Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

DESSAU: RHEINGOLD – „Bauhaus-Ring“

01.02.2015 | Oper

Dessau: RHEINGOLD am 30.1.2015   

rein1
Ulf Paulsen (Wotan), Javid Samadov (Donner), Anja Schlosser (Erda), Abrecht Kludszuweit) Loge. Foto: Claudia Heysel)

 In Dessau wurde jetzt der sog. „Bauhaus-Ring“ mit dem Rheingold abgeschlossen. Dieser in Anlehnung an die Bauhaus-Stadt Dessau entstandene Ring wurde erstmals von hinten nach vorne inszeniert, d.h. mit  ‚Götterdämmerung‘ begonnen, dann hat sich das Regieteam über Siegfried und Walküre jetzt zu ‚Rheingold‘, eigentlich das Vorspiel des Bühnenfestspiels, vorgearbeitet. Sinn dieses Vorgehens war die Bewußtmachung der gedanklichen, philosophischen und textlichen Entstehungsgeschichte, wie sie Wagner selber durchlaufen hat. Ob die für Mai/Juni geplanten zusammenhängend kompletten Ringe aber auch im ‚Krebsgang‘ vollzogen werden, konnte der Rezensent im Moment noch nicht in Erfahrung bringen.

 Die Hauptkriterien der Inszenierung von Noch-Intendant André Bücker wurden auch bei ‚Rheingold‘ durchgehalten Ein Rundhorizont, auf dem im Entstehen begriffene Zeichnungen oder Gemälde abgefahren werden  (Frank Vetter, Michael Ott), die auch bis an die Seiten vorgezogen werden; ein diesmal mittiger ‚Kothurn‘ in Form eines auf Treppen erklimmbares Bauhaus-Teil, das sich später natürlich als die Riesen-Burg herausstellt (Bühne: Jan Steigert); dazu die einheitlich weiße Kostümierung von Suse Tobisch, die in vielgestaltigen Varianten, vom Arzt-Kittel des Alberich bis zu den langen Brautjungfernkleidern der Rheintöchter wieder phantastisch, z.T.“bauhausmäßig“ ausfielen. Eine diesmalige Besonderheit war, dass die lebhaften Auseinandersetzungen durch weiße Schattenspiele auf dem Rundhorizont-Prospekt, aber nicht 1:1, verdoppelt wurden. Das unterstrich den lebhaft kommunikativen Gestus des als Kammerspiel bezeichneten Vorspiels. Bestens gelungen ist auch die Nibelungenszene mit in weiße Tuniken gesteckten Kindern, die anstatt Gold zu schürfen wie in einer Schulklasse kunstvoll Folien bearbeiteten und somit wie Sciptgirls bei einem Film zum Einsatz kamen. Später werden die goldenen Filmrollen von Alberich in einer Zwangsjacke heraufbefohlen.

 Antony Hermus und die Anhaltische Philharmonie Dessau verstehen es über die gesamte Länge musikalische Spannung aufzubauen und zu halten. Ein ganz langsam sich einschwingendes Rheinmotiv schiebt die Handlung nach und nach an. Später erreichen auch die Blechbläser goldene Wucht. Die sehr fahle hingetupfte Begleitung bei der Alberich- Verfluchung spitzt sich äußerst dramatisch zu und geht wieder in eine  fast plauderhafte kommunikative Stimmung über.

rei2
Rita Kapfhammer (Fricka), Ulf Paulsen (Wotan), David Ameln (Froh), Javid Samadov (Donner), Angelina Ruzzafante (Freia). Foto: Jan Pieter Fuhr

 Ein stimmlich ausgewogenes Rheintöchterterzett stellen Katharina Göres, Jagna Rotkiewicz und Anne Weinkauf, die bei ihrer ‚Reprise‘ als gealterte Frauen vor zur Rampe schreiten, um im Klagegesang die stolzen Götter zu konterkarieren. Wuchtige Riesen sind Stephan Klemm /Fasolt mit liedhaft timbrierten Momenten und Dirk Aleschus/Fafner mit markantem, der Situation angepasstem Bass. Den Mime singt Ivan Tursic als Klassenlehrer der Nibelungen sehr rollendeckend, während Stefan Adam/Alberich von Anfang an/Rheintöchter einen eher verträumten Looser verkörpert, der fast weinerlich wirkt und mit prächtigem, intelligent geführtem Bassbariton überzeugt. Bei den Göttinnen kommen Rita Kapfhammer/Fricka, Angelina Ruzzafante/Freya und Anja Schlosser/Erda zu prägnanten Kurzeinsätzen, während die Götter mit einem agilen, vielleicht bei den stimmlichen Übergängen nicht so souveränen Albrecht Kludszuweit/Loge, David Ameln/Froh und Javis Samadov/Donner präsent reüssieren.

Der Wotan des Ulf Paulsen hat einen in der Tiefe markant fundierten Bassbariton aufzubieten. Sein Spiel, schwarzäugig und mit Augenklappe, ist nachhaltig verschlagen. Auf ihn zentriert sich auch die Personenregie in Bezug auf seine ‚Satelliten‘ Fricka, Loge und Erda. Seine Pose ist immer herrisch und eindrücklich, wobei er auch gesanglich in der Hochgestimmtheit seines Timbres (Ring-Inbesitznahme, Verliebtheit in Erda) über sich hinauswächst.                 

 Friedeon Rosén

 

Diese Seite drucken