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DRESDEN/ Frauenkirche: DIE 12 CELISTEN DER BERLINER PHILHARMONIKER

Dresden/Frauenkirche: DIE 12 CELLISTEN DER BERLINER PHILHARMONIKER – 27.9.2014

 Schon Pablo Casals träumte von einem reinen Cello-Orchester. Seit 42 Jahren gibt es nun Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker, zu deren Gründung 1972 eine Rundfunkproduktion des „Hymnus“ von Julius Klengel den Anstoß gab. Seitdem spielte sich diese Cellogruppe von Erfolg zu Erfolg und wird weltweit begeistert aufgenommen. Den Gründungsmitgliedern folgten inzwischen jüngere Cellisten nach und man müsste jetzt „Die 2 Cellistinnen und 10 Cellisten“ sagen, aber das ist Nebensache in Anbetracht der klanglichen und virtuosen Qualitäten, die immer weitergegeben wurden und sich bis heute erhalten haben, was auch mit dem Konzert in der Dresdner Frauenkirche nur bestätigt werden kann.

Mag die Akustik der Frauenkirche auf manchen Plätzen problematisch sein. Bei Cello – ob solo oder zu zwölft – gibt es erstaunlicherweise keine Probleme. Ein Arrangement von J. S. Bachs „Brandenburgischem Konzert Nr. 6“ (BWV 1051) stand an Klangfülle der originalen Kammerorchesterbesetzung in nichts nach. Der Klang war anders, aber interessant und auf seine Art schön. Der Charakter des Werkes mit seiner Klangfülle und Klangschönheit war erhalten geblieben, sowohl im Arrangement als auch in der Ausführung. Das gerade richtige Tempo und die nicht vordergründige, aber durchaus wahrnehmbare, barocke Stufendynamik verliehen der Aufführung Vitalität und Frische. Die zwei, im Duett konzertierenden, Celli überraschten durch ihren warmen Ton und große Innigkeit.

 Beim „Ave Maria“ aus „Quattro pezzi sacri“ von Giuseppe Verdi mussten die Musiker auf ihren wohl verdienten Beifall verzichten, so sanft und innig war es vorgetragen und leise verklungen, dass niemand zu applaudieren wagte.

Bei einigen Arrangements war der eine oder andere Cellist der Gruppe beteiligt, andere Arrangements stammten direkt von Mitgliedern der 12  Cellisten, die genau wissen, worauf es ankommt. Die 6 Sätze aus Robert Schumanns „Waldszenen“ (op. 82): „Eintritt“, „Jäger auf der Lauer“, „Einsame Blumen“, „Verrufene Stelle“, „Jagdlied“ und „Abschied“, in deren Arrangement der Charakter der einzelnen Stücke wunderbar erfasst war, wurden entsprechend von den Celli umgesetzt. Einige Celli ersetzen voll und ganz die Klangschönheit von Violinen. Hier galt das gleiche wie bei Transkriptionen von Werken Bachs. Es kommt nicht auf das oder die Instrument(e) an, sondern wie es umgesetzt und wiedergegeben wird.

In eine ganz andere Klangwelt führte die „Pavane pour une infante défunte“ von Maurice Ravel. So vollendet und mit Hingabe gespielt, war sie dazu angetan, dem Komponisten und den 12 Cellisten neue Freunde zu gewinnen.

Klangschwelgerisch, leidenschaftlich und mit viel Gefühl folgte das im 2. Satz von Antonín Dvoráks „Cellokonzert h-Moll“ (op. 104) zitierte Lieblingslied seiner Schwägerin „Lasst mich allein“, in die er einst heimlich verliebt war und die kurz nach Vollendung des Werkes starb.

 Für das internationale Publikum haben die 12 Cellisten auch immer einen aufgelockerten Teil im Gepäck: die Filmmusik zu „Schindler’s List“ von John Williams (* 1932) und von Astor Piazzolla (1921-1992) „La Muerte del Angel – La Resurrección del Ángel“ aus der „Engeltrilogie“ sowie von Heitor Villa Lobos (1887-1959) aus „Bachianas Brasileiras Nr. 1“ „Modinha – Embolada“, bei dem die Cellisten zur Freude des Publikums ihr Temperament ausleben konnten.

 Natürlich gab es auch eine mit gefühlvoller Leidenschaft „zelebrierte“ Zugabe, die Jean Francaix vor über 40 Jahren für die Gruppe schrieb.

 

Ingrid Gerk

 

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