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DRESDEN/ Kulturpalast: PETER RÖSEL BEI DER DRESDNER PHILHARMONIE

10.03.2018 | Konzert/Liederabende

Dresden/Kulturpalast: PETER RÖSEL BEI DER DRESDNER PHILHARMONIE 9.3.2018

Der Pianist Peter Rösel erfreut sich beim Publikum größter Beliebtheit, nicht nur in Dresden und Umgebung, seiner Heimat, sondern von Amerika bis Japan, von Salzburg bis Taiwan. Seine Konzerte sind, kaum angekündigt, auch schon ausverkauft, weil er, wie er selbst sagt, sich „immer bemüht, eine Interpretation zu finden, die den Ablauf eines Werkes für das Publikum logisch nachvollziehbar macht und unnötige prätentiöse Wendungen vermeidet“. Hinzu kommt sein klangvoller, feinsinniger Anschlag, sein Sich-ganz-in-die-Komposition-hinein-Vertiefen, um den Intentionen des Komponisten nachzuspüren und sein  natürliches, unspektakuläres Auftreten. Er ordnet sich ganz der Musik, die er interpretiert, unter. Ihm gelingt es tatsächlich, Leute ins Konzert zu locken, die sonst nicht zu den Konzertbesuchern gehören. Und sie kommen immer wieder, wenn er spielt.

Er spielt weltweit mit allen großen Orchestern der Welt und unter den berühmtesten Dirigenten und gibt auch zahlreiche Soloabende, die ebenso begehrt sind wie die großen Orchesterkonzerte. Die Dresdner schätzten sich nun glücklich, dass er Zeit in seinem vollen Terminkalender fand, um mit der Dresdner Philharmonie unter Sebastian Weigle zu musizieren.

Auf dem Programm standen zwei sehr unterschiedliche Werke für Klavier und Orchester, das „Konzertstück für Klavier und Orchester G‑Dur“ (op. 92), „Introduktion und Allegro appassionato“ des reifen Robert Schumann und die „Burleske für Klavier und Orchester d‑Moll“ des jungen Richard Strauss, zwei Stücke, bei denen die beiden Komponisten jeweils auf unterschiedliche Weise auf der Suche nach neuen Wegen waren.

Während sich Schumanns „Klavierstück“ als eine verschollene Gattung, im Gegensatz zu seinem Klavierkonzert, nicht wirklich durchsetzen konnte, taucht die „Burleske“ von Strauss immer wieder in den Konzertprogrammen auf. Wenn man allerdings Schumanns „Konzertstück“ in der Interpretation von Peter Rösel und der Dresdner Philharmonie an diesem Abend gehört hat, fragt man sich, warum dieses Stück mit so interessanten Klangwirkungen nicht öfters aufgeführt wird.

Solist und Orchester waren in interpretatorischem Gleichklang, in völliger Übereinstimmung, auch wenn im Gegensatz zu Rösels differenziertem, klangschönem Anschlag und seiner ganz auf das Stück orientierten Gestaltung im Orchester gewisse harte Klänge nicht zu überhören waren, die jedoch von Rösels ungewollt dominierender, ganz dem Stück verhafteter, Tongebung kompensiert wurden. Hier, wie auch in der „Burleske“ ließ Weigle dem Solisten weitgehend freie Entfaltungsmöglichkeiten, so dass er den besonders schönen Ton angeben und maßgeblich an der Gestaltung des gesamten Stückes beteiligt sein konnte.

Den guten Ton gab Rösel auch bei der „Burleske“ von Strauss an, bei der die Pauke(n) melodisch als zweites Soloinstrument eingesetzt werden. Der (im Programmheft verschwiegene) Paukist wurde dieser Rolle, die bei der jetzigen Interpretationsrichtung gern überbetont wird, in sehr schöner Weise gerecht. Er ließ sich vom Pianisten leiten und fügte sich wunderbar klangvoll in die Gesamtwirkung ein. Mit seinen  sehr feinen, dezenten und dadurch umso wirksameren Paukentönen, mit denen er das Werk eröffnete und die man mit umso größerer Aufmerksamkeit verfolgte, trat er als wirklicher zweiter Solist in Erscheinung und ließ die Burleske, die nicht nur heitere, burleske Teile enthält, mit ebenso feinen Paukentönen, den wunderbar wiedergegebenen Klavierpart unterstreichend und ergänzend, ausklingen. Wenn es angebracht war, konnte er auch kräftig „auf die Pauke hauen“, immer gut „dosiert“, und mit bewundernswertem dynamischem Paukenwirbel im gleitenden Crescendo aufwarten, aber immer so, dass es „das Ohr nicht beleidigte“ (wie Mozart gesagt hätte).

Das begeisterte Publikum feierte und entließ „seinen“ Peter Rösel erst nach zwei Zugaben, einer träumerischen („Träumerei“ von Robert Schumann) und einer sehr temperamentvollen, moderneren, rhythmisch punktierten mit auch mal spieldosenartigen Passagen.

Bei der Sinfonischen Tondichtung „Also sprach Zarathustra“ für großes Orchester (op. 30) von Richard Strauss‘, bei der er bewusst auf eine umstrittene, aber viel gelesene philosophische Dichtung frei nach Friedrich Nietzsche zurückgreift und die eines der erfolgreichsten klassischen Stücke wurde, das in der „Vulgärmusik“, z. B. mehrmals als Beginn einer Filmmusik verwendet wurde, stand Weigle ein wirklich großer Orchester-Apparat zur Verfügung, den er bei seiner vehementen Leitung trotz aller „Monumentalität“ und mit überbordendem Trommelwirbel und Schlagwerkeinsatz „durchsichtig“ und auf große Klarheit orientierend, einsetzte.  

Dabei wich der sonst so warme, schöne Orchesterklang oft einem härteren, fast schrillen Klang, dem aber auch wieder fast liebliche, gefühlsbetonte Sentenzen mit guten solistischen Passagen von Violine, Trompeten, Horn, Flöte u. a. folgten. Es war eine sensationelle, lautstarke Wiedergabe, die die technischen Fähigkeiten und die Virtuosität des Orchesters in den Vordergrund stellte.

 Ingrid Gerk

 

 

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