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BADEN bei Wien/Weikersdorfer Schlosskonzerte: PETITE MESSE SOLENNELLE von G. Rossini

29.06.2016 | Konzert/Liederabende

WeikersdorferSchloskonzerte 2016:: Rossinis „Petite Messe solennelle“ – 28.7.2016

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Apostol Milenkov, Anna Ryan, Celia Sottomayor, Sergio Tallo-Torres. Foto: Herta Haider

Bei den ganz Großen ist immer wieder alles anders. Kaum hatte man einen Mozart, Donizetti, Verdi, Wagner, Strauss etc. eingestuft als Produzenten einer gewissen Kompositonsgattung, folgte justament etwas ganz Anderes. Als Gioacchino Rossini mit dem „Barbiere“ großmächtig reusssiert hatte,  meinte man, er könne nur Buffo-Opern schreiben, und die Überraschung der Musikwelt war groß, als später gigantische Werke wie „Wilhelm Tell“ oder „Moses“ entstanden. Und als er dann 30 Jahre lang gar keine Opern mehr geschrieben hatte, produzierte er als Auftragswerk 1863, also 5 Jahre vor seinem Tod, im Alter von 71 Jahren diese – gar nicht so kleine „Missa“, die immerhin rund 85 Minuten dauert. Und originellerweise für Klavier (oder eigentlich 2 Klaviere), Harmonium, einen 8-stimmigen Chor und 4 Solisten. Um zu verhindern, dass irgendwelche Kollegen nach seinem Tod daraus ein groß orchesteriertes Monsterwerk kreieren, das die armen Sänger erstickt, ließ er noch eine eigene Orchesterfassung folgen, die er aber erst nach seinem Tod aufgeführt haben wollte.

Jetzt in Baden griff man auf die Originalfassung zurück, mit einem Klavier, dem durchaus orchestrale Funktion zusteht, und statt des Harmoniums spielte der polnische Musikpreisträger Grzegorz Stopadas Akkordeon – ungewohnt, aber durchaus reizvoll. Rossini, der geborene Humorist, hätte wohl nichts dagegen gehabt, hat er doch in einer ironsichen Widmung an den „lieben Gott“ geschrieben:  „Hier ist sie, die arme kleine Messe. Ist es wirklich heilige Musik (musiquesacrée) oder doch vermaledeite Musik (sacréemusique)? Ich bin für die Opera buffa geboren. Du weißt es wohl! Ein bisschen Können, ein bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre mir das Paradies.“

So gesehen, wird man auch gut daran tun, die Wahl des so unpassend scheinenden Schauplatzes, nämlich den freundliche Schlosshof des Hotels Weikersdorf am Rande des großen Badener Rosengartens, den Veranstaltern nicht zu verübeln.  Zu Beginn war zwar die Akustik in diesen sonnigen Hof unter dem Glasdach etwas verstörend, aber der Klang schien sich dann mehr und mehr zu harmonisieren. Denn wo Könner am Werk sind, findet sich immer ein guter Weg. In diesem Fall 4 Belcantisten in den Solo-Partien, derPhiharmonica-Chor unter der Leitung van Walter Zeh, am Flügel mit festem, leichtem Zugriff Pavel Kachnov, den wir aus dem  Wiener Merker-Kunstsalon kennen, und das Ganze unter der Leitung des Wiener Philharmonikers Erich Binder, der dem kleinen Ensemble Rossinis Musik so richtig vor-malte, dabei für die nötige Lockerheit sorgte und uns ein im Grunde positiv sakrales Werk offerierte, das doch auch irgendwie Gott danken will, dass er uns die Gabe der Musik geschenkt hat.

Die schönen Stimmen  von Anna Ryan, Celia Sottomayor, Sergio Tallo Torres und Apostol Milenkov straften das Gerücht, dass es sich da um schwierige Partien handle, Lügen. Es gibt höchst kantable Aufschwünge für die Vertreter der höheren Lage zu singen und sehr eindringliche Stellen für Alt und Bass. Die Mischung mit Chor, Klavier und Harmonika sorgt immer wieder für überraschende Klänge, sodass es viel Abwechslung gab. Ob Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, O salutarishostia (ein Sopran solo) oder AgnusDei, ob Crucifixusoder  resurrexit – Rossini fand immer Grund zu einer beschwingten, meist rhythmisch pointierten, fein gesponnenen Aussage zur Ehre Gottes – und der Menschen???                

 Lang anhaltender Applaus bestätigte, dass das „bisschen Herz“ angekommen war.              

Sieglinde Pfabigan

 

 

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