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BASEL/ Theater/Grosse Bühne: PEER GYNT von Johan Inger – Ballet Basel/ Wiederaufnahme

16.02.2018 | Ballett/Performance

Basel: Theater Basel – Grosse Bühne – Ballett Basel – Johan Inger „Peer Gynt“    –  Wiederaufnahme 15.02.18

 Seit ein paar Jahren gibt es sie auch in Basel, die Wiederaufnahmen! Deren Auswahl trifft die Direktion des Theaters Basel äusserst sorgfältig, mit viel Fingerspitzengefühl – und deshalb auch so erfolgreich: Meisterliche Inszenierungen wie „Alcina“ treffen den Geschmack des Publikums und füllen das Haus!

Eigentlich wäre ja Richard Wherlocks Meisterwerk „Tewje“ als Wiederaufnahme vorgesehen gewesen. Aus diversen Gründen wird dieses Projekt in die nächste Saison verlegt. Das Ballett Basel hat jedoch noch weitere treffsichere Pfeile im Köcher – und deshalb kommt zur grossen Freude der Basler Ballettfreunde Johan Ingers autobiographisch gefärbter Blockbuster „Peer Gynt“ erneut zum Zug. Ein ehrgeiziges, anspruchsvolles und schweisstreibendes Projekt! Die Tänzerinnen und Tänzer stemmen zur Zeit gerade „Schwanensee“ als weiteres Handlungsballett sowie den Ballettabend „Shechter/Arias“  – und befinden sich mitten in den Vorbereitungen zu „Tod in Venedig“.

Anspruchsvoll ist das Peer Gynt-Projekt auch deshalb, weil einige Wechsel im Ensemble stattgefunden haben – und die „Neuen“ müssen sich ja nicht „nur“ in diesem einen Stück zurechtfinden. Ballettdirektor Richard Wherlock und sein Team haben es aber geschafft, dass man von  den Veränderungen – mit Ausnahme auf den gedruckten Besetzungslisten – nichts merkt. Die Compganie funktioniert, alle scheinen sich wohl zu fühlen.

Und so klappt denn auch die Wiederaufnahme von Ingers „Peer Gynt“ wunderbar und wird vom zahlreich erschienen Publikum erneut begeistert aufgenommen. Mit einer Änderung müssen jedoch sowohl die alten wie auch die jungen Hasen im Ensemble und im Publikum leben: Die Musik kommt vom Band. Das mag diejenigen Besucher, welche in der vergangenen Saison dabei waren, zu Beginn etwas irritieren, tut jedoch der herausragenden Leistung der Tänzerinnen und Tänzer keinerlei Abbruch.

Allen voran sei Frank Fannar Pedersen als quirlig stets nach dem Neuen strebenden Peer erwähnt. Pedersen scheint mit der Rolle zu verschmelzen und beeindruckt mit grosser tänzerischer Qualität sowie überzeugendem Spiel. Sergio Bustinduy wirbelt als Peers Mutter Aase zu Beginn des ersten Aktes gekonnt über die Bühne und weiss die Lacher auf seiner Seite. Welch ein Kontrast, wenn er in Aases Sterbeszene zum Schatten seiner selbst wird – fein, zerbrechlich, in sich gekehrt und verzweifelt werden da sein Tanz und Ausdruck und verleihen der sterbenden Mutter intensive Authentizität. Sergio Bustinduy stellt hier nebst seiner tänzerischen Qualitäten auch sein grosses Talent als Charaktertänzer eindrücklich unter Beweis. In diese Kerbe schlägt auch Armando Braswell, welcher als „der Krumme“ Peer als dessen zweites Ich durchs Leben begleitet. Es immer wieder faszinierend Braswells vielseitige, kraftvolle Körpersprache zu beobachten. In Ingers Choreographie ist die Darstellung der Rolle genau gleich wichtig wie der Tanz. Die Tänzerinnen und Tänzer meistern diese Herausforderung mit Bravour. Andrea Tortosa Vidal bewegt sich als „Grüne“ am Rand des Wahnsinns, Annabelle Peintre ergreift als von Peer verführte und dann verlassene Braut Ingrid. Solvejg wird auch in der Wiederaufnahme live von Stefanie Knorr entzückend gesungen.

Am Schluss dürfen die Tänzerinnen, Tänzer sowie Johan Inger auf der Bühne den langen, begeisterten Applaus für diesen wunderbaren Ballettabend entgegennehmen.

Michael Hug

 

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