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CD WEINBERG Symphonien Nr. 2 & 21 „Kaddish“ – Zum 100. Geburtstag des genialen sowjetisch polnischen Komponisten; Deutsche Grammophon

01.06.2019 | cd

CD WEINBERG Symphonien Nr. 2 & 21 „Kaddish“ – Zum 100. Geburtstag des genialen sowjetisch polnischen Komponisten; Deutsche Grammophon

Der Tod seiner Familie im Holocaust und der Heimatverlust durch den Krieg bestimmen die düstere Leuchtkraft und gewaltige Botschaft des Oeuvres dieses großen Tonsetzers. In der Doppel-CD werden Weinbergs „Schwanengesang“, seine letzte 1991 vollendete 21. Symphonie Op. 152, dem „Andenken der im Warschauer Ghetto Ermordeten“ gewidmet, mit der frühen 1945/46 fertig gestellten zweiten Symphonie kombiniert. Verena Mogl hat in ihrem Resumee der derzeitigen Weinberg-Rezeption recht, indem sie schreibt: „Wenngleich die Musik Weinbergs ein dunkles Jahrhundert in Töne fasst, so birgt sie dennoch eine Tiefe und Schönheit, die ihresgleichen sucht.“

Der litauischen Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla ist die Musik Weinbergs hörbar ein Herzensanliegen, ebenso wie dem Geiger Gidon Kremer, der in der „Kaddish Symphonie“ den in Trauer und Hoffnung verflochtenen Violinpart spielt. Das Werk ist neben der Solostimme geprägt von verschiedenen kammermusikalischen Ensembles, die in einen Bogen mit dem 100-köpfigen Gesamtorchester gefasst werden müssen. Die komplexe sechssätzige, knapp ein Stunde lange Symphonie enthält „Zitate, die Weinberg einband, öffnen einen Raum der Geheimnisse, für Interpretation und die Deutung der Botschaften hinter den Tönen.“ Für die Dirigentin haben sich in der Umsetzung der Musik viele Fragen aufgetan: „Sein Werk macht etwas mit uns – wohl viel mehr, als wir das Werk machen. Je tiefer man in die Musik eindringt und je mehr man sich mit diesem Werk beschäftigt, desto wunderschöner beginnt es zu strahlen.“ Kremer stuft das Werk wie eine 11. Symphonie von Mahler ein, ein Monument der Musik, in dem eine der größten Tragödien des 20. Jahrhunderts vertont wurde. Es ist zu wünschen, dass mit dieser exemplarischen Einspielung der Stellenwert Weinbergs in der allerersten Reihe der Musikgeschichte endgültig klar ist.

Die 21. Symphonie wurde in Birmingham mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra realisiert, die 2. Symphonie in Vilnius mit der Kremerata Baltica eingespielt. Es ist die erste Aufnahme der litauischen Dirigentin mit der Deutschen Grammophon. Ad multoa annos.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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