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DRESDEN/ Lichthof des Albertinums: DAVID FRAY BEI DER DRESDNER PHILHARMONIE

17.10.2016 | Konzert/Liederabende

Dresden / Lichthof des Albertinums: DAVID FRAY BEI DER DRESDNER PHILHARMONIE16.10.2016

Die Dresdner Philharmonie ist, was ihren Konzertsaal betrifft, noch immer auf Interimslösungen, u. a. den überdachten Lichthof des Albertinums mit seinen Kunstsammlungen angewiesen, bis endlich der neue Konzertsaal (April 2017 ?) fertig sein wird. Inzwischen wurde einiges für die Verbesserung der akustischen Verhältnisse im Albertinumshof getan, so dass man bei diesem Konzert auch hinsichtlich Akustik zufrieden sein konnte.

Die Programmfolge des Konzertes war „klassisch“, wie sie mit dem Entstehen der großen Konzerthäuser üblich wurde: eine Ouvertüre, ein Solokonzert und eine Sinfonie.

Eröffnet wurde das Konzert mit der „Ouvertüre“ zur Oper „Euryanthe“ (op. 81) von Carl Maria von Weber, bei der Richard Wagner für seine Oper „Lohengrin“ fündig wurde. Er übernahm nicht nur „wörtlich“ einige Takte daraus, sondern auch die Gestalt der intrigierenden Eglantine als eine Art Vorbild für Ortrud.

Unter der temperamentvollen Leitung von Chefdirigent Michael Sanderling wurde die Ouvertüre sehr schwungvoll, kontrastreich und auch mit entsprechenden Feinheiten musiziert.

Als Solokonzert stand das „Konzert für Klavier und Orchester a‑Moll (op. 54) von Robert Schumann auf dem Programm. Den Solopart hatte der junge französische Pianist David Fray übernommen, der 2006 zum Shootingstar avancierte, als er bei Konzerten der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen für die erkrankte Hélène Grimaud in Paris und Brüssel eingesprungen war.

Mit schönem, klingendem Anschlag, sehr feinem, lyrisch-gefühlvollem Piano bis Pianissimo – was unter den jüngeren Pianisten leider schon sehr selten geworden ist – aber auch temperament- und kraftvollen Passagen spielte er den Solopart ganz im Sinne der Romantik, emotional und feinfühlig, und spürte sensibel den liebevollen internen „Zärtlichkeiten“ (zwischen Robert und Clara Schumann) nach, ohne sentimental zu werden. Er widmete sich ganz dem romantischen Charakter dieses Konzertes und brachte die lyrische Emotionalität zum Klingen.

Lediglich in seinen Solopassagen wollte sein jugendliches Temperament mit ihm durchgehen. Sehr schnell, fast überstürzend ging er seinen jeweiligen Solopart – trotzdem in entsprechender Klarheit – an, passte sich aber sogleich auch wieder dem gut gewählten Tempo des Orchesters an und band seinen Solopart in den sinfonischen Rahmen ein. So entstand in gegenseitiger Korrespondenz ein sehr schönes Zusammenwirken zwischen ihm und dem Orchester, das auch bei höherem Tempo immer sehr klar und mit gutem Klang, einschließlich schönem Klarinetten-Solo, musizierte.

Für den begeisterten Applaus bedankte sich David Fray mit einer Solo-Zugabe von Johannes Brahms, gleichzeitig eine schöne Überleitung zu Brahms‘ nachfolgender „Sinfonie Nr. 2 D‑Dur“ (op. 73), begonnen und weitgehend konzipiert während eines Sommeraufenthaltes 1877 in Pörtschach am Wörthersee.

Wenn man auch den nicht sofort ganz sauber gelungenen Einsatz des Horns bedauerte, da die  ersten Takte der Wiedergabe zu euphorischen Erwartungen Anlass gaben, war man doch vom allgemein guten Klang der Dresdner Philharmonie und den nachfolgenden sehr zarten Klängen und schönem, dezentem Bläserglanz sehr angetan. Schließlich steigerten sich die Philharmoniker unter Sanderlings Leitung in starken Kontrasten zwischen warmen Klängen und Monumentalität, zum Teil leichtflüchtigem Pianissimo und plötzlichem massiv einsetzendem Fortissimo zu einer grandiosen Wiedergabe der Sinfonie heiterer, pastoraler Grundstimmung und einigen melancholischen Momenten.

Wie bei allen drei Werken setzte auch hier ein besonders fulminanter Schluss, fulminant wiedergegeben, den Schlusspunkt unter ein besonderes Konzert.

 Ingrid Gerk

 

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