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BERN/ Stadttheater: IL TROVATORE

08.03.2018 | Allgemein, Oper


Lana Kos, Martin Muehle. Copyright: Stadttheater Bern

Trovatore im Stadttheater Bern. Besuchte Vorstellung vom 6. März 2018

„Con brio“ schreibt ein Komponist über seine Noten, wenn er die Musiker zu einem Spiel „mit Feuer“ antreiben will. Giuseppe Verdis Oper „Der Troubadour“ ist nicht nur eine Oper voller feuriger Musik, es ist vor allem ein Drama, in dem Feuer, die Flammen und ein lange verglimmter Scheiterhaufen in jeder Szene gegenwärtig sind.

Vier Namen stehen im Zentrum, wenn es gilt Verdis Dramma lirico zu beschreiben; Leonora, ein Spielball der Kräfte. Sie ist die Leidende, das Opfer das bereits zu Beginn des Ereignisses unter Druck steht und am Ende nur noch einen Ausweg im Selbstmord sieht. Azucena; ein Mensch in Not. Sie ist das Beispiel eines normalen Menschen, der unter dem Eindruck von Gewalt selbst gewalttätig wird. Il Conte di Luna; ein Bösewicht par excellence. Mit seiner agressiven Leidenschaft zu Leonora und seinem blinden Hass für Manrico ist er eine affektgesteuerte Herrscherfigur. Zu guter Letzt gibt es noch den Manrico; Der erfolglose Ritter. In ihm sieht Leonora den Retter, Azucena ihren Kinderersatz und der Conte di Luna den Schuldigen für seine Liebesnöte.

In einem Fazit lässt sich dieses einmalige wie wunderbare Werk, gespickt mit den wohl schönsten Arien und grosser Ensemblemusik seiner Zeit, wie folgt beschreiben. Il Trovatore ist eine exemplarische Belcanto-Oper die mit ausdrucksstarkem Schöngesang aktuelle Realitäten annähernd beschreibt, die Verlorenheit des Menschen in einer aus den Fugen geratenen Welt.

Über Regie (Markus Bothe) und Bühne (Kathrin Frosch) lohnt es sich nicht wirklich genauer nachzudenken, in der recht einfallslosen und blutleer daherkommenden Inszenierung, mit statischen Abläufen ohne Bewegung und Dramatik. Ob im Schlossgarten oder am Lagerfeuer, ob im Klosterkreuzgang oder Kerker, alles findet auf einem schlichten Einheitsbühnenbild statt. Das in schwarz gehaltene Bühnenbild besteht aus einem Häuschen, sozusagen ein Haus im Opernhaus. Das Bühnenbild ist demzufolge sehr reduziert und wirkt minimalistisch, die Beleuchtung monochrom (Bernhard Bieri) und die Videoproduktion schwer nachvollziehbar (grosse und kleine Feuermänchen tummeln sich auf der Hausfassade). Zweckmässig und passend zur Bühne die belanglosen in schwarz und weiss gehaltenen Kostüme (Justina Klimczyk).

Die wunderbare Musik wird wundervoll gespielt vom Berner Symphonieorchester unter der Leitung von Jochem Hochstenbach. Der Dirigent und das Orchester waren für diese Aufführung hervorragend eingespielt.

Agnieszka Rehlis als misteriöse Zigeunerin Azucena verfügte über die nötige Dramatik, mit ihrer eindringlichen Stimme, den getragenen Tiefen war sie die ideale Besetzung der Rächerin und Mutter. 

Die Kroatin Lana Kos als Leonore sang ohne jegliche Ermüdungserscheinung, mit breit getragener und warm klingender Stimme.

Martin Muehle war Manrico und damit der Troubadour mit grosser Stimme, die auch das hohe C mühelos stemmt. Jordan Shanahan der Rivale von Manrico, ein stimmschöner Graf Luna von hoher Präsenz, der angenehme lyrische Momente hatte und einen sehr virilen Bösewicht abgab.

Marcel Burkhardt

 

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