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BIETIGHEIM/BISSINGEN/ Kronenzentrum: STÜRMISCHER KLANGZAUBER/ SÜDDEUTSCHE KAMMERPHILHARMONIE

Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim im Kronenzentrum Bietigheim-Bissingen

STÜRMISCHER KLANGZAUBER

Wieder begeisterte die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim am 8. Dezember 2013 im Kronenzentrum/BIETIGHEIM-BISSINGEN 1984 wurde die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim von ihrem Dirigenten Peter Wallinger gegründet und ist mittlerweile zum kulturellen Aushängeschild der Stadt geworden. Rundfunk- und CD-Aufnahmen sowie zahlreiche Gastkonzerte mit Solisten wie der Geigerin Ulrike-Anima Mathe oder dem Harfenisten Xavier de Maistre runden dieses erfolgreiche Profil ab. Unter dem vielsagenden Motto „Jubilate – Musik zum Advent“ gestalteten die emotional engagierten Musikerinnen und Musiker unter Wallingers einfühlsamer Leitung zunächst das Konzert C-Dur op. 46 Nr. 1 für zwei Trompeten und Orchester von Antonio Vivaldi, wo die beiden hochtalentierten Trompeter Saleem Khan und Eline Beumer aus der Karlsruher Meisterklasse von Reinhold Friedrich eine hochvirtuose Glanzleistung darboten. Al-fresco-Figurationen, ein prägnantes Gesangsthema und zierliche Seitengedanken entwickelten hier ein dynamisch spannungsvolles Eigenleben, prunkvoll garniert mit glasklaren Spitzentönen, die sich gegenseitig übertrafen. Aber auch hier sind noch klangtechnische Steigerungen und Verfeinerungen möglich, die mit zunehmender Musizierreife sicherlich zutage treten werden.

Brillant war aber auch der Auftritt der deutsch-mexikanischen Mezzosopranistin Maria Rebekka Stöhr, die mit ihrem weichen und ebenmäßigen Timbre sowie voluminösen Ausdrucksnuancen ihre Zuhörer bei Wolfgang Amadeus Mozarts „Exsultate, jubilate“ verzauberte. Sie gewann nicht umsonst verschiedene Gesangswettbewerbe. Beschwingte Heiterkeit und tiefstes Empfinden hielten sich hier die Waage, polyphone Klangbildungen unterstrichen eindringlich die subtil herausgearbeitete Satztechnik. Maria Rebekka Stöhr ließ sich gleichsam sphärenhaft vom weichen Orchesterteppich tragen – und der Dirigent Peter Wallinger unterstützte sie mit sparsamen Gesten. Die Anklänge an Haydns Kaiserhymne gipfelten in atemlosen Koloraturen, die die Jungfrau Maria priesen. Hervorragend war ferner der Eindruck, den die intensive Arie „When I’m laid in earth“ aus Henry Purcells Oper „Dido und Aeneas“ hinterließ, denn hier blühte Maria Rebekka Stöhr gesanglich regelrecht auf. Die schmerzvolle Klage der Dido über einem sich elf Mal wiederholenden chromatischen Lamentobass wirkte äusserst suggestiv, der Verlust des Mannes blieb in harmonischer Vielschichtigkeit stets greifbar. Fast noch besser gestaltete sie dann die dramatische Arie der Isabella „Cruda sorte! Amor tiranno“ („grässliches Schicksal“) aus der Oper „Die Italienerin in Algier“ von Gioacchino Rossini. Kantilenenzauber und buffoneske Szenen hielten hier ausgewogen die Balance. Dazwischen erklang noch mit den beiden Trompeten-Talenten Saleem Khan und Eline Beumer die Ode „Eternal source of light divine“ zum Geburtstag von Queen Anne von Georg Friedrich Händel. Hier beeindruckte insbesondere die subtil betonte thematische Vielschichtigkeit, die sich hinsichtlich des leidenschaftlichen Trompeten-Musizierens offenbarte. Im Original ist dieses Werk aus dem Jahre 1713 für Sopran und Trompete geschrieben worden. Eindeutiger Höhepunkt dieses Adventskonzerts war jedoch die exzellente Wiedergabe der Sinfonie in C-Dur KV 551 „Jupiter-Sinfonie“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Klarheit und Ausgewogenheit beherrschten diese mustergültige Interpretation von Peter Wallinger, die auch zu strahlendsten Regionen führte. Die überlegene Handhabung der technisch-musikalischen Mittel blitzte immer wieder neu auf, mühelose Heiterkeit behauptete sich mit nie nachlassendem Elan. Innigkeit beherrschte das Thema im Kopfsatz, die Es-Dur-Durchführung wirkte ausgesprochen straff. Ein wunderbarer Ausgleich der Kräfte und Stimmungen beherrschte das Andante cantabile des zweiten Satzes mit den drei aneinandergereihten Themen. Das Schmerzsymbol des chromatischen Quartfalls stand zentral im Mittelpunkt. Und das Molto Allegro des Finales wurde zu einem bewegenden Fest der Aussöhnung der Melodie mit dem Kontrapunkt. Hierbei wurden alle Sinne im Orchester geweckt, Wallinger trieb seine Musiker zu glühenden Höchstleistungen. Die fugierten Teile wirkten wie eine furiose Huldigung an Bach. Wild vorwärtsdrängende Motive bedrängten das Kopfthema. Und die Fugato-Episode mündete zuletzt mit größter Konzentration in eine großartige Coda.

 Alexander Walther

 

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