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DRESDEN/ Frauenkirche: STABAT MATER von G. Rossini

Dresden/Frauenkirche: ROSSINI: „STABAT MATER“ 31. 3. 2014

 Einmal im Jahr ist das Philharmonische Orchester Altenburg-Gera aus Thüringen zu Gast in der Dresdner Frauenkirche, um bei der Aufführung eines größeren Werkes mitzuwirken. Zur Eröffnung der neuen Konzertsaison und der österlichen Reihe „Kreuz und Auferstehung“ hatte Frauenkirchenkantor Matthias Grünert das „Stabat Mater“ von Gioachino Rossini gewählt. Eingeleitet wurde die Aufführung von W. A. Mozarts Sinfonie Nr. 40 g-Moll“ (KV 550). Sie passte ihrem Charakter nach durchaus dazu.

 Das Orchester spielte in gewohnter Qualität, in zügigem, aber durchaus angemessenem Tempo, gutem Klang, Mozartscher Leichtigkeit, aber auch mit dem immanenten tragisch-ernsthaften Unterton und vor allem sehr diszipliniert und konform. Die Hörner balancierten die für sie offenbar ungewohnten Klang- und Temperaturprobleme des Raumes geschickt aus.

 Beim „Stabat Mater“ gesellten sich der Chor der Frauenkirche und im Oratoriengesang erfahrene Solisten dazu, wenn auch mit unterschiedlichen Timbres und individueller Auffassung der Musik Rossinis.

 Grünert setzte, einem gegenwärtig allgemeinen Trend zufolge, sehr auf starke Kontraste und vor allem Lautstärke bei Chor und Orchester, was sich in einer Kirche mit Barock-Architektur akustisch nicht gerade günstig auswirkt. Deshalb versuchten die Sängerinnen und Sänger, sich trotzdem mit ihrer Stimme zu behaupten, was auch gelang, aber die Stimmen erschienen im Forte oft weniger klangvoll als gewohnt.

 Die beiden Soprane harmonierten sehr gut miteinander. Das Timbre von Julia Sophie Wagner (Sopran I) kam Rossini sehr nahe, wenn ihre Stimme zuweilen auch leicht flackernd wirkte. Dennoch wurde sie der Partie gut gerecht, wenn auch mit hörbarem Vibrato.

 Jana Reiner (Sopran II), die an gleicher Stelle oft bei Barockkompositionen, u. a. von J. S. Bach überzeugt hat, widmete sich auch Rossini mit der ihr eigenen Gewissenhaftigkeit, Sicherheit und klangvollen Stimme.

 Eric Stokloßa verfügt über einen relativ dunkel gefärbten Tenor und steigerte sich mit dem ihm eigenen Temperament immer mehr in seine Partie. Er sang mit der entsprechenden Würde, guter Höhe und auch der Lockerheit, die Rossinis Musik ausmacht, und überraschte mit einem bemerkenswert langen, ausdrucksvolles Pianissimo.

 Andreas Scheibner widmete sich der Basspartie stimmgewaltig und „verkündete“ den Text fast „bedrohlich wie beim Jüngsten Gericht“ mit einer „Stimme wie aus dem Jenseits“. Bei dem laut tönenden Orchester drang seine Stimme erfolgreich durch, aber nur in den Piano-Passagen erlangte sie die bei ihm gewohnte Klangschönheit.

 Bei allen Solisten war trotz Unterschiedlichkeit ein ernsthaftes Bemühen um eine optimale Ausführung zu erkennen, um dem Werk nach bestem Vermögen gerecht zu werden, was in den Solistenquartetten zu schöner Ausgeglichenheit – auch mit dem Orchester – und guter Klangqualität führte.

 Durch die ungewöhnlich große Lautstärke verloren auch die Stimmen im Chor sehr an ihrer sonstigen Klangschönheit. Dem Publikum hat’s trotzdem gefallen. Weniger Lautstärke wäre aber wesentlich mehr an Wirkung gewesen. Das hat Christian Thielemann mit der Sächsischen Staatskapelle schon mehrfach bewiesen.

Ingrid Gerk

 

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