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BASEL/ Musical-Theater: MARIINSKY-ORCHESTER ST. PETERSBURG: Valery Gergiev und Abisal Gergiev (Klavier)

Der Maestro stellt seinen Sohn vor

20.03.2018 | Konzert/Liederabende

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Abisal Gergiev

Basel: Musical Theater – Mariinsky-Orchester St. Petersburg – Abisal Gergiev, Klavier – Valery Gergiev, Leitung    –  19.3.18

Mit einem gefällig-anspruchsvollen Programm bestehend aus Debussy, Skrjabin und Mahler gastiert Stardirigent Valery Gergiev mit dem Mariinsky-Orchester St. Petersburg für ein einziges Konzert in Basel. Mit im Gepäck führt der Maestro seinen 18-jährigen Sohn Abisal Gergiev, der sich als Pianist den Basler Musikfreunden vorstellt. Gross ist die Vorfreude der Basler Musikfreunde auf diesen Abend, entsprechend gut verkauft ist auch das Musical Theater.

Mit „Prélude à l’ après-midi d’ un faune“ von Claude Debussy rollt Gergiev mit seinem Orchester einen stimmungsvollen, fein differenziert gestalteten Klangteppich aus. Die wunderbare Soloflöte verleiht der äusserst stimmungsvollen Aufführung von Debussys kleinem Meisterwerk zusätzlich besonderen Zauber.

Vielleicht wäre es ein leichtes gewesen, sich furios mit einem fingerbrecherischen Konzert von Rachmaninov oder Liszt zu präsentieren. Abisal Gergiev setzt jedoch auf die weit anspruchsvollere, lyirsche Karte und stellt sich eindrücklich mit Alexander Skrjabins „Konzert fis-Moll, op. 20 für Klavier und Orchester“, welches dem Pianisten nebst grosser Virtuosität auch ein enormes Quantum an Ausdruck und Sensibilität abverlangt, dem Basler Publikum vor. Gergiev junior wird sich mit Sicherheit sehr bald zu den ganz grossen Pianisten zählen dürfen. Was der junge Mann an Technik, Virtuosität und Sensibilität zu bieten hat, ist mehr als nur beeindruckend. Schade nur, dass die akustischen Verhältnisse im Musical Theater für Klavier nicht ideal sind. Von diesem Umstand wird auch der dirigierende Vater etwas überrascht und kann deshalb sich und das Orchester nicht rasch genug an die Verhältnisse anpassen. So wird der sehr differenziert und sensibel phrasierend muszierende Pianist nicht selten vom Orchester überdeckt. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Abisal Gergiev zu den herausragenden Nachwuchstalenten am Klavier zu zählen ist.

Valery Gergiev ist ein Mann des kraftvollen Klanges und der gewaltigen Klangbogen. Und dies kommt bei seiner Aufführung von Gustav Mahlers „Sinfonie Nr. 5 cis-Moll / D-Dur“ sehr zum Tragen – zuweilen zu sehr. Der Dirigent setzt zudem auf schlanke, recht flotte Tempi, was dem Werk einerseits übertrieben pathetische Schwere nimmt. Und das ist ein Vorteil. Andererseits büsst dadurch gerade das berühmte „Adagietto“ stark an stiller, ruhig-trauriger Ausdruckskraft ein. Und das ist schade. Die dramatischen Forti geraten gerade im finalen Satz lautstark, jedoch mit wenig innerer Spannung und lassen kaum Spielraum für eine Steigerung nach oben. Die leisen Stellen – wie z. B. das „Adagietto“ oder der Pizzicato-Teil im „Scherzo“ geraten technisch zwar brillant, bleiben jedoch weitgehend emotionslos. Am Schluss bleibt der Eindruck der rauschenden – zugegeben beeindruckenden – Klangwucht und einer etwas anderen Blickweise auf Mahlers Musik.

Grosser Schlussapplaus, welcher der akustischen Kraft auf dem Podium um nichts nachsteht.

 Michael Hug

 

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