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DRESDEN/ Frauenkirche: FESTLICHER TROMPETENGLANZ IN DER 303. SONNTAGSMUSIK

16.04.2018 | Konzert/Liederabende

Dresden/Frauenkirche: FESTLICHER TROMPETENGLANZ IN DER 303. SONNTAGSMUSIK 15.4.2018

Da die Sonntagsmusik in der Dresdner Frauenkirche fast jeden Sonntag stattfindet, ist man inzwischen schon bei der 303. angekommen. An diesem sonnigen Frühlingstag, der durch die Fenster noch bis in den Kirchenraum schien und eigentlich zum Aufenthalt im Freien verlockte, wurden die Besucher, die sich dennoch für die Musik entschieden hatten, mit festlichem Trompetenglanz belohnt, gestaltet von Matthias Schmutzler, dem Solotrompeter der Sächsischen Staatskapelle Dresden, den einst Giuseppe Sinopoli an diese Position geholt hat, und Matthias Grünert, dem ersten Kantor der wiedererrichteten Frauenkirche, als mitgestaltendem Begleiter an der Orgel auf gleicher Wellenlänge.

Grünert steuerte außerdem zwei reine Orgelkompositionen bei. Für „Präludium und Fuge C‑Dur“ (BWV 541) von J. S. Bach wählte er ein ziemlich rasches Tempo, da auch Bach seine Orgel- und Cembalowerke in sehr raschem Tempo vorgetragen haben soll, wobei man nicht genau weiß, wie schnell Bach wirklich gespielt hat. Bei der „Sonatina in C“ per Offertorio e postcommunio“ von Padre Davide da Bergamo erinnerte Grünerts Registerwahl an den Klang der Trompete und stellte somit eine schöne Verbindung zu den gemeinsam interpretierten Kompositionen für Trompete und Orgel her.

Matthias Schmutzler, ein sehr vielseitiger, genialer Trompeter, gehört zu den Musikern, die eher zurückhaltend und im Stillen wirken, obwohl sein technisch versiertes, makelloses Spiel und seine Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit den berühmten Weltklasse-Trompetern in nichts nachstehen. Sein unverwechselbarer, sehr festlicher Klang „versetzt die Seele in Schwingungen“. Sein Repertoire reicht von der Klassik bis zu Brass und gutem Jazz, wobei die Klassik den unbestrittenen Schwerpunkt bildet.

Erst kürzlich fügte er im 7. Symphoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle unter Christian Thielemann der 3. Symphonie von Gustav Mahler mit seinem grandiosen, blitzsauberen, ausdrucksvollen Posthorn-Solo zu Elīna Garančas Solopart ein zweites Glanzlicht hinzu und setzte der Symphonie das „i‑Tüpfelchen“ auf.

In dieser Sonntagsmusik widmete er sich mit Matthias Grünert an der Orgel ausschließlich internationaler Barockmusik des 17./18. Jh. mit bekannten und kaum bekannten Werken und Komponisten und erfüllte die Frauenkirche mit seinem Trompeten(wohl-)klang. Von forschem Trompetenspiel über sehr festlichen, fröhlichen Klang bis zu getragenem, besinnlichem Ausdruck war alles vertreten. Selbst bei diesen kleinen Stücken setzte Schmutzler vieles von seinem großen Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten ein und präsentierte vieles von der großen Bandbreite seines Könnens.

Neben Originalkompositionen für Trompete und Orgel bekannter Meister wie Henry Purcell, von dem „The Queen’s Dolour – A Farewell (Z.670), dem Stück entsprechend, sehr getragen, musiziert wurde und Johann Ludwig Krebs, einem Schüler Johann Sebastian Bachs, von dem Bach scherzhaft meinte, dass „in seinem Bach nur ein einziger Krebs gefangen“ sei und der mit der „Choralbearbeitung über ‘Herzlich lieb hab ich dich‘ “ vertreten war, sowie unbekannter Komponisten wie Simon Stubley, bei dessen „Voluntary in C“ der Klang beider Instrumente zu einer genialen Einheit verschmolz, und John Alcock the elder, dessen „Voluntary D‑Dur“ erklang, wurden auch zwei Bearbeitungen für beide Instrumente von zwei böhmischen Musikern gespielt: von Pavel Joseph Vejvanovsky, dessen Werke auch am Dresdner Hof aufgeführt wurden, die “Sonate g-Moll“ und von Heinrich Ignaz Franz Biber, der in Salzburg wirkte, die „Sonate in C-Dur.

Obwohl es nur ein kurzer musikalischer Nachmittag mit kleineren Kompositionen wie kleine, feine Miniaturen war, hinterließ er doch in seiner Vielseitigkeit trotz Beschränkung auf eine einzige musikalische Epoche einen nachhaltigen Eindruck.

Ingrid Gerk

 

 

 

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