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DRESDEN/ Semperoper: LIEDMATINEE MIT SOILE ISOKOSKI

26.10.2015 | Konzert/Liederabende

Dresden / Semperoper: LIEDMATINEE MIT SOILE ISOKOSKI 25.10. 2015

Einer der Höhepunkte der Richard-Strauss-Tage 2015 war die Liedmatinee mit der Strauss-Interpretin Soile Isokoski. Sie verkörpert nicht nur die Opernrollen von Richard Strauss perfekt und mit dem „gewissen Etwas“, sie ist auch eine begnadete Liedsängerin mit allen Tugenden, die in diesem Genre erforderlich sind. Sie verfügt über eine sehr schöne, facettenreiche, jugendlich wirkende, Stimme, ausgezeichnete Textverständlichkeit, großartiges Gestaltungsvermögen und sympathische Ausstrahlung.

Selbst am Vormittag sehr gut bei Stimme und mit ausgezeichneter Artikulation, entführte sie bereits mit dem ersten Lied „Der König in Thule“ von Franz Schubert in eine „andere“ Welt und war bei „Gretchen am Spinnrade“ wieder in einer ganz anderen. Da war sie das jugendliche Gretchen, und genauso vertiefte sie sich in die anderen Schubert-Lieder „Szene aus Faust“ und „Gretchens Bitte“. Sie „durchlebte“ die kleine große „Welt“ dieser Lieder mit ganzer Hingabe und setzte nicht nur ihre Gesangskunst und ihr Herz, sondern auch ihre Mimik ein.

Bei den „Sieben frühen Liedern“ von Alban Berg („Nacht“, „Schilflied“, „Die Nachtigall“, „Traumgekrönt“, „Im Zimmer“, „Liebesode“ und „Sommertage“) stellte sie sich mit ihrer klangvollen Stimme ganz auf den anderen Charakter der Lieder ein, wobei „Die Nachtigall“ besonders schön gesungen und intensiv gestaltet zum Höhepunkt dieser Lied-Gruppe wurde.

Als begnadeter Strauss-Sängerin lagen ihr die Lieder von Richard Strauss besonders gut, obwohl man bei jedem Komponisten den Eindruck hatte, dass dessen Liedgruppe die am besten interpretierte wäre. Sie vertiefte sich ganz in Inhalt und Stimmung eines jeden Liedes, ob „Das Rosenband“, „Schön sind, doch kalt die Himmelssterne“, „Allerseelen“, „Mein Herz ist stumm“, „Ich trage meine Minne“, „Meinem Kinde“, Morgen“ oder „Cecilie“. Bekanntlich sind Die Lieder von Strauss sehr schwer zu singen. Da kann es schon vorkommen, dass am Vormittag ein Spitzenton noch nicht aus der sonst so geschmeidigen Kehle kommen will (was eigentlich kaum auffiel). Was ist schon so ein Ton gegen die vielen anderen wunderbaren, intonationssicher und makellos gesungenen Töne und die großartige Liedgestaltung.

Besonders am Herzen lagen Soile Isokoski fünf ausgewählte Lieder von Jean Sibelius. Für sie ist es „Heimat“, in unseren Breiten eine Seltenheit. Sie sang in Originalsprache mit solcher Hingabe, dass die Lieder auch ohne Textkenntnisse in ihrer Stimmung zu verstehen waren. Mit diesen Liedern hatte sie wahre „Schätze gehoben“, die für alle Freunde des Liedes eine Bereicherung bedeuteten, zumal in so gekonnter, stilsicherer und ansprechender Interpretation.

In jeder Liedgruppe setzte Soile Isokoski ihre hohe Gesangskunst und Gestaltungskraft ein, ohne dass ihre Stimme vordergründig wirkte. In einer faszinierenden Art versetzte die sich so sehr in diese kleine intime Welt der Lieder, dass jedes zu einem musikalischen Kunstwerk der besonderen Art wurde.

 Ilka Paananen war ein ebenso erfahrener wie kongenial mitgestaltender Begleiter am Klavier, der ihre Intentionen aufnahm und mit einfühlsamem, locker „perlendem“ oder auch temperamentvollem, aber nie hartem, Anschlag begleitend oder im Vor- und Nachspiel klangvoll weiterführte und „nebenbei“ zu einem zusätzlichen kleinen Kunstgenuss werden ließ. Soile Isokoski und Ilka Paananen waren ein eingespieltes „Team“, eine eingeschworene Gemeinschaft ganz im Sinne einer ausgezeichneten Liedinterpretation. Sie wurden dem Wesen eines jeden Komponisten und eines jeden Liedes gerecht.

Als Zugabe sagte Soile Isokoski zunächst ein mit Herz und Seele gesungenes Lied als „Lied aus meiner Heimat“ eines hier unbekannten, dort aber sehr beliebten finnischen Komponisten an, mitreißend und großartig in ihrer feinen, unaufdringlichen und sehr eindrucksvollen Art gesungen. Bei der 2. Zugabe war eine Ansage nicht nötig, denn die voller Faszination gesungene „Zueignung“ von Richard Strauss kannte wohl jeder Musikfreund.

Ingrid Gerk

 

 

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