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DAS VERSCHWINDEN DER ELEANOR RIGBY

24.11.2014 | FILM/TV

FilmPlakat Verschwinden d E Rigby 400

Ab 28. November 2014 in den österreichischen Kinos
DAS VERSCHWINDEN DER ELEANOR RIGBY
The Disappearance of Eleanor Rigby / USA / 2014
Drehbuch und Regie: Ned Benson
Mit: Jessica Chastain, James McAvoy, Isabelle Huppert, William Hurt, Ciarán Hinds, Viola Davis u.a.

Der Beginn ist verwirrend. Eben noch turtelt ein Paar nach allen Regeln der Kunst. Dann sieht man, wie die Frau auf eine Brücke klettert und ins Wasser springt. Wenig später zieht sie mit gebrochenem Arm bei ihren Eltern ein – die Mutter scheint so wenig erfreut, dass man sie erst für die Stiefmutter hält. Es dauert einige Zeit, bevor man sich in der Welt der Eleanor Rigby zurechtfindet, aber so richtig Nerven zerreißend spannend ist es ja nicht, was sich da die nächsten zwei Stunden abspielt.

Eleanor Rigby konnte offensichtlich nicht ertragen, dass ihr Mann nach dem Tod des gemeinsamen kleinen Sohnes versucht hat, zur Normalität zurück zu kehren. Er, Conor, ist James McAvoy, so charismatisch wie immer, wenn er auch einen recht unentschlossenen Menschen darstellt, der mit einem Kollegen auch weiterhin eine Bar führt, nicht sehr erfolgreich allerdings, während sein einsamer Vater (Ciarán Hinds) beruflichen Erfolg hat – und auch nicht glücklich ist. Conor trauert Eleanor nach, weiß aber offenbar nicht, was er tun soll.

Eleanor weiß es noch weniger. Wenn Jessica Chastain nicht wäre, diese wirklich außerordentliche Schauspielerin, die Rothaarige ohne Sex-Flair, aber mit einem Übermaß an Seele und differenzierten Ausdrucksmöglichkeiten, man wüsste nicht, warum man innerlich bei der Stange bleiben sollte.

Sie kommt zu Papa und Mama. Der Vater (William Hurt) ist Psychiater, aber für einen Vertreter dieser Zunft ganz außerordentlich verinnerlicht und völlig ratlos, was er mit der Tochter anfangen soll. Die Gattin ist Französin, nie ohne ein Glas Wein in der Hand anzutreffen, und Isabelle Huppert bringt hier kein flirrendes europäisches Flair ein, sondern ist kühl und distanziert zu allen und jedem. Sie will die Tochter am liebsten nach Paris schicken (was vielleicht keine schlechte Idee wäre) – im Haus möchte sie sie nicht unbedingt haben, das ist klar. Welche Funktion die Schwester (Jess Weixler als Katy) mit ihrem kleinen Sohn in der Familie einnimmt, wird absolut nicht klar.

Und was Eleanor will, auch nicht. Sie geht zurück auf die Uni, da sie gegen 30 zu sein scheint, ist sie dort nicht wirklich heimisch, Viola Davis als Professor Friedman liefert kühle Pointen ab, ist aber auch keine Bezugsperson.

Ja, und was jetzt? Nichts jetzt. Zielloses Herumgeziehe aller. Einsichten oder Erkenntnisse kann man nicht mitnehmen. Wenn Menschen gezeigt werden, die nicht wissen, was sie wollen und sollen, darf das keineswegs im Rahmen eines Filmes geschehen, der seinerseits nicht weiß, was er will, und mit seinen nicht greifbaren Hauptfiguren herumschwankt. Handlungsmäßig tritt der Film auf der Stelle – bis zum gänzlich vagen Happyend, das ja nach mühseligem Warten kommen muss.

Das Ganze wirkt intellektuell aufgeplustert, wichtigmacherisch und ist nur eine Seifenblase, die zerspringt, wenn man sie nur etwas näher betrachtet. Wie gut, dass Jessica Chastain dem Regisseur Ned Benson, mit dem sie früher liiert war, so viel Treue bewahrt hat, um in diesem seinem ersten Film mitzuwirken. Sonst hätte er mit seiner schrägen, substanzlosen Story nämlich keine Chance gehabt, je die Filmleinwand zu erreichen…

Fazit: Man sieht wirklich großen Schauspielern zu und wünschte sich, dass das Drehbuch mehr reflektierte als allgemeine Ratlosigkeit.

Renate Wagner

 

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