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BLUTGLETSCHER

25.09.2013 | Allgemein, FILM/TV

FilmPlakat Blutgletscher~3

Ab 27. September 2013 in den österreichischen Kinos
BLUTGLETSCHER
Österreich / 2013
Drehbuch und Regie: Marvin Kren
Mit: Gerhard Liebmann, Edita Malovcic, Brigitte Kren u.a.

Also, die großen Zeiten des österreichischen Kinos sind momentan vorbei. Haneke läuft ja da immer als einsames Genie irgendwo in unerreichbaren Höhen: Die Rede ist vom Alltag des Kinos, wo ja so einiges produziert wird und man stets zumindest ein Bröckchen an Innovation erhofft. Das bekommt man von Regisseur Marvin Kren bei seinem neuesten Film nicht.

Der Österreicher hat ja schon einen Zombie-Krimi, „Rammbock“, gedreht und dafür viel Lob erhalten. Für das jüngste Kind seiner Ambition, einem klassischen Horror-Film, gibt er zu, dass Joe Dante, David Cronenberg, John Carpenter oder Ridley Scott ihn inspiriert haben. Zu sehr, muss man leider sagen, denn alles, was man hier sieht, trägt den ganz deutlichen Stempel: Schon da gewesen! Und – viel besser!

Die einsame Station, wo Wissenschaftler in den Bergen arbeiten (Kren drehte in Südtirol und hat die Bergwelt beeindruckend, aber immer bedrohlich, nie touristisch eingefangen); der Hund, der Unheil wittert; der Außenseiter im Team, der als Erster merkt, dass etwas nicht stimmt, als das Tier von einem anderen gebissen und letal verletzt wird; der Besuch der Ministerin auf der Station, die diese Dame mit Team zu Fuß (!) unternimmt – mein Gott, es gibt doch Hubschrauber, die Glaubwürdigkeit dieser Unternehmung ist minimal.

Dann bekommen wir schon die bedrohlich-belehrenden Erkenntnisse der Wissenschaft, dass sich in der abschmelzenden, Blut ausstoßenden Gletscherwelt gefährliche Mutanten entwickelt haben. Schleimige Brocken undefinierbarer Art, blutig, mit Gebissen tauchen auf – und die Frage „Was ist das?“, wenn sich ein Etwas unter der Haut bewegt, erübrigt sich eigentlich, denn schließlich hat jeder „Alien“ gesehen… Genau wie dort wird das Monster herausoperiert – die Ministerin legt selbst Hand an, unsere Politikerinnen, tolle Weiber.

Alles, wie immer – gewaltige Tiere fallen über die Menschen her, wieder ist es die mutige Ministern, die dem tobsüchtigen Steinbock einen Bohrer ins Hirn rammt, aber es muss uns nicht wundern, denn schließlich wird sie von der Mutter des Regisseurs gespielt, und Brigitte Kren ist eine Persönlichkeit, der man jegliche Entschlossenheit selbstverständlich abnimmt.

Marvin Kren arbeitet mit allen bewährten Mitteln der Bedrohlichkeit, mit tremolierenden Statements („Endzeit ist da. Da haben wir hunderte Jahre daran gearbeitet, und jetzt ist sie da“, wird pathetisch verkündet), mit Schnitt, Schauriges verkündender Musik, bedrohlichen Geräuschen, dramatischen Blicken, reichlich Blut, er lässt das Happyend auch offen, wie es üblich ist, setzt noch ein paar wirklich dumme Drehbuch-Wendungen drauf, und bleibt mit jedem Detail in den obligaten Bahnen.

Er arbeitet auch mit wenig bekannten Gesichtern, Gerhard Liebmann als Hauptfigur ist gar kein Heldentyp und für jemanden, der im Zentrum des Geschehens stehen soll, nicht sehr stark. Edita Malovcic hat ihre Sporen neben Til Schweiger verdient, ist ein angenehm-normaler Typ und wird demnächst, man glaubt es kaum, als „Rössl“-Wirtin auf der Leinwand erscheinen. Eine vielfältige Person. Hätte der Regisseur den Darstellern (sowohl als Figuren, wo sie blaß bleiben, wie von der Besetzung her) etwas mehr Beachtung geschenkt, statt einen Horror-Thriller nach dem Handbuch zu drehen, würde man diesem „Blutgletscher“ vielleicht etwas mehr Interesse entgegengebracht haben.

Renate Wagner

 

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