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DER BLUNZENKÖNIG

23.08.2015 | FILM/TV, KRITIKEN

FilmCover Blunzenkönig~1

Ab 27. August 2015 in den österreichischen Kinos
DER BLUNZENKÖNIG
Österreich / 2015
Regie: Leo Bauer
Mit: Karl Merkatz,
Inge Maux, Andreas Lust, Jaschka Lämmert, Alexander Jagsch, Joseph Lorenz u.a.

Der Name Karl Merkatz ist punziert – mit „Mundl“ einerseits, „Bockerer“ andererseits, und wenn das Kinopublikum beim „Blunzenkönig“ etwas in der einen oder anderen Art erwartet, ist das ja ein Argument, ins Kino zu gehen. Laut und heftig und möglichst ordinär hat er jedenfalls zu sein, der Merkatz.

Der „Blunzenkönig“ von Regisseur Leo Bauer will es allerdings um eine Spur anspruchsvoller, was die Figur angeht – eine echte Geschichte um einen alten Mann, dem, wie so vielen seiner Generation, nicht nur das Abtreten schwer fällt, sondern der die „neue Zeit“ auch nicht so richtig in seine Welt hineinlassen will. Kurz, eine Alltagsgeschichte, alltäglich rund um uns zu erleben.

Was den „Blunzenkönig“ betrifft, irgendwo in einem Ort im Weinviertel, so hat er seine Sachen schon sehr herunterkommen lassen: die Schlachterei ist praktisch nicht mehr existent, wenn es auch zum alljährlichen „Sautanz“ der armen alten Sau an den Kragen gehen soll (dem Kinobesucher zieht sich von Anfang an das Herz im Leib zusammen, so lieb gewinnt man das sympathische Viecherl). Und die Wirtsstube ist so verrottet, dass ohnedies nur noch die allerältersten Stammgäste (Toni Slama als Pfarrer und Peter Strauß als Weinbauer) ihre Nase hereinstrecken.

Offenbar hat die wunderbare Rösli, die als unentbehrliche Haushälterin und Frau für alles dennoch vergebens auf den Heiratsantrag des Alten wartet, sich nicht durchsetzen können: Inge Maux gibt ihr auch so viel Seele, dass man weiß – die kann nicht auf den Tisch hauen, die wird schweigend versuchen, alles zum Guten zu wenden.

Vater und Sohn Franzl (Andreas Lust) prallen regelmäßig zusammen, auch das hat das Drehbuch von Christoph Frühwirth aus dem Leben gegriffen. Der Alte will, dass der Junge den Betrieb übernimmt (natürlich ganz im alten Sinn), der Junge will viel lieber eine Weltreise machen und verdient sein Geld beim Kistenschupfen in der Bauhandlung, weil das Wirtshaus ohnedies kein Geld abwirft…

Zwei Katastrophen schleichen sich per Drehbuch ein, von denen die erste – na ja, damit kann man leben. Ein Quickie alter Schulfreunde am Küchentisch (beteiligt: Jaschka Lämmert als Charlotte), und schon sind die Folgen da und man muss eine gemeinsame Zukunft planen. Und der Besuch des neuen Inspektors vom Gesundheitsamt (Joseph Lorenz), der sich nicht wie sein Vorgänger im Wortsinn mit einer Blunzen abspeisen lässt…

Also, zusperren oder unter neuer Führung aufmachen, wo dann der Bank-Schackl (Alexander Jagsch), der für die Weltreise keinen Kredit gäbe, schon Geld vorschießt – die Region muss aufgerüstet werden und dergleichen. Na ja, und letzte Problematik: Die neue Schwiegertochter ist nicht etwa nur Vegetarierin, sondern sogar vegan, und das kommt schwer zusammen mit einem Fleischhauer.

So richtig ist die Einsicht des Alten für das nötige Happyend nicht glaubhaft, aber das Drehbuch schreckt ihn ja gewaltig, mit Zusammenbruch, Spital und Visionen, sich selbst im Sarg liegen zu sehen. Das ist eine Einsicht, die seit „Jedermann“ funktioniert, die Sau darf auch weiterleben, und so wird halt alles gut, wie im Kino so oft, im Leben so selten.

Der Unterhaltungsfaktor des Films ist vorhanden, aber nicht von schriller Lustigkeit, die Problematik webt sich fest in die Handlung ein, fast wird eine (milde) Milieu- und Sozialstudie daraus. Und Merkatz und Inge Maux sind ohnedies Schauspieler, denen man wirklich gebannt zuschauen kann, so sehr verbindet sich Persönlichkeit mit Handwerk. Also, Mundl ist es keiner, aber Merkatz, und das sollte seinem Publikum genügen.

Renate Wagner

 

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