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BASEL/ Münster: SINFONIEKONZERT „Bruckner + Brahms und Berio“ – Sinfoniekonzert – Sinfonieorchester Basel

Zurück aus der Sommerpause – und wie!

30.08.2018 | Konzert/Liederabende


Foto: Michael Hug

Basel:  Basler Münster – „Bruckner + Brahms und Berio“ – Sinfoniekonzert – Sinfonieorchester Basel – Corina Belcea (Violine),  Antoine Lederlin (Violoncello), Ivor Bolton, Leitung    – 29. (besuchte Aufführung) / 30.08.2018

 Zurück aus der Sommerpause – und wie!

Frisch gestärkt und bestens disponiert meldet sich das Sinfonieorchester Basel (SOB) aus der Sommerpause zurück und legt die Messlatte für die kommende Saison mit einem „Konzert mit Überlänge“ bereits zu Beginn sehr hoch.

Eröffnet wird dieses erste Konzert der neuen Saison mit Johann Sebastian Bachs „Contrapunctus XIX aus Die Kunst der Fuge“, welcher von Luciano Berio für 23 Spieler transkribiert wurde. Dieses Stück ist bereits musikgeschichtlich hoch interessant. Bach starb nämlich, bevor er es zum Druck freigeben konnte. Rätsel ranken sich auch um den Schluss dieser Fuge: Das entsprechende finale Notenblatt wurde nicht überliefert und so bestehen durchaus berechtigte Zweifel, ob das Ende tatsächlich aus Bachs Feder stammt. Luciano Berio hat den Contrapunctus XIX neu instrumentiert, allerdings nicht für nur für einen Spieler sondern gleich derer 23. Er lässt das Stück mit einem B-A-C-H-Cluster enden: Die Noten der wohl berühmtesten Notenfolge überhaupt erklingen nicht nacheinander sondern gleichzeitig. Das Sinfonieorchester Basel (SOB) unter seinem Chefdirigenten Ivor Bolton gelingt eine stimmungsvolle, technisch äusserst gelungene Vorführung dieses interessanten Werkes.

Nach einem leidenschaftlichen Orchesterauftakt setzt mit schwarzer Tiefe das Violoncello ein, darauf antwortet die Violine mit feiner Zartheit. So beginnt das „Konzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll, op. 102 (1887)“ von Johannes Brahms. Die Violonistin Corina Belcea, welche für Soyoung Yoon (1. Konzertmeisterin beim SOB) eingesprungen ist, und Antoine Lederlin (Solo-Cellist beim SOB) am Violoncello glänzen mit einer technisch grossartigen, höchst emotionalen Leistung. Ivor Bolton setzt wie gewohnt auf grosse Klangbogen, phrasiert differenziert und lässt Solisten und Orchester in sämtlichen Emotionen in den schönsten romantischen Klangfarben erstrahlen.


Foto: Michael Hug

Wenn das Sinfonieorchester Basel unter Ivor Bolton Werke von Anton Bruckner aufführt, darf mit höchstem Musikgenuss gerechnet werden. Das SOB hat in den vergangenen Jahren mit Aufführungen von Werken von Wagner, Strauss, Mahler, Schubert, Schumann und eben Bruckner mehrfach bewiesen, dass es die Romantiker „drauf hat“. Die Zusammenarbeit mit Brucknerspezialist Ivor Bolton ist ein wahrer Glücksfall für Orchester und Publikum. Zur Saisoneröffnung steht Anton Bruckners „Sinfonie Nr. 5 B-Dur, WAB 105 (1877)“ auf dem Programm. Die hohen Erwartungen an Orchester und Dirigent werden voll und ganz erfüllt. Maestro Bolton und das SOB liefern eine musikalisch fein akzentuierte, höchst emotionale Leistung. Der Dirigent lässt das Orchester zu veritablen Klangwogen anschwellen und nimmt es dann sofort wieder zurück und arbeitet so die feinen, stillen Partien dieser wunderbaren Sinfonie gekonnt heraus. Im finalen vierten Satz spielt dann die schwierige Akustik des Münsters der überbordenden Spielfreude der Aufführenden einen kleinen Streich: Das Blech wird zu dominant und überdeckt das restliche Orchester, es kommt zu klanglichen Verwischungen. Das ist aber, wie gesagt, nicht dem Orchester und dem Dirigenten anzulasten.

Ein gelungener, vom Publikum heftig umjubelter Saisonauftakt in gleich zweifacher Hinsicht: Neben dem musikalischen Erfolg darf das SOB eine Zunahme der verkauften Abonnemente von 20 Prozenten verbuchen. Wenn das kein gutes Omen ist!

Michael Hug

 

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