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DRESDEN/ Semperoper: MATINEE MIT LIEDERN UND ANDEREM VON RICHARD STRAUSS

29.10.2018 | Konzert/Liederabende

Dresden / Semperoper: MATINEE MIT LIEDERN UND ANDEREM VON RICHARD STRAUSS – 28.10.2018

In jeder Spielzeit gibt es an der Semperoper einige Matineen mit unterschiedlichen musikalisch-thematischen Ansätzen. Die erste Matinee der Spielzeit 2018/19 mit dem Thema: „Hoch hing der Mond, und mild und müd‘ hinschwand es in die leere Nacht, das flehende Lied …“ wurde ausschließlich von Mitgliedern des Jungen Ensembles der Semperoper, dem Sprungbrett für die große Bühne für aufstrebende junge Sängerinnen und Sänger aus der ganzen Welt, gestaltet.

Für viele ist es ein Traum, einmal auf der Bühne der Semperoper zu stehen und zu singen. Seit 2004 wird dieser Traum für einige junge Künstler Wirklichkeit. Die Sächsische Staatsoper Dresden bietet für mindestens eine Spielzeit dem Sängernachwuchs ein individuelles Ausbildungs- und Trainingsprogramm, das auf die Mitwirkung bei Aufführungen, u. a. auch bei kleineren und mittleren Partien in Premieren und im Repertoire-Betrieb hinarbeitet.

Für die Matinee hatten die jungen Künstler ausschließlich Werke von Richard Strauss gewählt, einzelne Lieder, bekannte und selten gesungene, sowie eine Arie und „Walzer für Klavier zu vier Händen“ aus „Der Rosenkavalier“ (op. 59), letzteres dargeboten in bewährter, solider Manier und mit verhaltenem Temperament von Thomas Leo Cadenbach, dem Leiter und Sebastian Ludwig, dem Pianisten des Jungen Ensembles, der auch die Jungen Sänger bei der Matinee begleitete.

Durch das Programm führte die junge Dramaturgie-Assistentin Bianca Heitzer. Sie stellte moderierend und in Gesprächen über Proben und Probleme des Liedgesanges, Richard Strauss als Opern- und Liedkomponisten und die jungen Sängerinnen und Sänger, die sich im 2. Jahr im Jungen Ensemble befinden und bereits in den Opernbetrieb einbezogen sind und im Repertoire oder in den zurzeit laufenden Proben zu den Premieren kleinere Rollen übernommen haben, mit ihrem künstlerischen Leistungsniveau vor.

Die junge Mezzosopranistin Grace Durham vom Jungen Ensemble widmete sich mit leistungsfähiger Stimme und viel Engagement den Liedern „Mein Herz ist stumm“, „Wiegenliedchen“, „Lob des Leidens“ und „Das Rosenband“. Im Opernbetrieb singt sie u. a. Cherubino („Die Hochzeit des Figaro“) und Flora („La Traviata“).

Chao Deng, Bass-Bariton, singt im Open-Repertoire den Zweiten Geharnischten („Zauberflöte“), Antonio („Die Hochzeit des Figaro“) und probt mit als De Retz für die Premiere der „Hugenotten“ (29.6.2019). Jetzt sang er mit kraftvoller Stimme die wenig bekannten Strauss-Lieder „Ach weh mir unglückhaftem Mann“ und „Breit über mein Haupt dein schwarzes Haar“ sowie das bekannte „Allerseelen“.

Der junge tschechische Bariton Jiří Rajniš singt im Repertoire u. a. ebenfalls Schaunard („La Boheme“) und in „Ariadne auf Naxos“, die im Dezember unter Christian Thielemann Premiere hat, den Perückenmacher. Er war bei seinen Liedvorträgen von  „Die Georgine“ und „Hymnus“ sehr auf Klarheit bedacht.

 Die junge Altistin Michal Doron bot mit dem umfänglichem „Notturno“ aus Strauss’ 1899 komponierten, „Zwei große Gesänge für tiefere Stimme“ (op. 44 Nr. 1), die seinen Aufbruch in die Avantgarde bedeuten, eine reife Leistung mit viel Kondition, dramatischem Ausdruck, sauberer Tongebung und zuweilen klangvoller Stimme.

Neben dem Pianisten Sebastian Ludwig ist auch der Tenor Beomjin Kim neu im Ensemble, fast auf den Tag genau, seit zwei Monaten. Beide waren bereits bei „Moses und Aaron“ eingesetzt, Sebastian Ludwig bei der Bühnenmusik und Beomjin Kim als ein Jüngling. Er hatte einen Tag später in Berlin seine Abschlussprüfung und eröffnete den Reigen der Liedvorträge mit der „Heimlichen Aufforderung“, sang später „Des Dichters Abgesang“ und überraschte zum Abschluss mit der makellos gesungenen Arie des Sängers aus dem „Rosenkavalier“.

Allen jungen Sängerinnen und Sängern war gemeinsam, dass sie sich vorrangig zunächst auf eine einwandfreie technische Bewältigung der Anforderungen bezüglich Tonreinheit, Phrasierung usw. konzentrierten, wobei manche Stimme naturbedingt eine gewisse angestrengte Härte annahm.

Lieder, insbesondere auch die von Richard Strauss mögen wegen ihrer „kleinen Form“ vielleicht wie musikalische „Kleinigkeiten“ wirken. Sie sind angenehm anzuhören, aber schwer zu singen und zu gestalten und verlangen eine noch größere Konzentration als Arien. Hier ist der Sänger ganz auf sich allein gestellt in einem kleinen, intimen Rahmen. Es gibt kein Orchester, nur den Pianisten, und jede Kleinigkeit fällt sofort auf. Insbesondere die Strauss-Lieder, verlangen den Sängern einiges ab, nicht nur technisch, sondern auch hinsichtlich des Ausdrucks tiefsinniger Gedanken, der auch eine gewisse Reife und Lebenserfahrung voraussetzt.

Wenn es auch “leerreich“ im Zuschauerraum aussah (vielleicht auch lehrreich?) – nur das Parkett war besetzt und das auch nur zu ca. zwei Drittel -, war doch die Resonanz bei den  Anwesenden sehr erfreulich. Sie wussten die Leistungen der jungen Künstler zu würdigen.

Ingrid Gerk

 

 

 

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