Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BADEN/ Schlosshotel Weikersdorf: BADENER SCHLOSSKONZERT

Badener Schlosskonzert, 28.7.2014

ba1
Anna Ryan, Russi Nikoff. Foto: Herta Haider

Seit 20 Jahren finden im Schloss-Hotel  Weikersdorf in Baden die Schlosskonzerte statt. Das Wetter war wieder freundlich. Die erste Veranstaltung im heurigen Jahr war ausverkauft, aber mein Rollstuhlplatz war mit dennoch sicher.

Wie in den letzten Jahren spielte wieder unter der Leitung des Dirigenten Wolfgang Gröhs das von ihm gegründete Orchester Europa Symphonie, bestehend aus hervorragenden Musikern aus Rumänien. Während dieses Ensemble mir zu Beginn bei der Ouvertüre zum Freischütz noch etwas unsicher erschien, besonders die Bläser, kamen sie nach der Pause bei der Aida in ihre Glanzform. Spielen sie doch Aida seit Mitte Juli im Römersteinbruch. Der überdachte Hof des ehemaligen Schlosses bietet aber einen anderen Widerhall als der Steinbruch. Es übertönte daher einige Male das Orchester die Sänger und die Sängerin, obwohl diese mit ihren kräftigen Stimmen mich sonst sehr beeindruckten.

Mit seiner kräftigen, aber sehr ausdrucksvollen Stimme führte uns zuerst Manfred Equiluz, Sohn eines berühmten Vaters, als Freischütz durch die Wälder und durch die Auen von Carl Maria von Weber direkt in Lutters Weinkeller, in dem er dann auch als Hofmann die Erzählungen vom Hof in Eisenach mit Bravour bewältigte, wobei hier das Zusammenspiel mit dem Orchester gut gelang.

Als Moderator trat heuer erstmals der Präsident der Amici del Belcanto, Michael Tanzler, auf. Sehr stimmungsvoll führte er uns in die jeweilige Zeit der Musikgeschichte mit vielen anschaulichen Beispielen ein. So brachte er uns die Komponisten des Abends sehr nahe.

Als einzige weibliche Interpretin hatte Anna Ryan mit fünf Partien die meisten Auftritte, aber auch die gesanglich wohl schwersten Teile wie die Abigail in Verdis Nabucco und als Aida mit Amonasro und Radames im Nil Akt zu absolvieren. Nach ihrer Auszeit konnte sie ein kräftiges come back feiern. Sie sang so treffsicher, nuanciert und kräftig wie in ihren besten Zeiten. Sie glänzte schon mit „La mamma morte“ in Umberto Giordanos Andrea Chenier und gefiel auch in einer ihrer Lieblingsrollen in Madama Butterfly von Giacomo Puccini, wie sie besonders einfühlsam das „Un bel di vedremo“ sang.

Die meisten Auftritte bei den Herrn hatte Russi Nikoff. Im Duett „Donna, chi sei?“ mit Anna Ryan als Abigail schwang er sich als Nabucco wohl zu seiner Höchstform des Tages auf. Er überzeugt aber auch als Carlo Gerard mit dem „Nemico della Patria“ und als Amonasro, dem König von Äthiopien und Vater von Aida, wie er Aida zum Geheimnisverrat überredete.

Raul Iriarte, der Radames in Verdis Aida, überraschte mich mit der lyrischen Weise, wie er bei seinem ersten Auftritt „Celeste Aida“ vortrug. Denn sonst besticht er Sänger mit sehr voller und kräftiger Stimme, die kaum vom Orchester überspielt werden konnte.

Mit dem „O terra addio“, gesungen von Anna Ryan und Raul Iriarte, klang der offizielle Teil dieses sehr schönen Abends aus. Das Publikum bedankte sich jeweils mit kräftigem Applaus und Bravo-Rufen. Als Draufgabe gab es dankenswerter Weise nicht das immer und überall zu hörende Brindisi, sondern das Intermezzo aus Cavalleria rusticana.

Dr. Helmut Kapl

 

 

 

Diese Seite drucken