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BASEL: ROMEO UND JULIA – Die Rocky Horror Shakespeare Show. Premiere

13.02.2015 | Allgemein, Theater

Die Rocky Horror Shakespeare Show

Theater Basel: „Romeo und Julia“. Schauspiel von William Shakespeare – Pr. 12.2.2015

Die Rocky Horror Shakespeare Show

Unbenannt
Claudia Jahn, Philippe Graff, Simon Bauer, Julian Hackenberg, Katka Kurze, Statisterie des Theater Basel ©Judith Schlosser

 Die Zuschauer sitzen im Hufeisen um die Bühne wie um einen Boxring, dessen Boden mit schwarzer Asche bedeckt ist. Und ein Boxring ist es dann auch: Die Kämpfe zwischen den Montague und den Capulet sind brutal und blutig, die Outfits (Kostüme: Heidi Walter) rockig und grotesk. Düster ist die Beleuchtung, schaurig die Bassklänge. Bucklige Diener mit langen Haaren schlurfen herum.

 Der Zuschauer wird zum Teil der Addams family oder – noch treffender – der Rocky Horror Picture Show, machen doch die rockigen Gesangseinlagen und die permanenten düsteren Bassklänge einen grossen Teil des Stücks aus. Highlight des Abends ist schliesslich der Maskenball der Capulets, wo die grotesk verkleideten (z.B. Mercutio mit Sombrero und Kondomsocke) Gäste einen Line Dance zu funkigen Rhythmen wie in Trance tanzen.

 Barbara-David Brüesch inszeniert Shakespeare lautstark, brutal, rockig und gruftig und trifft damit durchaus den Nerv einer jungen Generation. Die schon mehrfach (zuletzt bei Frankenstein) im Schauspielhaus aufgehobene Grenze zwischen Bühne und Zuschauerraum lässt den Zuschauer zum Teil des Geschehens werden. Mit wenigen Mitteln (z. B. einem sich aus dem Boden erhebenden Hochbett, das auch als Herbarium dient, oder einem gigantischen roten Vorhang, der die beiden Liebenden beim Sex nur spärlich bedeckt) wird der grösstmögliche Effekt erzielt (Bühne: Stéphane Laimé). Und immer wieder wird alles von schwarzer Asche bedeckt: Eine düstere Prognose, was von den beiden Häusern übrig bleiben wird.

 Rocker Romeo (David Berger) und Punk-Göre Julia (Judith Strößenreuter) verkörpern zwar nicht mehr die unschuldige Liebe zweier Teenager, sondern eher eine reifere Version (so behende kommt Romeo auch nicht mehr den Balkon hoch), überzeugen aber durch Chemie und ihren (auch mal splitternackten) Körpereinsatz.

 Hervorgehoben sei auch die überragende darstellerische Leistung von Katka Kurze als Amme und Dirk Glodde als Pater. Aber auch Simon Bauer als Mercutio, Claudia Jahn als Lady Capulet und vor allem Vincent Leittersdorf als Vater Capulet machen ihre Sache mehr als gut.

 Star des Abends ist aber wohl die Musik von und mit Christian Müller und Chrischi Weber. Jede Gruftie-Party würde sich diese CD wohl auflegen.

 Auf die leisen Töne wartet man dementsprechend vergebens. Es wird geschrien, geheult und gekämpft, zum Teil minutenlang. Die melancholische Stimmung, das unschuldige Glück der ersten Liebe, der feine Humor des Stücks wurden gnadenlos geopfert. Das hier ist Shakespeare mit der Brechstange, Verstärker und blutigen Faustkämpfen. Aber wer die Rocky Horror Picture Show mag, wird hier auf seine Kosten kommen.

 

 

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