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DRESDEN/ Frauenkirche: MUSIK VON C.E.WEINLIG – Eine Entdeckung

Dresden/Frauenkirche: MUSIK VON C. E. WEINLIG – EINE ENTDECKUNG – 27. 10. 2013

 Es ist ein Verdienst von Matthias Grünert, dem Kantor der Frauenkirche, neben dem gebräuchlichen Repertoire auch immer wieder wenig bekannte Komponisten oder sehr selten oder bisher gar nicht aufgeführte, durchaus aber hörenswerte und interessante Werke in seine Programme aufzunehmen und die Konzertbesucher damit zu überraschen.

 Im jüngsten Sonntagskonzert standen zwei Werke des ehemaligen Dresdner Kreuzkantors und Organisten der Frauenkirche Christian Ehregott Weinlig (1743-1813) auf dem Programm, dem Onkel und Lehrer des einstigen Leipziger Thomaskantors Christian Theodor Weinlig (1780-1842), der Richard Wagner die ersten Schritte auf dem Gebiet der Komposition beibrachte, und unter dessen Obhut Wagner (wohl mehr als Studienübungen) kleine Motetten schrieb, die hin und wieder sogar aufgeführt werden.

 Eine andere gute Idee ist, Bachkantaten und andere Werke wie ein kleines Jubiläum (etwa) zu dem Datum oder Anlass aufzuführen, wofür sie geschrieben wurden. So wurde, jetzt kurz vor dem  Reformationsfest (31.10.) als zentrales Werk J. S. Bachs Kantate „Gott der Herr ist Sonn und Schild“ aufgeführt, die er 1725 zu diesem Anlass komponierte, umrahmt von Weinligs Kantate für Tenor, Chor und Orchester „Wir bringen Jehova in jauchzenden Chören“ und seinem „Psalm 95“, zwei Werke, die man einmal gehört, nicht mehr missen möchte. Es sind sehr gefällige Kompositionen mit eingängiger Melodik und ansprechender Klangwirkung, die – im empfindsamen Stil – schon den Geist der Wiener Klassik atmen, aber auch ihre Wurzeln in der Barockmusik nicht ganz verleugnen.

 Weinligs Kantate erinnerte zu Beginn fast an Haydns „Schöpfung“ und ist durchaus geeignet, das musikalische Repertoire zu bereichern.  Das bewährte ensemble frauenkirche aus Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle Dresden wirkte hier, wie auch in den beiden anderen Werken, als ein sicheres, klangschönes Fundament mit schönen Streichern und sehr guten Bläsern.

 Der Chor der Frauenkirche sang zuverlässig und steigerte sich (besonders später im „Psalm 95“) zu Klangfülle und Ausgeglichenheit.

 Eric Stokloßa gestaltete das längere Rezitativ in Weinligs Kantate sehr sicher und mit entsprechendem Ausdruck. Er sang auch die Tenor-Arie sehr kultiviert und mit viel Stilgefühl.

 Die Konzerte am Sonntag-Nachmittag geben oft auch jungen Sängerinnen und Sängern Gelegenheit, als Solisten mitzuwirken. So sangen außerdem in der Bach-Kantate und dem sehr beeindruckenden „Psalm 95“: Katja Fischer mit schöner, heller Sopranstimme, Mandy Patricia Schmid mit angemessen tragender Altstimme und Sebastian Richter, Bass.

 Dieses kleine, ansprechende Konzert war eine schöne Bereicherung für die Konzertbesucher und ein Bildungserlebnis für Kenner und Liebhaber.

 Ingrid Gerk

 

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