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ATHEN/ Megaron Mousikis: KONZERT STAATSORCHESTER ATHEN; Vladimir Ashkenazy (Beethoven/ Tschaikowsky)

08.06.2019 | Konzert/Liederabende

Megaro Mousikis, Athen

Staatsorchester Athen & Vladimir Ashkenazy

Konzert vom 7. Juni 2019

Das Staatsorchester Athen kann eine leicht steigende Anzahl von Konzerten mit prominenten Dirigenten verzeichnen. Gerade erst stand Maestro Fedossejew am Pult des Klangkoerpers, nun kehrte Vladimir Ashkenazy, der mit grossem Erfolg letzten Sommer ein Openair-Konzert im Odeion des Herodes Attikus leitete, zurueck nach Athen. Im gut gefuellten Konzertsaal des Megaro Mousikis dirigierte er ein Programm, das mit Beethovens 8. und Tschaikowskys 5. gleich zwei symphonische Meisterwerke praesentierte. Die Musikerinnen und Musiker legten sich mit sichtbarer Spielfreude ins Zeug. Es zeigte sich dabei einmal mehr, wie wichtig es ist, Orchesterleiter zu haben, welche ein Ensemble zu Bestleistungen motivieren koennen.

Leider war es mit den Interpretationen der Werke nicht zum Besten bestellt. Sicher wird man weder von Ashkenazy noch vom Athener Orchester eine historische Auffuehrungspraxis erwarten, man haette sich aber schon gewuenscht, dass der Dirigent den Details und der Struktur von Beethovens Werk mehr Aufmerksamkeit schenken wuerde. Die Symphonie Nr. 8 zeigt deutliche Referenzen zur Musik des spaeten 18. Jahrhunderts, sie verraet die Schulung des Komponisten durch seinen Lehrer Joseph Haydn. Insofern faellt sie etwas aus dem Rahmen. Die Symphonie ist ein Stueck voll musikalischem Humor, was vor allem das Allegretto scherzando deutlich macht. In Ashkenazys Deutung ist davon freilich kaum etwas zu hoeren. Er kehrt in seinem Dirigat den heroischen Beethoven hervor, der hier eigentlich zurueckstehen sollte. Pauschal im Klangbild, ohne durchgeformte, praezise Details kam diese Wiedergabe daher. Die Originalitaet der Komposition blieb auf der Strecke. Die guten Leistungen der Holzblaeser sorgten immerhin fuer Lichtblicke.

Tschaikowsky, koennte man meinen, laege dem Dirigenten mehr. Nach dem Eindruck, den die Auffuehrung der Symphonie Nr 5 hinterliess, kann man daran zweifeln. Sproede, zu wenig leidenschaftlich klangen die Streicher, namentlich die Violinen. Das Klangbild wurde zu sehr von den Blaesern beherrscht, die, das man betont werden, erfreuliche Leistungen boten. Ashkenazy setzte wohl dramatische Akzente, einen ueberzeugenden Spannungsbogen wusste er jedoch nicht zu entwickeln. Das Hornsolo im zweiten Satz muss als einer der besten Momente der Wiedergabe hervorgehoben werden. Der letzte Satz der Symphonie offenbarte viel Vorwaertsdraengen des Dirigenten, aber einen Mangel an struktureller Klarheit. Was man hoerte, kam mehr effektvoll daher als dass es in einen organischen Klangfluss eingebunden gewesen waere. So mutierte Tschaikowskys Musik im Finale bisweilen zu lautem Getoese.

Das Publikum zeigte sich beeindruckt und feierte den Dirigenten und das Orchester.

Ingo Starz

 

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