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DUO PRAXEDIS: GRAND DUET / RUSSIAN SOUVENIRS

Duo Praxedis  Grand Duet Duo Praxedis  Russian Souvenirs

DUO PRAXEDIS:
GRAND DUET –
Originalwerke für Harfe und Klavier
2 CD / Ars Produktion 2016

Es ist schon eine Freude für Musikfreunde, wie sehr sich das Repertoire in den letzten Jahren, eigentlich schon Jahrzehnten, erweitert hat, wie das Interesse am Ungewöhnlichen gewachsen ist, statt es am Rande liegen zu lassen. Kompositionen für Harfe und Klavier gibt es heute kaum noch (sieht man von Auftragswerken ab), aber sie waren im 18. und 19. Jahrhundert in der bürgerlichen Kammermusik nicht unüblich, wenn sich Damen an die Instrumente setzten und fraglos ganz eigentümliche Töne erzeugten.

Wiederentdeckt wurde diese Welt wohl durch das „Duo Praxedis“, wie sich Mutter und Tochter nennen, die Schweizerinnen Praxedis Hug-Rütti (* 1958) an der Harfe und Praxedis Geneviève Hug (* 1984) am Klavier. An sich zwei Solistinnen, wurden sie 1996 (da war die Tochter 12!) eingeladen, das Doppelkonzert von Bach (geschrieben für zwei Violinen) mit ihren Instrumenten aufzuführen. Später haben sie auch Mozarts Doppelkonzert, an sich für zwei Klaviere, für Klavier und Harfe arrangiert.

Es dauerte mehr als 20 Jahre, bis sich dann ab 2009 das „Duo Praxedis“ konstituierte, auch mit dem wissenschaftlichen Anspruch, eine ganze, großteils vergessene Musikwelt zu entdecken.

Wenn die Damen Praxedis nun unter dem Motto „Grand Duet“ auf zwei CDs Originalwerke für Harfe und Klavier präsentieren, haben sie sehr viel in den Bibliotheken recherchiert, um das zu finden, was sie nun bieten – Werke von Francois-Adrien Boieldieu, Johann Nepomuk Hummel, Francois-Joseph Dizi, Johann Baptist Krumpholz, Guillaume Gatayes, Daniel Steibel und Federigo Fiorillo. Sie alle lebten in der Zeitspanne vom 18. bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts, wo eine Kammermusikwelt vielfach zum häuslichen Vergnügen gedacht war.

Und so empfindet man auch diese beiden CDs, und wenn man sagt, dass die angenehmen Klänge fast einen Übergang zur E-Musik zu signalisieren scheinen, ist das absolut kein Negativurteil, im Gegenteil. Musik zur Entspannung und Seelenfreude, um der problemlosen Schönheit willen, die man hier erlebt, hat ihre Berechtigung. Die Anmut, die sich aus der Kombination der beiden Instrumente ergibt, teilt sich jede Minute mit.

Da ist der klare, frische Anschlag des Klaviers, umschmeichelt von der Harfe, die so vieles kann, auch so geläufig perlen, als ob sie Koloraturen „sänge“… Auch stimmungsmäßig schreiten die Komponisten so manche musikalische Farbe aus, die Rhythmik erzeugt eigene Reize, die beiden wechseln sich in der Führung ab… und alles in allem ist es schlechtweg Musik zum Träumen.

DUO PRAXEDIS:
RUSSIAN SOUVENIRS
Werke von Peter I. Tschaikowsky, Nikolay Rimsky-Korsakow, César Cui, Anton Arensky, Modest Mussorgsky
CD / Label: Paladino (Naxos Deutschland Musik & Video)

Die Arbeit des Duos Praxedis läuft auf drei Ebenen. Die erste bezieht sich auf Originalkompositionen, die dritte auf Auftragswerke an moderne Komponisten, wobei sie patriotisch verfahren: zwei Aufträge pro Jahr an Schweizer Komponisten. Der zweite Aspekt ihres Schaffens besteht aus dem Neuarrangieren bekannter Stücke für ihre beiden Instrumente, eine höchst zeitraubende Arbeit.

Eine CD, die vor zwei Jahren erschienen ist, gibt mit den Werken russischer Komponisten ein eindrucksvolles Beispiel dafür – für den Musikfreund besonders anregend, weil er in einigen Fällen die Originale kennt. Nicht vielleicht „Trois Morceaux“ von César Cui (1835-1918), der neben Orchesterwerken und Kammermusik auch Opern geschrieben hat, aber hierzulande kein Begriff ist. Tschaikowsky klingt vertrauter im Ohr, und die Kenntnis der „Scheherazade“ von Rimsky-Korsakow kann man voraussetzen. Da ist nun diese partiell schlanke Version eine Entdeckung – abgesehen davon, dass man zusätzlich nur bewundern kann, wie eine große Sinfonische Dichtung, ein gewaltiger Orchesterapparat, hier auf zwei Instrumente „verdichtet“ wurde.

Renate Wagner