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BRAUNSCHWEIG: HEXENJAGD von Robert Ward

26.06.2016 | Oper

Sehenswerte amerikanische Oper in Braunschweig: „Hexenjagd von Robert Ward (Vorstellung: 25. 6. 2016)

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Peter Bording als John Proctor und Moran Abouloff als Abigail (Foto: Volker Beinhorn)

 Als vierten Beitrag in der Reihe „American Way of Opera brachte das Staatstheater Braunschweig die vieraktige Oper „Hexenjagd („The Crucible“) von Robert Ward zur Aufführung, für die der Komponist ein Jahr nach ihrer Uraufführung1961 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde. Das Libretto der Oper, die in Braunschweig als Kooperation mit der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln) zu sehen ist, verfasste Bernard Stambler nach dem gleichnamigen Schauspiel von Arthur Miller.

 Robert Ward (1917 – 2013), der in seiner Jugend in mehreren Kirchen- und Opernchören sang, brachte bereits mit 17 Jahren seine erste Komposition zu Papier. Ab 1935 studierte er Komposition, 1939 erhielt er ein Studium der Julliard School of Music in New York, wo er von 1946 bis 1956 selbst unterrichtete. Seine erste Oper („He who gets Slapped“) schrieb er 1956. Robert Ward schuf insgesamt neun Opern, wobei The Crucible (Hexenjagd) die bekannteste blieb, sechs Sinfonien, zahlreiche kammermusikalische Werke und größere Chorwerke.

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Anne Schuldt in der Rolle der Elizabeth Proctor (Foto: Volker Beinhorn

 Die Handlung der Oper „Hexenjagd“ kurzgefasst: Im Städtchen Salem setzt sich eine Gruppe von Mädchen über die sittlichen und moralische Konventionen der Gemeinschaft hinweg, tanzen sie doch nackt im Wald. Als sie bei einem okkulten Ritual ertappt werden, täuschen sie vor, Opfer von Hexerei geworden zu sein, um einer Strafe zu entgehen. Doch schnell greifen in Salem Lüge, Wahn und Denunziation um sich. Auch Elizabeth Proctor wird beschuldigt, mit dem Teufel im Bunde zu sein. Tatsächlich aber wird sie nur als Sündenbock für eine persönliche Fehde von Abigail, der Nichte von Reverend Parris missbraucht, die ein Verhältnis mit John, Elizabeths Ehemann, hatte. Er durchschaut zwar das grausame Spiel der Mädchen, gerät jedoch beim Prozess selbst in den Verdacht der Hexerei. Obwohl die Anklage gegen die Proctors auf wackligen Beinen steht, soll Elizabeth ihren Mann zu einem Geständnis überreden, um so sein Leben zu retten. Doch John weigert sich aus Stolz, seinen Namen unter eine Lüge zu setzen, womit sein Todesurteil besiegelt ist. Ein mahnender Schluss-Satz wird eingeblendet: „Zuerst verfolgten sie die Hexen…

 Hugh Hudson, der zu den weltweit anerkanntesten Filmregisseuren zählt, gelang eine exzellente Inszenierung, die von der ersten Szene an das Publikum in ihren Bann zog. Auffallend und wohltuend seine erstklassige Personenführung! Ein wenig minimalistisch, dafür stark symbolträchtig fiel die Bühnenausstattung von Brian Clarke aus, historisch die Kostüme von Madeleine Boyd. Für die choreographischen Akzente der Inszenierung sorgte Denni Sayers.

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Eine Demonstration der Macht (Foto: Volker Beinhorn)

 Aus dem gut abgestimmten Sängerensemble des Staatstheaters Braunschweig ragten einige Darsteller besonders heraus. Als John Proctor brillierte der Bariton Peter Bording sowohl stimmlich wie auch schauspielerisch. Mit seiner kraftvollen Stimme und seiner starken Bühnenpräsenz spielte er besonders die Schluss-Szene packend und ergreifend. Ihm ebenbürtig Anne Schuldt als seine Ehefrau Elizabeth, deren wandlungsvoller Mezzosopran ihre Stimmungen wunderbar wiedergab.Die rassig wirkende israelische Sopranistin Moran Abouloff spielte ihre Rolle mit starker erotischer Ausstrahlung und sang auch exzellent.

 Der amerikanische Tenor Arthur Shen gab den Gouverneur Danforth, der den Vorsitz des Gerichts von Salem innehatte, die beiden Pastoren Samuel Parris und John Hale wurden vom deutschen Tenor Matthias Stier und vom türkischen Bassbariton Selçuk Hakan Tiraşoğlu mit großer Noblesse gespielt. Mit seiner warm tönenden Stimme stattete der bulgarische Bassist Rossen Krastev die Rolle des Francis Nurse aus, während Mirella Hagen, die als Mary Warren Abigail als Betrügerin entlarven hilft, mit ihrem hellen Sopran punkten konnte.

 Zu nennen wären noch vier Studierende der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, die in jungen Mädchenrollen im Einsatz waren: die Mezzosopranistin Marlene Gaßner als Rebecca Nurse, die Sopranistin Sophia Revilla als Ruth Putnam, die italienische Mezzosopranistin Anna-Doris Capitelli als Bridget Booth und die chinesische Mezzosopranistin Yajie Zhang als Mercy Lewis.

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Die nächtlichen Rituale der Mädchen von Salem (Foto: Volker Beinhorn)

 Das Staatsorchester Braunschweig spielte unter der Leitung von Christopher Hein die oft stark expressive Partitur des Komponisten, deren Klänge häufig bedrohlich klingen und damit dem Charakter des Stücks wunderbar entsprechen, mit großer Routine.

 Das Publikum lohnte den Mitwirkenden ihre Leistungen mit lang anhaltendem Beifall und einigen Bravorufen.

 Udo Pacolt

 PS: Am 9. Oktober 2016 wird die Produktion der Oper „Hexenjagd“ am Staatstheater Braunschweig wieder aufgenommen.

 

 

 

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