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BADEN-BADEN: MAXIMILIAN HORNUNG-KAMMERAKADEMIE POTSDAM – ANTONELLO MANACORDA“

12.05.2018 | Konzert/Liederabende

Baden-Baden: „MAXIMILIAN HORNUNG-KAMMERAKADEMIE

POTSDAM – ANTONELLO MANACORDA“ – 11.05.2018

Einen interessanten Konzertabend versprach das Festspielhaus mit zwei kontroversen Cello-Konzerten des Solisten Maximilian Hornung sowie der begleitenden Kammerakademie Potsdam unter der Stabführung von Antonello Manacorda.

Im Mittelpunkt stand zunächst das „ D-Dur Violoncello-Konzert“ von Joseph Haydn welchem Maximilian Hornung als versierter Solist die Ehre erweist. Das empfindsame Hauptthema des Werkes und die aus ihm herauswachsenden Seitengedanken wurden fein ausgestaltet und in diversen Perspektiven vom Cellisten in heller Bogenführung beleuchtet. Dem seelenvoll melodischen Adagio schenkte Hornung eine schlicht-würdevolle Eleganz voll Wärme, geschmeidig-sanglich abgerundeter Spielfreude. Im finalen Allegretto entfaltete der Solist glanzvoll sein sonores Können beim heiter-vergnüglichen Rondo voll Haydnscher Frohsinn-Prägung. In sphärischer Galanterie begleitete die Kammerakademie Potsdam unter diskreter Leitung von Antonello Manacorda.

Völlig konträre Klänge orientalischen Zuschnitts vernahm man im „Cellokonzert“ des georgischen Komponisten Vaja Azarashvili. Das kurze farbige, gegensätzliche rhythmisch mitreißende Werk, dessen Melodien von der kaukasischen Folklore beeinflusst, erwiesen sich für Maximilian Hornung zur solistischen Instrumentalentfaltung äußerst dankbar. Technisch sehr souverän interpretierte er die farbige Komposition deren Harmonik vor gelegentlicher polytonalen Akkorden nicht zurückschreckte. Vortrefflich begleiteten die Streicher des Orchesters in rhythmischer Perfektion.

Das Publikum spendete herzlichen Applaus und erhielt als Dank die sekundäre Zugabe: „Tema Sacher“ (Britten).

Umrahmt wurden die beiden Celli-Konzerte von zwei Symphonien Franz Schuberts. Als Programmauftakt erklang zunächst die „Dritte“. Antonello Manacorda ließ die heitere Atmosphäre des Werkes in leichter Instrumentierung erklingen, betonte die fließende Harmonik, die warme Tönung dieser Melodienfülle, ihren Wiener Charme ganz besonders und zauberte mit der präzise musizierenden Kammerakademie verbindliche Klänge welche lediglich durch überlaute Paukenschläge (seltsamerweise links hinter den Violinen postiert) und vorwitzigen Trompeten deromantisierend wirkten.

Zum Finale präsentierten die Potsdamer Gäste die „Unvollendete in h-moll“ und offenbarten sogleich während der ersten Takte, wie überströmend Schuberts Empfindungen und Erfindungen waren, schwermütige Gedanken in melancholisch-wiegende Melodien zu formen. Lyrisch eröffneten Celli und Bässe das Allegro moderato, Violinen, Klarinette und Oboe bekunden jenes wundervolle Hauptthema voll naiver Innigkeit, wohligem Behagen in beglückendem Wohllaut. Traumhafte Streicherklänge betörten das Ohr, doch leider gefiel sich der temperamentvolle Maestro zunehmend in extremen Piani-Forte-Kontrasten welche (meinen) Hörgenuss auf Dauer erheblich schmälerten. Beim Andante con moto versöhnte Manacorda zur Animation in wunderschöner Modulation zum zweiaktigen Holzbläser-Wechselgesang, wie in Verklärung verlosch der Satz mit der instrumental transparent musizierenden KAP.

Die Begeisterung des nicht zahlreichen Publikums war groß und wurde mit der transparent in Akkuratesse musizierten Ouvertüre „Die Hebriden“ (Mendelssohn) belohnt.

Gerhard Hoffmann

 

 

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