Ab 6. September 2013 in den österreichischen Kinos
BEDROHUNG IM SCHATTEN
Mains armées / Frankreich / 2012 /
Regie: Pierre Jolivet
Mit: Roschdy Zem, Leila Bekhti
Bedenkt man, dass es oft starbesetzte Großproduktionen nicht in unsere Kinos schaffen, so erstaunt dieser „kleine“ französische Film, der zwar den Anschein erwecken mag (und vermutlich auch möchte), er habe „Arthaus“-Qualitäten (sprich: er ist unspektakulär), der aber tatsächlich nur ein Durchschnittsprodukt ist, das den Zuschauer nur mit Mühe bei der Stange hält. Angesichts von durchaus „dramatischen“ Vorgaben, behandelt er sein Thema geradezu – lähmend.
Die Geschichte läuft auf zwei Ebenen, und beide hätten es in sich. Einerseits ist die französische Polizei auf der Spur von Waffenschiebern (die Serben, hier beschworen, sind neben den Albanern im Moment am beliebtesten für kriminelle Machenschaften) – andererseits ist die Anti-Drogen-Einheit gegen die Drogenhändler unterwegs, aber es verwundert weiter nicht, dass es unter den Cops dort einige gibt, die schwer bestechlich sind… Wäre schon einmal dramatisch.
Dazu kommt die private Geschichte: Kommissar Lucas Scali (Roschdy Zem, bei uns unbekannt, ein interessantes Gesicht mit arabischem Einschlag), an sich in Marseille tätig, kommt hinter den Serben her nach Paris – und erinnert sich angesichts seiner evidenten persönlichen Einsamkeit, dass er eigentlich eine erwachsene Tochter hat, die er so gut wie nicht kennt, denn er hat die Mutter noch vor der Geburt verlassen, weil er sich als sehr junger Mann zur Vaterschaft nicht bereit fühlte… Töchterchen Maya (sehr hübsch, aber durch und durch vom Schicksal schwer belastet Leïla Bekhti) ist keinesfalls erfreut, den Vater zu sehen, aber die Wege von Rauschgift und Waffen kreuzen sich eben auch beruflich.
Nun würde man den Drehbuchautoren wirklich gerne Nachhilfeunterricht geben – wie man eine verzwickte Vater-Tochter-Geschichte so erzählt, dass sie vor innerer Spannung vibriert. Und vor allem, dass man bei der Jagd auf die „Bösen“ zumindest ein Gesicht, am besten eine Persönlichkeit braucht, an die man sich halten kann, um hier Interesse herzustellen. Aber man hat es nur mit einer gesichtslosen „Bande“ zu tun, und Regisseur Pierre Jolivet erzählt nichts anderes als beharrlich, trocken und letztlich fast stinklangweilig die vermutlich im Leben tatsächlich frustrierende, einförmige und dennoch schlimmstenfalls letale Polizeiarbeit. Aber, man verzeihe die banale Bemerkung, Kino ist eben nicht Leben…
Die wenigen Pointen, die hie und da ins Geschehen gewürzt sind, darf und will man nicht verraten. Und selbst die zynische Korruption unter den Drogen-Polizisten, die dann auch eine negative Figur aufweist, an die man sich halten kann (Marc Lavoine ist allerdings ein einziges Klischee von schrecklicher Ödigkeit), wirkt gar nicht so brisant, wie sie von der Leinwand kommen müsste.
Reizloser war ein französischer Polizeikrimi selten.
Renate Wagner