Baden bei Wien/ Stadttheater Bühne Baden: „DER NUSSKNACKER“ – Ballettweihnachtszauber in der Operettenstadt (Premiere 20.12.2013)
Erst kürzlich gab es hier im Stadttheater Bühne Baden die Premiere von „Ein Feuerwerk“ und einem Feuerwerk gleich erwies sich auch die Ballettpremiere von einem der berühmtesten und beliebtesten Ballettklassiker.“Ein Nussknacker“ in der Inszenierung und Choreografie von Ballettchef Michael Kropf (Assistenz: Vladmimir Snizek) wurde am vergangenen Freitag sehr begeistert umjubelt. Die Handlung ist bekannt – Marie erhält von Onkel Drosselmeier einen Nussknacker zu Weihnachten; nachts im Traum wird er lebendig, es kommt zum Kampf mit dem bösen Mäusekönig und schlussendlich feiern die beiden Hochzeit, bevor Marie wieder aus dem Schlaf erwacht. Schon vor dem Betreten des Theaters wird man in weihnachtliche Stimmung versetzt, ist doch auch die Fußgängerzone festlich geschmückt. Der Zauber setzt sich auf der Bühne in der märchenhaften Bühnenausstattung von Manfred Waba und in den stilvollen Kostümen von Friederike Friedrich fort. Die hauseigene zwölfköpfige (!) Compagnie wuchs über sich hinaus und brachte mit tatkräftiger Unterstützung zahlreicher Gäste und mit Hilfe des Orchesters unter der umsichtigen Leitung von Franz Josef Breznik eine wunderbare Aufführung zustande. In Kooperation mit dem Europaballett St.Pölten (Leitung: Michael Fichtenbaum) waren die Tänzer-Kolleg/innen aus der niederösterreichischen Landeshauptstadt nicht nur als kleine Marie, Elternpaare, Schneeflocken und als Walzerpaare sondern auch im arabischen Tanz zu sehen. Die „Kinder“ bei der Bescherung im Hause Stahlbaum kamen vom Europakonservatorium St.Pölten; die vier Mädchen der Sportunion West Wien (Vizejugendmeisterinnen 2013 in Rhythmischer Sportgymnastik) waren meisterhaft akrobatisch als Schneeflocken und Schmetterlinge sowie mit dem Handgerät Band im chinesischen Tanz; die allerjüngsten Mitwirkenden stammten vom Verein für Tanzgymnastik Pfaffstätten – die Kleinen gefielen als Mäuse und als mit Kochlöffeln bewaffnete Soldaten. Alle waren top-professionell und entsprechend ihrer Möglichkeiten optimal eingesetzt und so gelang auch die große logistische Herausforderung, die an diversen externen Orten stattfindenden Teilproben in nur 2 (!) Bühnenproben zu einer Einheit zusammenzufügen – ein großes Lob an alle, die hier bei der Probenarbeit hilfreich im Einsatz waren! Wenn sich Michael Kropf etwas in den Kopf gesetzt hat, dann schafft er es auch gegen alle Vernunft und Widrigkeiten – und so auch hier.
Technische Unsauberkeiten taten der Begeisterung keinen Abbruch, da die Tänzer mit viel Animo bei der Sache waren. Eine starke Ensembleleistung aller Beteiligten; stellvertretend seien hier nur einige Namen genannt: Igor Prokopenko zog als unheimlicher Drosselmeier die Fäden, Astrid Renner überzeugte als wunderschöne Schneekönigin. Lais Pamplona Andrade war als Marie sehr gefordert; ihr Nussknacker-Prinz Dominik Birkmayer hingegen eine edle Erscheinung. Andriy Bogachov gab zunächst den furchterregenden Mäusekönig und hatte dann noch einen schwungvollen Auftritt im russischen Tanz (gemeinsam mit Natalia Bolzer, die zuvor schon als Columbine gefallen konnte). Radu Tamazlacaru überzeugte als Teufel und im chinesischen Tanz, beide Male mit der quirligen Daniela Sklensky als Partnerin. Margarita Breznik beeindruckte als orientalische Schönheit im arabischen Tanz. Yulia Potorochina und Jan Bezak punkteten mit dem spanischen Tanz. Maya Mayzel war eine reizende kindliche Marie; Daria Tsygantsova ihr ungestümer Bruder Fritz.
Schade, dass diese Produktion leider nur noch einmal zu sehen sein wird – am 29.12. – wenn sich für diesen Riesenerfolg nicht doch noch ein paar Vorstellungstermine finden. Ansonsten darf man gespannt sein, welches große abendfüllende Ballett man hier als nächstes herausbringt. Ein sehr gelungener Anfang ist getan.
Ira Werbowsky