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DRESDEN/ Frauenkirche: JOHANNESPASSION von J.S.Bach

Dresden/Frauenkirche: “JOHANNESPASSION“ VON J. S. BACH – 29.3.2013

 Wie auf den Kupferstichen musikalischer Aufführungen der Renaissance- und Barockzeit war der Kammerchor der Frauenkirche entsprechend der Doppelchörigkeit in J. S. Bachs „Johannespassion“ als zwei getrennte Chöre aufgestellt, was sich auch akustisch sehr günstig auswirkte. Der immer zuverlässige Chor war in bester Verfassung und steigerte sich während der Aufführung zur Höchstform. Besonders beeindruckten immer wieder die ursprünglich schlichten, von Bach aber mit Singstimmen und Instrumenten barock umspielten, Choräle in ihrer klaren Linienführung, die, wie besänftigend, unmittelbar auf die bewegten Volkschöre (turbae) folgten.

 Sehr positiv wirkte sich in dieser Richtung auch aus, dass sich die Solisten schon während der vorherigen „Nummer“ lautlos zu der Stelle ihres solistischen Auftrittes bewegten, so dass die kontrastierenden Übergänge zwischen Soli und Chor, Gesang und instrumentalen Passagen nicht durch „organisatorische“ Pausen unterbrochen wurden und sehr schön zur Geltung kommen konnten. Es trug wesentlich zum beeindruckenden Gesamteindruck der Aufführung bei.

 Zusammen mit dem Ensemble Frauenkirche bildete der Chor das bestimmende Moment dieser Aufführung. Die kammermusikalische Besetzung bei beiden erwies sich als völlig ausreichend und füllte den Kirchenraum in schöner Weise.

 Die beiden versierten Solistinnen Jana Reiner und Britta Schwarz setzten die solistischen Glanzpunkte. Die schon sehr oft an dieser Stelle mit ihrer klaren und klangvollen Stimme beeindruckende Jana Reiner schien in bester Form zu sein, so dass die makellos gesungenen Sopran-Arien zur idealen Wiedergabe wurden.

 Sehr innig, mit ihrer warmen, samtenen Altstimme sang Britta Schwarz die Alt-Partie und brachte den Zuhörern die Tiefe der Bachschen Musik nahe.

 Die Partie des Evangelisten hatte Albrecht Sack, Mitglied des renommierten Rundfunkchores Leipzig, übernommen. Er verfügt über die entsprechende stilistische Sicherheit und gutes Gestaltungsvermögen. Mit sauberer Intonation, guter Textverständlichkeit und entsprechender Kondition steigerte er sich in seine Aufgabe, so dass man sich auch an seine Stimme gewöhnen konnte. Lyrische Passagen wie die Arie „Mein treuer Heiland lass dich fragen“ lagen ihm gut. Die „Geißelungsszene“ gestaltete er nach barocker Art beeindruckend lautmalerisch. Allerdings verlor sich bei den Arien zuweilen mancher Ton.

 Mit dunkel gefärbter Bassstimme sang Eric Fergusson die Vox Christi. Die Bass-Arien und „Nebenrollen“ hatte Marcus Niedermeyr (Bachpreisträger Leipzig 1998) übernommen. Nur bei der Arie „Eilt, ihr angefochtnen Seelen“ eilte ihm das Orchester davon, so dass manches von Bachs bewegender Musik nicht mehr zu hören war.

 Eine sehr schöne Lösung fand das Ensemble Frauenkirche für die instrumentale Untermalung des Bass-Ariosos „Betrachte, meine Seel“ und der Tenor-Arie „Erwäge …“. Anstelle der meist verwendeten Viola d’amore begleiteten zwei Violinen con sordino zusammen mit der Laute in getrennter Aufstellung die Solisten, was nicht nur optisch, sondern auch akustisch von besonderem Reiz war.

 Im „Reigen“ der zu dieser Zeit sehr zahlreichen Aufführungen von „Matthäus-“ und „Johannespassion“ gehörte die sehr lebendige Aufführung der „Johannespassion“ unter Matthias Grünert zweifellos zu den besonders beeindruckenden.

 Ingrid Gerk

 

 

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