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BEIRUT/ Emile Bustani Auditorium: AL BUSTAN INTERNATIONAL FESTIVAL

17.03.2019 | Konzert/Liederabende

BEIRUT/ Emile Bustani Auditorium: AL BUSTAN INTERNATIONAL FESTIVAL

vom 12.2. bis 17.3.2019

 

Das Al Bustan International Festival gilt als das bedeutendste Musikfestival des Libanon.Und es ist nicht nur sehr bedeutend, sondern auch sehr besonders. Denn es wurde 1994 nach dem siebzehnjährigen Bürgerkrieg aufgrund einer Privatinitiative gegründet und findet seither mithilfe von privaten Sponsoren im Al Bustan Hotel, idyllisch gelegen auf einer Anhöhe 25 km von Beirut entfernt, statt.
Der Rahmen ist familiär und intim (das Auditorium fasst 450 Zuschauer), die Teilnehmer jedoch allesamt internationale Grössen.

Jedes Festival steht unter einem bestimmten Motto. Heuer hatte der künstlerische Leiter, der italienische Dirigent Gianluca Marcianò, das Motto „Crecendo“ gewählt, weil,das Programm in erster Linie im Zeichen italienischer Musik stand.

So bekam man u.a. Paganinis Violinkonzerte zu hören, Kompositionen von Nino Rota und Ennio Morricone, das Stabat Mater von Pergolesi, sakrale Werke von Vivaldi und Monteverdi sowie eine konzertante Aufführung von La Traviata.


Vanessa Benelli Mosell. Foto: Festival Al Bustan

Nachdem Joseph Calleja seinen Verdi-Abend krankheitsbedingt absagen musste, fiel das erste von uns besuchte Konzert etwas aus dem Rahmen, enthielt es doch so gar nichts Italienisches. Was es nicht uninteressanter machte, im Gegenteil: denn weder Dvoraks Cellokonzert noch Ravels Klavierkonzert begegnet man allzuoft auf den Spielplänen. Letzteres faszinierte besonders, glänzte es doch durch ungewöhnlichen jazzartigen Charakter und nahezu schon Bernsteinsche Impulsivität, gesteigert noch durch die erstklassige Interpretation von Vanessa Benelli Mosell.

Dessen ungeachtet bildete dann doch der einhelligen Meinung (von sowohl Publikum als Presse) zufolge das Recital von Javier Camarena den absoluten Höhepunkt des heurigen Festivals. Der ein wenig spätentwickelnde mexikanische Tenor erlebt gerade ein Karrierehoch. Nach Beirut kam er noch mit der frischen Aura des riesigen Erfolges, den er soeben an der Met mit „La Fille du Régiment“ feiern konnte – er musste zb. die berüchtigte 9-hohe-C-Arie auf dezidierten Wunsch des Volkes hin noch einmal wiederholen ( das Ereignis war in der Live-Kinoübertragung weltweit zu verfolgen).


Javier Camarena. Foto: Festival Al Bustan

Beim Al Bustan – Festival präsentierte er mehr oder minder das Programm seiner jüngsten, von Cecilia Bartoli produzierten, CD “ Controbandista „: hauptsächlich mit Arien seines Leibkomponisten Gioacchino Rossini, vor allem aber auch mit Werken des wunderbaren, aber leider ziemlich unbekannten Manuel Garcia (1775-1832), dem Vater der legendären Maria Malibran.
Camarena ist kein Beau(wie Juan Diego Florez), und auch nicht besonders vorteilhaft angezogen, und somit fliegen ihm die Frauenherzen nicht von Anfang zu.Aber im Laufe des Abends erobert er sie mithilfe seiner sympathischen Bühnenpräsenz, seiner spielerischen Leichtigkeit des Vortrags, seiner absoluten Höhensicherheit, seinem warmen Timbre und seiner im jeden Augenblick mit jeder Faser seines Körpers beseelten Gestaltung der halsbrecherisch schwierigen Arien dann doch im Sturm. Am Ende lagen ihm alle zu Füssen. Und wenn der mexikanische Orpheus nicht noch mindestens vier Zugaben gegeben hätte, hätten ihn die libanesischen Bacchantinnen mit Sicherheit in Stücke gerissen. So beließen sie es bei mindestens hunderten Selfies mit ihrem neuen Helden. Ein totaler Triumph. Ein unvergesslicher Abend.

Robert Quitta, Beirut

 

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