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BAYREUTH/ Oberfrankenhalle: DIE FEEN, RIENZI/ DAS LIEBESVERBOT

15.07.2013 | KRITIKEN, Oper

BAYREUTH ( Oberfrankenhalle ): DIE FEEN/RIENZI/DAS LIEBESVERBOT am 9./10./11. Juli 2013


Das Liebesverbot“ . Foto: BF-Medien

 Schriftlich hat es der Meister zwar nirgends festgelegt, aber unter seiner Statthalterin Cosima hatte es sich eingebürgert, dass seine Frühwerke in Bayreuth nicht aufgeführt werden durften. Zumindest nicht im Festspielhaus am Grünen Hügel.

Anlässlich des 200 Jahr – Jubiläums hat man ( die BF – Medien – eine GmbH der Urenkelin Katharina – in Zusammenarbeit mit der Oper Leipzig ) nun doch eine Möglichkeit gefunden, dieses Verbot zu umgehen : in dem man sie einfach in der Oberfrankenhalle ( einer Basketball – Arena ) zeigte.

 Ein löbliches und historisches Unterfangen. Nur dem Schöpfer des Marketing Slogans “ Früh- Stücke “ gehört der Kopf abgerissen.

DIE FEEN waren ( nicht zuletzt auch, weil nur konzertant dargeboten) sehr langweilig. RIENZI eine halbe Sache. Von Christian Thieleman sehr schön, aber sehr breit dirigiert, war die Aufführung szenisch auf Schüleraufführungsniveau und gesanglich ( bis auf Daniela Sindram als Adriano ) bestenfalls Provinz.

 DAS LIEBESVERBOT hingegen erwies sich in jeder Hinsicht als Sensation.

Zuerst einmal musikalisch : kein Mensch würde auf die Idee kommen, es für eine Oper Wagners zu halten. Denn der zukünftige Gesamtkunstwerker hat hier noch ganz andere Vorbilder: Rossini, Donizetti, Auber.

Er versucht eine opėra comique zu schreiben und es gelingt ihm erstaunlicherweise so gut, dass Meyerbeer diese “ Jugendsünde “ sogar in Paris präsentieren wollte.

Alles hier ist spritzig und witzig, fröhlich und frivol, sogar das (nach dem Shakespeare-Stück “ Mass für Mass“ ) selbstverfasste Libretto.Die späteren Lebensthemen, der Konflikt zwischen Macht und Liebe, Sex und Entsagung, sind hier zwar alle schon angelegt, werden aber im Gegensatz zu den Spät-Werken mit Leichtigkeit und Humor, mit jugendlicher Frische und fast südländischer Leidenschaft abgehandelt. Und finden auch ein Happy End. Nix da Weltenbrand, nix da Liebestod!

Aron Stiehls Inszenierung lässt sich voll auf diesen tiefgründigen Jux ein, und ein spielfreudiges Sängerdarstellerensemble folgt ihm sichtbar begeistert mit vollem Einsatz darin.

Und darum seien sie hier auch fast alle genannt: Christiane Libor ( Isabella ), Anna Schoeck ( Mariana ), Viktorija Kaminskaite (Dorella),Tuomas Pursio (Friedrich), David Danholt (Claudio ), Bernhard Bechtold (Luzio), Reinhard Dorn ( Brighella ) etc.

Constantin Trinks dirigiert diese “ Operette “ ( wie es an einer Stelle selbstironisch heißt ) flüssig, entschlossen und straff.

 Ein einziges ungetrübtes Vergnügen. Vor Freude strahlende Augen beim vollends begeisterten Publikum.

Ja,es hätte ein guter Komponist aus Richard Geyer werden können,und vielleicht auch ein glücklicher Mensch. Wenn er sich nicht eingebildet hätte, WAGNER werden zu müssen.

Die Tatsache, dass der Meister an seinem Lebensabend aus der fränkischen Provinz noch nach Palermo ( wo die Handlung angesiedelt ist ) ausbüchsen wollte, lässt darauf schliessen, dass er es zuletzt vielleicht ähnlich gesehen hat…

 Wer diese Sternstunde verpasst hat, hat die Möglichkeit, sie nächstes Jahr in Triest und Leipzig nachzuholen.

 Robert Quitta,B ayreuth

 

 

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