Baden-Baden: „JUAN DIEGO FLÒREZ“ 09.11.2013
Ein Fest für Rossini versprach das Festspielhaus mit dem prominenten Zugpferd Juan Diego Flórez. Lediglich den smarten Peruaner zu erleben war die Fangemeinde aus nah und fern angereist, las teils nicht den „Beipackzettel“ und verstand somit das Programm mit der Damenverstärkung als regelrechte Mogelpackung. Zudem sang Flórez lediglich nur zwei Arien und holte sich zur Schonung der kostbaren Stimmbänder zu diversen Arien und Duetten noch zwei begleitende Solistinnen ins vokale Beiboot. Luftig, locker, instrumental nicht einwandfrei eröffnete die Philharmonie Baden-Baden unter Führung von Christopher Franklin den kontroversen Konzertabend mit der Ouvertüre zu „Torvaldo e Dorliska“, gefolgt von der Arie Dove son? Chi m´aita der weiblichen Titelheldin, in sehr unflexibler Stimmführung von Yolanda Auyanet dargeboten. Anna Bonitatibus, dem bereits renommierten italienischen Mezzo liegt dagegen Rossini in der Kehle, facettenreich ganz im Gestus des Komponisten erklang ihre weiche, schöne Stimme mit der Arie Bell´alme generose aus „Elisabetta, regina d´Inghilterra“.
Nach diesen Einleitungen kam endlich ER, eroberte mit Charme, koloraturreich, höhensicher die Herzen der Zuhörer und dennoch erschien mir das kostbare Material bei der Arie S´ella mi é ognor fedele aus „Ricciardo e Zoraide“ mit leichtem Patinaschimmer behaftet. Kräftig ließ Franklin zur Ouvertüre „Semiramide“ auf die Pauke hauen und die Damen fanden sich zum temperamentvollen Duett Semiramide / Arsace desselben Werkes. Nach der Pause kam wieder die brave, unbedarfte Sopranstimme von Auyanet mit der Romanze der Matilde aus „Guillaume Tell“ zum Einsatz und beschloss auch völlig unspektakulär das Konzert mit dem Duett Arnold/Matilde. Zu laut, nicht fehlerfrei leistete das Orchester noch einen instrumentalen Beitrag mit der Ouvertüre zu „La Cenerentola“. Herrlich phrasiert, vollmundig im Timbre sang Anna Bonitatibus das Rondo-Finale Nacqui all´affanno e al pianto der Angiolina und Juan Diego Flórez gesellte sich sodann zum glanzvoll, virtuos interpretierten Duett Un soave non so che hinzu. Belcanto pur, in tenoralem Schmelz bot zudem Flórez die Ramiro-Arie Principe piu non sei als zweiten, umjubelten Soloauftritt.
Die herzlichen Sympathiekundgebungen des Publikums belohnten die Gäste mit dem Terzett aus „Le Comté Ory“ und nahmen dem Abend den leicht bitteren Nachgeschmack mit den heftigen Unmuts- Diskussionen während der Pause.
Gerhard Hoffmann