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BADEN-BADEN: SÄCHSICHE STAATSKAPELLE DRESDEN/ Christian Thielemann/ Frank Peter Zimmermann

Thielemann und Bruckner einfach gigantisch !

03.02.2019 | Konzert/Liederabende

 

Baden-Baden: „FRANK PETER ZIMMERMANN –SÄCHSISCHE STAATSKAPELLE DRESDEN –

                         CHRISTIAN THIELEMANN“  –  02.02.2019

                        Thielemann und Bruckner einfach gigantisch !

Während seiner 2019-Tournee gastierte die Sächsische Staatskapelle Dresden unter der Leitung ihres Chefdirigenten Christian Thielemann wiederum im Festspielhaus an der Oos.

Als Gastsolist beeindruckte der international renommierte Geiger Frank Peter Zimmermann mit dem „Violinkonzert e-Moll“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Zwischen poetischer Gefühlstiefe und eleganter Anmut interpretierte Frank Peter Zimmermann dieses romantische Violinkonzert, begann zu gelöstem Passagenspiel das eröffnende Allegro molto, steigerte sich in mühelosen Aufschwüngen in höchste Regionen, um gleichwohl zur Kadenz atmosphärische Kantilenen zu zaubern. In wohliger Ermattung wurde den Holzbläsern der Vortrag des zweiten Themas überlassen, profiliert tönt die Violine zu Zimmermanns fein gesponnenem Geigenton ohne jegliche Vordergründigkeit. Hinreißend intonierte der Solist die traumhafte Melodie des Andante zu räumlich konzipierten Proportionen.

Christian Thielemann mit der famos aufspielenden Sächsischen Staatskapelle Dresden charakterisierte vortrefflich in farblich prächtig abgestimmten Phrasen des begleitenden Klangkörpers den untermalenden Sound zur virtuosen Solo-Violine. Bravo! Man spielte die Sätze ohne Pause und gab den Husten-Crescendo keine Chance.

Zum klassischen Rondo des Allegretto non troppo – Allegro molto vivace welches sich äußerst kunstvoll in Sonatenform präsentierte, ließ Zimmermann wie veredelt von innen sprechen. In virtuos brillanter Dynamik, nobler Eleganz und bestechender Bravour spielte der versierte Geiger den finalen Part. Stringent mit Noblesse entfaltete Zimmermann temperamentvoll die formale klangliche Schönheit seines Instrumental-Vortrags und versetzte das Publikum in wahre Begeisterung.

Sichtlich erfreut bedankte sich der Violinist mit einer herrlich elegisch instrumentierten Zugabe (Bartok).

Nach der Pause versetzte Christian Thielemann mit der unglaublich präzise aufspielenden Staatskapelle den Rezensenten  mit der „Zweiten Symphonie“ von Anton Bruckner regelrecht in Trance. Schon mehrmals durfte ich diese beglückende Kombination während diverser Bruckner-Interpretationen erleben, zweifellos gilt (für mich) Thielemann zum größten Bruckner-Dirigenten unserer Zeit.

Bebende Sextolen der Violinen und Bratschen leise geheimnisvoll erhoben das Moderato zunächst in klagenden Halbtonschritten und formierten sich langsam steigernd zur scharf rhythmischen orchestralen Wendung des leidenschaftlichen Fortissimo, sanken wieder zurück, verhauchend im Pianissimo der Klarinetten. Dezente Paukenschläge, gezupfte Kontrabässe, wiegende Geigen, heimlich-innige Gesänge der Celli verbreiteten eine wohlige Stimmung. Unruhig drängten sich die Holzbläser ins Geschehen, Trompeten verschärften Triller und ließen den ganzen Apparat im konstruktiven Wohlklang erbeben. Verhaltene Streicherakkorde kündeten in leisen Takten das Gebetsthema aus Wagners „Rienzi“ an, zart im Wechselspiel von Oboe, Fagott, Flöte und Klarinette. In herrlichen Umkehrungen, prächtigen Aufschwüngen, wiederholten Wechselthemen verklang in kräftigen Aufschwüngen der erste Satz.

Mit weichem Andante, keinem sonst üblichen leidvollen Adagio eröffnete Bruckner seinen zweiten Satz, gekennzeichnet von profaner Musik im weltlichen Gewande erklangen die Themen der gezupften Streicher, des herrlich flutenden Horns, verschlangen sich vom aufblühenden Orchester umrankt zum Benedictus (f-Moll-Messe) in unglaublicher Intensität und Schönheit ins rechte akustische Licht gerückt. Auffallend wie schon so oft die umgekehrt platzierten Instrumentalgruppierungen der Violinen, Bratschen sowie der Celli und Bässe vermittelten sie reizvolle orchestrale Kontraste.

Derb stampft das Orchester im Scherzo daher, die Szene gehört den mutwilligen Bauernburschen, gefolgt vom Ländler der Mädchen welche sich sodann im gemeinsamen kraftvollen Tanz  vereinen. Holzbläser drängeln, die Celli brummeln missmutig zum Takt der Flöten, die Geigen formierten sich in leisem Tremolo zum schwebenden Walzerthema und finden schließlich in Wiederholungen der stampfenden Coda ihren klangvolles Finale.

Der warme Klang der Sächsischen Staatskapelle geprägt von ihrem hervorragenden Chefdirigenten besitzt jene erforderliche Tragfähigkeit und Prägnanz welche die Bruckner Themen benötigen. Ein starkes Plädoyer für Christian Thielemann dessen klangliche Entwicklung des Instrumentariums sorgfältig disponiert, stets das Ziel bemerkenswerter Entfaltung vor Augen hat.

Im drängenden Finale fügte der Meister-Dirigent die ungeheuer präsenten rhythmisch betonten Töne voll unbändiger orchestraler Kraft und Lebendigkeit mit ruhiger Gelassenheit und gewaltigen Steigerungswellen zu imponierender Geschlossenheit. Grandios türmten sich die zum Himmel stürmenden Wogen zum leuchtenden alles überstrahlenden Klangdom. Bar so viel Prägnanz aller Instrumental-Gruppen in unbeschreiblicher Schönheit musiziert und dem Hörer dargeboten, kann ich mich nur in Ehrfurcht verneigen.

Das jubelnde Publikum schien meine Empfindungen zu teilen und verteilte seine Honneurs lautstark und ausgiebig.

Gerhard Hoffmann

 

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