Basel: Theater Basel – Grosse Bühne – Nübling/Thuwis: „Melancholia“ – UA – Besuchte Aufführung: 03.06.16
Wie der Titel erahnen lässt, erwartet den Theaterbesucher im jüngsten Projekt von Sebastian Nübling und Ives Thuwis keine leichte Kost. Zusammen mit dem Jungen Theater Basel und dem La Cetra Barockorchester unter der musikalischen Leitung von Andrea Marcon entsteht ein eher schwermütiger, zuweilen bizarr-zynischer Musik- und Tanztheaterabend, dem sich die jungen Darstellerinnen und Darsteller mit grosser Tanzfreude und lustvoll hingeben.
Die zentralen Elemente des Projektes sind die prägenden Themen unserer reizüberfluteten Lebensweise: Social Media, Überforderung, Selbstoptimierung, Einsamkeit in der Gruppe. Dem Zuschauer wird der Spiegel hingehalten und dieser zeigt ein düsteres, niederschmetterndes Bild unterlegt mit Kompositionen verschiedener Barockkomponisten wie z. B. Johann Jakob Frohbergers „Medidation faite sur ma mort future“ oder Johann Philipp Kriegers „Einsamkeit, du Qual der Hertzen“, dessen erste Strophe sich wie ein roter Faden durch den Abend zieht.
Die jungen Tänzerinnen und Tänzer des Jungen Theaters Basel performen die äusserst anspruchsvolle Choreographie mit perfekter Präzision und grossem persönlichen Engagement. Kein Wunder, betreffen die in dem Abend behandelten Themen ihre persönliche Lebenssituation zu 100 Prozent.
Das La Cetra Barockorchester und die Sängerinnen und Sänger sorgen für barockmusikalischen Glanz: Tim Mead, Countertenor, Bryony Dwyer, Sopran, Sofia Pavone, Mezzosopran und Nathan Haller, Tenor, Giacomo Schiavo, Tenor und José Coca Loza, Bass, gefallen alle ausserordentlich in Darstellung und Gesang.
Das leider nur spärlich erschienene Publikum verdankt die Leistungen der Aufführenden mit frenetischem Applaus.
Michael Hug