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DAS GRENZT AN LIEBE

02.11.2014 | FILM/TV

 

FilmPlakat Das grenzt an Liebe 400

Ab 7. November 2014 in den österreichischen Kinos
DAS GRENZT AN LIEBE
And So It Goes / USA / 2014
Regie: Rob Reiner
Mit: Michael Douglas, Diane Keaton, Sterling Jerins u.a.

Er: charmantes Ekel, sie: die nicht ganz einfache, aber herzensgute und seelenliebe ewige Stadtneurotikerin. Gespielt von Michael Douglas und Diane Keaton in einem jener Filme, die man nun auf die ältere Generation zuschneidet. Ob die (die Zuschauer nämlich) allerdings so doof ist, wie es die Drehbücher oft sind, möchte man dahingestellt lassen. Am Ende hält man sich an die Schauspieler, die quasi als Meisterpianisten, die sie sind, ein Kinderliedchen klimpern… Was immer noch mehr ist, als man sonst oft auf der Kinoleinwand geboten bekommt.

Aber so richtig viel und gut ist es nicht, was sich Betulichkeits-Regisseur Rob Reiner hier ausgedacht hat. Jeder grumpelige alte Mann sollte – dies ist ja wohl die Moral der Geschichte? – schleunigst unerwartet Opa werden, dann entdeckt er seine weichen Seiten, wird nicht nur erträglich, sondern begehrenswert und darf zum Happyend heiraten. Wetten, dass das selbst in Amerika nicht so oft passiert. Und so richtig glaubwürdig ist es auch im Kino nicht.

Was soll’s. Michael Douglas, der immer mehr aussieht wie Papa Kirk, sprich: nicht mehr so hübsch, wie er einst war, aber mit einem Charaktergesicht, spielt den zu allen Leuten unfreundlichen Immobilienmakler Orin Little, der vor allem sein eigenes Luxushaus verkaufen will. Er selbst lebt in einem kleinen Anwesen, das ihm gehört, mit drei anderen Parteien – Tür an Tür mit der verwitweten Leah, die abends in einer Bar singt, die eine ideale, hilfsbereite Nachbarin für alle ist und mit der Orin natürlich ebenfalls nicht auskommt.

Bis er sie ganz dringend braucht. Denn da steht sein Sohn Luke (Scott Shepherd) vor der Tür, verkündet, dass er – ganz unschuldig, wir wissen, dass es so ist – ins Gefängnis muss und niemandem für seine zehnjährige Tochter hat. Natürlich ist diese Sarah (Sterling Jerins), wie die Kinder im Kino ja immer, bildhübsch und entzückend, aber wenn Leah nicht wäre, die sich ihrer vollinhaltlich annimmt und zur „Oma“ wird… (Kleines Detail am Rande nur: die Mutter der Kleinen wird anfangs gesucht, um sie dort abzuladen, aber als sie sich als besoffene Latina herausstellt, dreht man ihr den Rücken und sie kommt nicht mehr vor. Dafür sind ein paar sympathische Afro-Amerikaner im Geschehen, man kann ja nicht vorsichtig genug sein.)

Es kommt absolut alles, wie es kommen muss, der Kurs: „Wie schreibe ich ein Drehbuch mit allen nur möglichen Klischees“ findet in Hollywood immer noch regen Zuspruch: Also, die Kleine knackt das Herz des Opa, dieser knackt das Herz von Leah (obwohl er sich nach der ersten Liebesnacht idiotisch benimmt und sofort danach in sein eigenes Bett zurückstürmt: Merk’s, Männergeschlecht, das können die Frauen nicht leiden), und wenn es dann ganz, ganz dumm werden soll, dann bringt Orin auch noch in seinem Wohnzimmer das Kind seiner Mieterinnen zur Welt… Igitt, hätte man früher gesagt.

Apropos: Das Ganze wirkt nicht nur inhaltlich bis zur Unerträglichkeit altmodisch, sondern auch optisch, eine Menge Oldtimer unterwegs, ein wippender Rock, der nach ein paar Petticoats darunter schreit, für Diane Keaton, aber dann haben sie ja doch IPads…

Nein, es ist wirklich egal. Es gibt auch ein paar hübsche Szenen, wir haben’s ja mit Klasseschauspielern zu tun. Und was soll’s, für Rob Reiner ist seit seinem Welterfolg „Harry und Sally“ (das war allerdings 1989) die Zeit stehen geblieben, und die „romantische Komödie“ existiert für ihn ein Vierteljahrhundert danach unverändert noch immer. Jetzt muss sie nur das richtige Publikum finden.

Renate Wagner

 

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