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DIE MET IM KINO: GÖTTERDÄMMERUNG im Wiener „Cineplexx“

12.02.2012 | KRITIKEN, Oper

Cineplexx-Kinos: MET IM KINO:“ GÖTTERDÄMMERUNG“  UNTER FABIO LUISI ( 11.Februar 2012)

Wagners „Ring des Nibelungen“ ist so aktuell wie schon lange nicht – doch die Met bietet ein nettes, durchaus modernes Märchen (Regie Robert Lepage/Bühne Carl Fillion) inklusive dem Roboter-Ross Grane, auf dem Brünnhilde in den Weltuntergang reitet, samt  wasserrutschenden Rheintöchtern und bärenjagenden Gefolgsleuten vom Parade-Bösewicht Hagen. Und auch musikalisch wird eine solide, vom vokalen her sehr attraktive Götterdämmerung geboten, keine Sternstunde, kein „Jahrhundert-Ring“, aber auch kein Flop. Und das ist bei diesem Stück doch viel.

Fabio Luisi ersetzt also James Levine – auch bei den nächsten Premieren und Wiederaufnahmen mit Anna Netrebko und Natalie Dessay wird dies der Fall sein. Er legt das Mammut-Werk sehr breit, im ersten Akt zu breit an. In der „Fluch-Szene“ im 2.Akt bekommt die „Götterdämmerung“ endlich Profil, doch schon im Trauermarsch verspielt er wieder viel. Er möchte ohne Pathos, ohne die gewohnte Architektur diesen Höhepunkt ausmusizieren. Und  bewirkt nur eine unfreiwillige Irritation. Immerhin musiziert er den Schlussgesang der Brünnhilde – großartig Debora Voigt – besonders ausladend, „erlösend“ und musikalisch intensiv. Und versöhnt für so manche Schwachstelle im Ring, der auf sein Konto ging. Immerhin hatte diese „Götterdämmerung“ vokal sehr viel zu bieten. Deborah Voigt kann am 3.Tag des Ringes alle Vorzüge ausspielen: sie ist eine Brünnhilde mit Charme und fraulicher Ausstrahlung und die Stimme verfügt über die entsprechenden Potenzen (inklusive Höhe und Mittellage). Zum Unterschied zum Siegfried wirkt sie nie überfordert und bewahrt ihre sieghafte Strahlkraft bis zum Finale.

Ausgezeichnet auch wieder der Siegfried von  Jay Hunter Morris. Der Texanische Tenor singt zwar schon seit über 10 Jahren,  hat sich  aber erst über den Met-Siegfried in die erste Reihe der Heldentenöre katapultiert. Er verfügt über einen mächtigen Körper, eine gut sitzende Tenor-Stimme und vermittelt so viel lausbubenhaften  Naturburschen-Charme, dass man speziell im Kino das „Gerangel“ um seine Person  gut versteht.

Der dritte im Bunde ist  der Hagen von  Hans-Peter König. Der deutsche Bass läuft in dieser Rolle zur Höchstform auf. Seine Mannen-Szene im 2.Akt (Hoiho!)  wird zur Schlüsselszene dieser Wagner-Vorstellung. König erinnert an Josef Greindl – ohne dessen nasale Grundfärbung zu haben. Und auch in der Szene mit seinem Vater  ( mit dem „farbigen“ Alberich Eric Owens) besticht er durch Wortdeutlichkeit und Vortrags-Schärfe. Zum Höhepunkt der Aufführung wird jedoch die Begegnung von Brünnhilde und Waltraute, die von der Namensvetterin Waltraud Meier ideal verkörpert wird. Hier kämpft eine heroische Schwester der Wotantstochter erfolglos gegen das Schicksal an.  Hervorragend auch das Gibichungen-Paar Jain Paterson (Gunther) und Wendy Bryn Harmer (Gutrune). Der britische Bass-Bariton hat ein ausgeprägtes Timbre, die Stimme sitzt gut, und sein psychologisches Porträt eines schwachen Herrschers beeindruckt. Man kann von ihm noch viel erwarten. Und das gleiche gilt für die Gutrune der Kalifornierin Wendy Bryn Harmer. Sie hat nicht zufällig den  Leonie Rysanek-Preis der George-London-Stiftung gewonnen und erinnert in Aussehen, im engagierten Spiel und mit  der üppigen Stimme an die einstige Parade-Sieglinde,Tosca und Kaiserin. Und genau in diesen Rollen möchte man die junge Gutrune auch hören.

Von den Rheintöchtern sollte man sich die Namen  von Elizabeth Bishop und Maria Radner (Woglinde und Wellgunde) merken sowie die 3.Norn, die mit der deutschen Heidi Melton ideal besetzt war.  Der Met-Ring – insbesondere die Götterdämmerung – ist in musikalischer Hinsicht  also mehr als  respektabel. Und die modisch-technisch-naive Inszenierung verdirbt nichts. Und das ist beim Ring nicht selbstverständlich!

Peter Dusek

 

 

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