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DRESDEN/ Semperoper: VALER SABADUS BEI DEN BAROCK-TAGEN AN DER SEMPEROPER

28.03.2016 | Konzert/Liederabende

Dresden/Semperoper: VALER SABADUS BEI DEN BAROCK-TAGEN AN DER SEMPEROPER – 27.3.2016

Das Barock-Zeitalter bedeutete für Dresden einen ersten Höhepunkt im Musikleben mit Ausstrahlung auf ganz Europa. Deshalb wurden in der Zeit vom 18. – 27.3. Barock-Tage an der Semperoper unter der Mirwuírkung von Rinaldo Alessandrini, Alessandro de Marchi, Christopher Moulds, Serena Malfi, Sonia Prina u. a. ins Leben gerufen.

In diesem Rahmen wurden die Händel-Opern „Giulio Cesare in Egitto/Julius Cäsar in Ägypten“, „Orlando“ und „Alcina“ wieder aufgenommen und in anderer Besetzung als zu den Premieren wieder aufgeführt. Höhepunkt und Abschluss dieser Barock-Tage bildete eine Liedmatinee mit dem Countertenor Valer Sabadus, der in Dresden kein Unbekannter ist. Er trat bereits 2012 in einer witzigen Inszenierung des (Barock-)Intermezzos „La Dirina – Die Dilletantendiva“ von Giovanni Battista Martini neben Christa Mayer und Aaron Pegram als Liscione auf und kam 2014 mit der Münchner Hofkapelle zu einem Konzertabend in die Frauenkirche, wo er Arien von J. A. Hasse, C. W. Gluck und Antonio Sacchini (1730-1786) sang.
Jetzt lockten die ersten, lang ersehnten Sonnenstrahlen die Musikliebhaber nicht ins Freie, sondern in seine Liedmatinee mit dem Untertitel: „… ausgewählte erlesene Lieder der hervorragendesten englischen, französischen, spanischen und italienischen Komponisten“, begleitet von Laute und Theorbe, in die Semperoper.

Bei seinem 75minütigen Non-Stop-Programm, dessen Zeit genau eingehalten wurde, standen kleine Meisterwerke von Komponisten des Frühbarock aus West- und Südeuropa auf dem Programm, wie ein roter Faden von 5 Stücken von John Dowland durchzogen und ergänzt von kleinen anonymen Kompositionen und einigen von Guillaume Tessier, Pierre Guédron, Giovanni Girolamo Kapsberger, Domenico Maria Megli, Alessandro Piccinini, Daniel Bachelar, Giulio Caccini, Antony Cassini und Antony Holborne.

Die Werke díeses ganz speziellen Komponistenkreises sind „eine unerschöpfliche Fundgrube“ Alter Musik aus Renaissance und Frühbarock, und ein Programm für Kenner und Liebhaber, denn sie erklingen nicht allzu oft in den Konzertsälen unserer Breiten.

Mit frappierender Technik widmete sich Valer Sabadus diesen kleinen, feinen Gesängen. Trotz oder gerade wegen seiner gekonnten Technik hat seine Stimme einen natürlichen Klang. Sein schönes Timbre lässt trotz eines zuweilen auch leicht „metallischen“ Anklanges die „Süße“ der früheren Kastratenstimmen und die Verzückung des damaligen Publikums erahnen. Selbst im großen Rund des Opernhauses waren die zu ihrer Entstehungszeit für kleine Räume, quasi als „Hausmusik“ bestimmten, Kompositionen sehr intimen Charakters sehr gut zu verstehen, ging kein Ton „verloren“.
Sabadus verteht es, mit seiner Stimme umzugehen. Es ist erstaunlich, zu welch gesangstechnischen Finessen er mit seimer Stimme fähig ist. Mit zahlreichen, sehr sauberen Verzierungen, barocker Stufendynamik, aber auch modernerem „Crescendo“, perlten die sehr feinen leisen, aber auch expressiven Töne nur so durch den Raum. Er „schwebt“ mit seiner Stimme in den „höchsten Höhen“ und scheint sich da am „wohlsten“ zu fühlen. Es scheint, als würde davon alles Weitere ausgehen.

Wirkten die kurzen kleinen, intimen Stücke noch etwas verhalten, ging Sabadus zum Ende des offiziellen Programmes ganz aus sich heraus und setzte zu lebhaften Höhepunkten an. Er „schmetterte“ angelegentlich auch einmal einen hohen Ton heraus, beherrschte aber auch erstaunlich leise Töne und ließ in längeren Kantilenen eine erstaunliche Virtuosität hören.

Axel Wolf, ein Allround-Künstler auf Laute und Theorbe war ihm ein einfühlsamer und mitgestaltender Begleiter und steuerte dezent kleine, wie feine Kompositionen für seine beiden Instrumente solo bei. Mit dezenten, zarten Klängen, aber auch Vitalität brachte er die feinsinnige Musik zu Gehör und wurde ihrem besonderen Charakter gerecht.

Das Publikum war begeistert, und beide Künstler kamen nach dem offiziellen Teil noch einmal auf die Bühne „again“ – für „Come again“ als erste Zugabe, wie Sabadus schmunzelnd ankündigte, und es gab noch eine zweite und dritte Zugabe „nicht von Dowland, sondern moderner, von Henry Purcell“ wie sie beide humorvoll meinten.

Ingrid Gerk

 

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