tertio Druml, mit Tiefgang gesungen und wundervoll gestaltet von James Roser. Erich Polz führte gelassen und souverän das klein besetzte Ensemble aus ausgezeichneten Musikern durch die Partitur, ganz Diener der Musik und ruhender Pol des Abends. Dabei gelang ihm Schedls „Totentanz von anno neun“ ebenso eindrucksvoll wie der bewegende Bach Choral „Es ist genug“ ganz am Ende des Abends, als finales Statement.

Die Anlage als szenisches Konzert geriet Valentin Lewisch am dritten Abend besonders glücklich, die Überblendungen zwischen den Textblöcken (Thomas Bernhard, der Prophet Amos, Pascal, Kierkegaard, ua.) und den musikalischen Momenten war weitgehend souverän umgesetzt.

 Gegen Ende wurde man dann auch noch Zeuge eines beeindruckenden Theaterbildes. Nachdem Christopher Devine und Irene Kok berührend den wunderschönen 5. Satz des „Quatuor pour la fin du temps“ von Olivier Messiaen spielten, während die Schauspieler (mit großer Hingabe: Matti Melchinger, Gregor Kronthaler, Max Wenning und Alina Hagenschulte) „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus darboten, öffnete sich der Vorhang zu einem wahren Endzeit-Szenario, das die großen Theater-Vorbilder nicht scheuen muss.


Foto: Stephan Kitzbichler

Das brutale Zerstören eines Flügels als Menetekel des sich abzeichnenden Kulturverlustes bleibt als Bild sicherlich unvergesslich, ehe konsequent Bach den Schlusspunkt bildete.

Dieser Abend schloss also auf stringente Weise das von Lewisch ersonnene Triptychon und löste die Erwartungen ein, die dieses ambitionierte Projekt sich selbst gesetzt hatte. Hier waren mit Lewisch und Polz zwei Könner am Werk, denen man den Applaus eines weitaus größeren Publikums gönnen würde.

Isolde Cupak

 


James Roser, Carl Tertio Druml, Erich Polz und Musik-Ensemble. Foto: Stephan Kitzbichler

 

Diese Seite drucken