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DRESDEN/ Königshof: LUDWIG VAN BEETHOVEN AUS ETWAS ANDERER SICHT MIT PETER RÖSEL UND DER CAPELLA MUSICA DRESDEN

10.02.2020 | Konzert/Liederabende

Dresden / KönigshofLUDWIG VAN BEETHOVEN AUS ETWAS ANDERER SICHT MIT PETER RÖSEL UND DER CAPELLA MUSICA DRESDEN – 9.2.2020

Im Beethoven-Jahr wurde in der Reihe „Meisterwerke / Meisterinterpreten“ in einem „Geburtstagskonzert“ gleich doppelt Geburtstag gefeiert: 250 Jahre Ludwig van Beethoven und 75 Jahre Peter Rösel, ein Pianist, der auf allen Gebieten der Klaviermusik und in den Konzertsälen der Welt zu Hause ist, sich größter Beliebtheit erfreut und noch immer und immer wieder die Konzertsäle füllt, selbst bei Kammermusik und Solokonzerten. Die Kartennachfrage übersteigt dann immer die Kapazität der Räume.

Die Reihe „Meisterwerke / Meisterinterpreten“ geht auf eine bereits 1954 aus Enthusiasmus und Freude an der Kammermusik gegründete Dresdner Konzertreihe zurück. Sie macht ihrem Namen als Reihe des edelsten Genres der Musik alle Ehre. Die Liste der Interpreten aus Sächsischer Staatskapelle und Staatsoper/Semperoper sowie der Dresdner Philharmonie, die mit außergewöhnlichem Können interessante Programme gestalteten und gestalten, ist lang, unter ihnen waren auch Peter Schreier und das legendäre Ulbrich-Quartett der (damaligen) Staatskapelle Dresden. Inzwischen hat Christian Thielemann die Schirmherrschaft übernommen, ein Zeichen dafür, wie wichtig auch ihm die Kammermusik ist.

Der „Königshof“ als jetziger Veranstaltungsort trägt – im Gegensatz zu anderen Hotels mit hochtrabenden Namen – seinen Namen wegen einer historischem Begebenheit, denn einst logierte hier einmal Sachsens König aus gegebenem Anlass. Jetzt ist das Gebäude ein Luxushotel. Der ehemalige Ballsaal wurde nach Fremdnutzung im Stil des Innenraumes der Semperoper – mit Darstellungen der Musen, allegorischen Gestalten und Fabelwesen, historisierender Ornamentik und sogar den Musiker-Medaillons von Bach bis Wagner neu gestaltet und steht trotz mehrfachem Besitzerwechsel immer wieder dieser Kammermusikreihe zur Verfügung.

Das Konzertprogramm am vergangenen Sonntag war dem jungen und auch dem „etwas anderen“ Beethoven gewidmet. Peter Rösel eröffnete das Konzert zunächst solo mit der „Sonate für Klavier Nr. 10 GDur op. 14 Nr. 2, die der junge Beethoven in Wien für seine Schülerin und Gattin eines Wiener Theaterdirektors schrieb. Mit seinem berühmten. differenzierten Anschlag, musikalischem Gespür und Werkverständnis brachte Rösel die Sonate klangvoll und expressiv zu Gehör, das „Scherzo“ mit augenzwinkerndem Humor. Lediglich die hohen Töne gerieten etwas grell, was auch am Stutzflügel gelegen haben kann.

Danach gesellten sich Susanne Branny, Violine, Stephan Pätzold, Viola und Andreas Priebst, Violoncello von der Capella Musica Dresden (Mitglieder der Sächsischen Staatskapelle) zu ihm, um gemeinsam das heitere, ursprünglich als Klavierquintett verfasste und auf Wunsch des seinerzeit sehr berühmten Geigers Ignaz Schuppanzigh, der Beethoven oft hilfreich zur Seite stand, umgeschriebene „Klavierquartett op. 16a Es-Dur“ in schöner Konformität und homogenem Gesamtklang zu musizieren. Rösel versteht es, mit anderen Musikern auf gleicher Wellenlänge und mit gleichem musikalischem Verständnis der Musik, die gerade gespielt wird, zu musizieren, aufeinander zu hören und sich aufeinander einzustellen.

Dann folgte ein qualitativer Sprung im Schaffen Beethovens, von der Kammermusik zum symphonischen Konzert. Beethovens „Klavierkonzert Nr. 4 GDur op. 58“ wurde hier in einer Fassung für Klavier und Streichsextett eines unbekannten Komponisten aufgeführt, bei der der solistische Klavierpart unverändert bleibt, das Orchester aber stark reduziert und nur durch Streicher in kleiner Besetzung ersetzt wird, wobei der Ersten Violine auch die Funktion des Dirigenten obliegt und der Part der Bläser von den  Streichern mit übernommen werden muss, z. B. das Horn vom Cello usw. – ein völlig neues, aber nicht uninteressantes Klangerlebnis des bekannten Klavierkonzertes.

Als „kleines Orchester“ gesellten sich Jörg Kettmann, Violine, Cornelia Schumann, Viola und Helmut Branny, Kontrabass hinzu. Die „kleine Besetzung“ erwies sich als ideal für den Raum, und Rösel bewies mit seinen brillanten Solopassagen am Klavier und in kongenialer Gemeinschaft mit den Instrumentalisten, einmal mehr, dass er auf der Höhe seines Könnens ist. Er gastiert noch weltweit und vergisst auch sein treues Publikum in Dresden und Umgebung nicht.

Ingrid Gerk

 

 

 

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