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ATHEN/ Megaro Mousikis: STAATSORCHESTER ATHEN/ Vladimir Ashkenazy

Ein musikalisches Porträt Stalins

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Vladimir Ashkenazy

Megaro Mousikis, Athen
Staatsorchester Athen, Dirigent: Vladimir Ashkenazy
Konzert am 16. März 2018

Ein musikalisches Porträt Stalins

Das Staatsorchester Athen wartet in der laufenden Saison mit ein paar namhaften Solisten resp. Dirigenten auf. Dies sorgt nicht nur für eine Steigerung des musikalischen Niveaus, sondern lässt auch die Besucherzahlen steigen. Spielt das Orchester sonst oft vor lediglich 500 Zuschauern, fanden nun für das Konzert unter der Leitung von Maestro Vladimir Ashkenazy rund 1500 Interessierte den Weg ins Musikzentrum Megaro Mousikis. Es wäre schön, wenn sich diese Entwicklung fortsetzen würde. Die Musiker auf dem Podium waren sichtlich erfreut über die Menge an Publikum. Und sie boten diesem – mindestens im zweiten Teil des Abends – auch eine bemerkenswerte Leistung.

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Spyros Mourikis

Vor der Pause stand Wolfgang Amadeus Mozarts populäres Klarinettenkonzert in A-Dur KV 622 auf dem Programm. Als Solist fungierte Spyros Mourikis. Der im Jahr 1974 geborene Grieche gewann 1997 den ersten Preis beim Internationalen Carl Nielsen Klarinetten-Wettbewerb. Mourikis wusste den kantablen Ton des Klarinettenparts klangschön umzusetzen und zeigte sich sicher in den virtuosen Passagen des Werks. Dass das Mozart-Konzert dennoch keinen starken Eindruck hinterliess, ist dem Dirigenten zuzuschreiben. Ashkenazy liess das Orchester allzu brav und ohne nennenswerte Akzente musizieren. Leider entfaltete sich so kein wirklicher Dialog zwischen dem Solisten und dem Orchester. Dies machte sich besonders im berühmten Adagio bemerkbar, wo dessen ruhende, für Momente beinahe stillstehende Klangschönheit reichlich erarbeitet tönte. Der Solist erhielt zu Recht viel Beifall und bot ein modernes Stück als Zugabe zum Besten.

Im zweiten Teil des Konzerts war das Orchester dann in Bestform zu erleben. Es war deutlich zu spüren, dass Vladimir Ashkenazy Dmitri Schostakowitschs Zehnte Sinfonie in e-Moll am Herzen liegt und er diese wohl auch mehr geprobt hatte. Der Dirigent führte das grosse Orchester sicher durch die Partitur und setzte dabei klare und starke Akzente. Da kam die Komplexität des ersten Satzes ebenso zum Ausdruck wie das „musikalische Porträt Stalins“, als welches das Scherzo des zweiten Satzes schon gelesen wurde, oder die schneidende Härte, welche im letzten Satz wiederholt hörbar wird. Die einzelnen Orchestergruppen sorgten im Zusammenspiel für ein formidables Klangerlebnis. Besonders positiv taten sich beispielsweise Flöte und Horn im dritten oder Klarinette im vierten Satz hervor. Die Darbietung entwickelte unter Ashkenazys Leitung einen kontrastreichen Detailreichtum und eine beachtliche Sogwirkung. Das Publikum im Athener Megaro Mousikis reagierte darauf mit grosser Begeisterung.

Ingo Starz (Athen)

 

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