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BADEN BADEN: YEFIM BRONFMAN – SÄCHSISCHE STAATSKAPELLE DRESDEN – CHRISTIAN THIELEMANN

12.06.2016 | Konzert/Liederabende

Baden-Baden: „YEFIM BRONFMAN – SÄCHSISCHE STAATS-

                         KAPELLE DRESDEN – CHRISTIAN THIELEMANN

Konzert am 11.06.2016

Unbenannt
Yefim Bronfman, Christian Thielemann. Copyright: M. Gregonowitsch

Kurz vor Ende der diesjährigen Saison lässt es das Festspielhaus nochmals gehörig „krachen“ mit einer Reihe von Gastspielen  internationaler Klangkörper. Wiederum stellten sich Christian Thielemann am Pult der Sächsischen Staatskapelle Dresden  vor.

Im Mittelpunkt der Interessen stand jedoch der Pianist Yefim Bronfman mit dem „Dritten Klavierkonzert“ von Ludwig van Beethoven im Gepäck.

Der erfahrene Pianist begegnet bereits dem Allegro con brio mit beherztem Anschlag, vereinte gekonnt die „maskulin“ wirkenden charakteristischen Hauptgedanken mit den konträren „feminin“ innigen Themen des ersten Satzes. Großartig harmonierten Klavier und Orchester im lebensvollen Dialog der Partitur, welche bereits die Vorstufe zur „Eroica“ erahnen lässt. Voluminös, klar im Anschlag und virtuoser Fingertechnik wirkten die strukturellen Ansätze von Yefim Bronfman.

Tonal rein hebt sich das Largo in seiner dreiteiligen Form von der ersten Grundstimmung ab. Feinste Schattierungen, zarte Empfindungen, nuancierte Phrasierungen schenkte der bedeutende Pianist in solistischem Raffinement. Dem Hörer erschloss sich ein Kaleidoskop der Töne, umgesetzter Spiegelungen und Affekte. Bronfman sprang mit überwältigender virtuoser, musikalischer Souveränität von einem Idiom zum nächsten.

Im lebhaften Rondo scheinen die Geister übermütiger Freude entfesselt, trefflich im Wechselspiel zwischen Solist und Orchester umgesetzt. Ohne Frage stand Musizieren auf höchstem Niveau an, Christian Thielemanns Stabführung mit dem prächtig aufspielenden sächsischen Eliteorchester bereiteten geradezu überirdische Musikwonnen. Yefim Bronfman servierte dazu hochkonzentriert, beherrscht bis in die Fingersätze musikantisches Ebenmaß in pointierten Akzentuierungen. Eine Konzert-Sternstunde!

Große Begeisterung für alle Beteiligten. Der sympathische bescheidene Künstler bedankte sich mit „Arabeske op. 18“ (Schumann) schlicht weich zeichnend aquarellierend, doch von verblüffender Transparenz musiziert.

„Variation und Fuge über ein Thema von Mozart“ aus am Jahre 1914 gehört zu den bedeutenden Orchesterwerken von Max Reger. Immer wenn sich Reger ein sangliches Thema band, fand er die Kraft zu besonderer Konzentration zu klarem, bestimmtem Ausdruck. Man sagte dem Komponisten nach er benutzte Themen fremder Meister, da ihm selbst melodische Einfälle fehlten. Weit gefehlt – wenn man seine Werke aufmerksam durchsieht, erkennt man melodische Bindungen von differenzierter Harmonik, prägen sie sich auch nicht sogleich im Gedächtnis ein.

Thielemann und die Staatskapelle begegneten dem ersten Thema der Mozart´schen A-Dur Sonate in feiner kammermusikalischer Instrumentation auf Holzbläser und Streicher verteilt. Nach Art alter Figurationen, wechselnder Gegenstimmen, Änderung der Rhythmik, musikalischer Umkehrungen entstanden unter Einbezug aller Orchestergruppen kraftvolle Variationen. So u.a. besonders die Achte als Krönung des Ganzen, einer großartigen Doppelfuge, deren gewichtiges Adagio zur ausdrucksvollen Fantasie anhebt und wiederum mit ihr ausklingt. Variable Stimmen zu Themen blitzen in den ersten Violinen bzw. der Klarinette auf, dazu gesellten sich im klaren Klang des Mozartthemas die Hörner und Trompete. Schwerlich konnte man sich der überwältigen Wirkung der Fuge entziehen.

Pfiffig verschmitzt zwischen intellektuellem Kalkül und emotionalem Bekenntnis begegneten die Gäste aus Sachsen „Till Eulenspiegels lustigen Streichen“ (Richard Strauss).  Gemächlich ließ Christian Thielemann den Schelm orchestral schlendern auf neue Streiche sinnend, seine Weise vom Horn verkündet, stolziert als Refrain durchs Rondo, variiert in komischen Verwandlungen und Tills Motiv erscheint in der frechen D-Klarinette. Der versierte Dirigent ließ das großartige Strauss-Orchester lustig randalieren, überschäumen, mächtig spektakeln, auch wiederum zärtlich flüstern, wie auf Samtpfötchen kamen die Töne daher. In leuchtend-strahlend farbigem Diskant malten die Instrumente Aberwitz und Narretei.

Das Publikum sichtlich erfreut spendete Ovationen und wurde mit der Wiederholung des „1. Satzes“ der Reger-Variationen belohnt.

Gerhard Hoffmann

 

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