Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

CESKÝ KRUMLOV: RUSALKA – Stimmungsvolle Freilichtoper in barocker Kulisse

05.08.2015 | Allgemein, Oper
CESKÝ KRUMLOV: RUSALKA: Stimmungsvolle Freilichtoper in barocker Kulisse
Unbenannt
Jolana Fogašová, Jana Šrejma Kačírková. Copyright: Ceský Krumlov-Festival
 
Im böhmischen Barock-Städtchen gibt es so neben der imposanten Burganlage, dem historischen Schlosstheater und dem barocken Stadtbild noch eine weitere Tradition, welche jeden Sommer viele Touristen anlockt: open-air Veranstaltungen im Schlossgarten hoch über der Stadt, wo die Zuschauer auf einer drehbaren Tribüne Platz nehmen. Wo sich andernorts die Bühne dreht und somit die verschieden Schauplätze wechseln, bewegt sich hier das Publikum seit 1958 den jeweiligen Spielorten zu. Eine Besonderheit mit großem Reiz.
Im Sommer 2015 steht nun zum zweiten Mal die „Rusalka“ in der Inszenierung von Jiří Heřman an sechs Abenden auf dem Programm. Antonín Dvořáks Märchenoper scheint wie gemacht für die malerische Naturkulisse, die sich auf einer Wiese mit Gebüsch und Bäumen sowie dem Lustschlösschen „Bellaria“ abspielt. Dabei setzt man auf allerlei Effekte: So zum Beispiel entwachsen die Nixenschwestern aus großen weissen Seerosen, Rusalka ist während ihrer Verwandlung von einem Feuerkreis umringt, die Hexe bewegt sich in gespenstischer schwarzer Kutsche mit Pferdegespann zwischen den Spielorten hin und her und auch das Schlösschen wird mit allerlei Lichteffekten magisch angeleuchtet. Der von Rusalka angesungene Mond erscheint dann tatsächlich, wenn auch erst im dritten Akt, aber dafür gespenstisch dominant.
Gespielt wird ohne Pause, was aber durch den ständigen Fortlauf der Handlung nie langatmig sondern nur logisch wirkt. Man verzichtet auf Mikrofonverstärkung, was bei Freilichtaufführungen durchaus schwierig ist, in diesem Fall aber gut funktionierte. Orchester und Chor, geleitet von Mario de Rose, kommen aus dem Lautsprecher, befinden sich im Innern des Schlosses, nicht sichtbar für das Publikum. So wunderbar und natürlich die Sängerstimmen daherkommen, so dumpf lässt die Technik das Orchester klingen, ähnlich einer Platten-Aufnahme aus den 50er Jahren. Da gäbe es noch deutlich Möglichkeiten der Verbesserung.
Das Hauptaugenmerk lag an diesem Abend auf der tschechischen Sopranistin Jana Šrejma Kačírková, Ensemblemitglied am Theater Ostrava und Gast auf nahezu allen Opernbühnen des Landes, die an diesem Abend ihr Rollendebut in der Titelpartie gab. Dieses glückte vollkommens, verfügt Kačírková doch über die entsprechenden stimmlichen Mittel mit slawisch-samtiger Färbung. Sie stattet die Partie mit Herz und Seele aus und rührt die Besucher wahrlich zu Tränen mit ihrer natürlichen und ehrlich, mädchenhaften Ausstrahlung. Ihr zur Seite stand mit Aleš Voráček als Prinz leider kein ebenbürtiger Partner. Dessen leichter Tenor hatte seine Mühen mit der jugendlich-dramatischen Partie, die wiederum eines Sängers von größerem Format bedarf. Darstellerisch eher brav und unauffällig. Mit Štefan Kocán stand an diesem Abend ein Wassermann von internationalem Format auf der Bühne. Sein kerniger Bass, der warhaft keine Mühen hat den Schlossgarten akustisch zu füllen, sowie die imposante Erscheinung beeindrucken zutiefst. Ähnlich ist es der Fall bei Jolana Fogašová, welche zur Aufgabe hatte sowohl die Hexe Ježibaba als auch die Fremde Fürstin zu verkörpern. Es bietet sich ja an, wenn man schon den Luxus hat und beide Partien wie in der Uraufführung von einer einzigen Sängerin geliefert zu bekommen, diesen Kniff dann auch in der Regie deutlich zu machen und beide Personen zu verknüpfen. Aus der Regie von Herman geht dies nicht wirklich hervor, da beide Rollen in verschiedenen Aufmachungen daherkommen und somit voneinander getrennt werden. Fogašovás dramatischer Sopran kommt die Partie der Unfrieden stiftenden Fürstin eher entgegen, die Tiefen der Hexen kommen unnatürlich und wackelig daher. Sie tritt als verführerische Schönheit in Erscheinung, die ihre Reize gekonnt in Szene setzt. Von grossem komödiantischem Talent ist der Jäger von Jiří Brückler, der im 2. Akt den aparten Küchenjungen von Alžběta Vomáčková mit seinen Schiesskünsten à la Wilhelm Tell in Schock versetzt und den Zorn der rundlichen Küchenmagd auf sich zieht. Die 3 Waldnymphen sind bei Yukiko Šrejmová Kinjo, Lucie Hájková und Jana Piorecká in besten Händen, wobei vor allem Erstere das Ensemble mit Wohlklang und extremer Spielfreude antreibt.
Eine wunderbare Aufführung zu später Stunde, wie so wohl lauschiger und romantischer nicht sein kann.
 
Barbara Rosenrot
 

 

Diese Seite drucken