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DRESDEN/ Semperoper: SONDERKONZERT AM 150. GEBURTSTAG VON RICHARD STRAUSS

Dresden / Semperoper: SONDERKONZERT AM 150. GEBURTSTAG VON RICHARD STRAUSS 11.6.2014

 Auf den Tag genau, am 150. Geburtstag von Richard Strauss ließ es sich die Sächsische Staatskapelle Dresden als sein einstiges Lieblingsorchesters nicht nehmen, dem Komponisten, dem sie sich nach wie vor auf besondere Weise verbunden fühlt, groß mit einem Sonderkonzert zu feiern und das Konzert live auf den Theaterplatz vor der Semperoper zu übertragen, um allen Dresdnern und Gästen die Möglichkeit zu geben mitzufeiern.

 Für dieses Konzert waren eigens 3 Weltstars angereist: Christine Goerke, Anja Harteros und Camilla Nylund, um die großen Frauenpartien aus seinen Opern zu singen. Nicht ohne Grund wurde dieses Konzert in 12 europäische Länder und Australien live übertragen und von 6 deutschen Sendestationen aufgezeichnet.

 Es begann mit einem Paukenschlag, dem „Schlag auf Schlag“ weitere folgten. Am Pult stand Christian Thielemann und eröffnete zusammen mit der Kapelle das „Geburtstagsständchen“ mit der „Ersten Walzerfolge aus dem „Rosenkavalier“ in ausgelassener Heiterkeit nach anfänglicher, besonders distinguierter Klangschönheit, wie sie dieser Oper entspricht.

 Zum ersten Mal trat Christine Goerke mit der Sächsischen Staatskapelle auf. Sie sorgte mit ihrer großen Stimm- und Ausdruckspalette mit dem Auftrittsmonolog der Elektra „Allein! Weh, ganz allein“ für den nächsten Höhepunkt. Trotz größter Ausdruckskraft wies ihre Stimme nie Härten auf.

 Nach dem Orchesterschluss der „Liebesszene“ aus dem am Abend zuvor im Großen Schlosshof (in anderer Besetzung) aufgeführten Sinngedicht „Feuersnot“ ließ sie die Salome mit ihrem Schlussgesang „Ah! Du wolltest mich nicht deinen Mund küssen lassen, Jochanaan“ erstehen. Sie war ganz Salome und unterstrich es mit wenigen, aber sehr wirkungsvollen Gesten. Sie war es mit Stimme und aus- wie sehr eindrucksvoller Gestaltung und ließ die äußerlichen „Umstände“ vergessen, zumal das Orchester in seiner tief auslotenden Art trotz konzertanter „Aufführung“ Opernatmosphäre zauberte.

 Nach dieser intensiven hochdramatischen Opernszene führte Thielemann die Kapelle mit der „Zweiten Walzerfolge“ aus dem „Rosenkavalier“ wieder schwungvoll und ausgelassen, Fröhlichkeit verbreitend, zur heiteren Geburtstagsstimmung zurück. Die Kapelle spielte wie „ein Herz und eine Seele“ und die Pauke unterstrich locker und ausgelassen die Stimmung. Sie wurde eindeutig wahrgenommen, ohne vordergründig zu sein, was der Interpretation sehr zugute kam und nicht nur sehr viel musikalisches Geschick, sondern auch Mut verriet, sich abseits des derzeitigen (effektheischenden, aber wenig sinnvollen) Mainstreams ganz der Musik zu widmen.

 Musik lebt von Kontrasten. Anja Harteros brachte mit der Szene der Arabella „Mein Elemer!“ mit ihrer großen edlen Stimme und Gestaltungsart wieder etwas Nachdenklichkeit in die heitere Stimmung. Sie „lebte“ in der Rolle und ließ das Publikum miterleben.

 Das klangvolle Zweite sinfonische Zwischenspiel „Träumerei am Kamin“ aus „Intermezzo“ leitete zur „Zweiten Brautnacht“ der „Ägyptischen Helena!“ über, gesungen von Camilla Nylund, der zu Beginn ihr Ohrring einen Streich spielen wollte, aber sie ließ sich nicht beirren und sang sehr gewissenhaft mit ihrer schönen Stimme.

 Alle drei Damen erschienen in großer roter Abendrobe, jede in einer anderen Farbvariante, so, wie sich auch ihre Timbres und individuellen Gestaltungsarten unterscheiden, aber jede in ihrer Art etwas Besonderes bedeutet.

 Nach dem „Vorspiel“ („Potpourri“) aus der ‚“Schweigsamen Frau“ hatte sich Camilla Nylund eigens für die Schlussszene aus „Daphne“: „Ich komme – grünende Brüder“ in türkisgrün gekleidet, um ihren eindrucksvollen Gesang zu unterstreichen.

 Nach so viel Klangrausch und „Strauss satt“ war das Publikum erst nach der noch einmal so schwungvoll wie zuvor gespielten „Zweiten Rosenkavalier“-Walzerfolge“ gewillt, das festliche Opernhaus ebenso beschwingt zu verlassen.

 Ingrid Gerk

 

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