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ATHEN/ Megaro Mousikis: KINO-KONZERT – NOSFERATU

22.01.2018 | Konzert/Liederabende

ATHEN/ Megaro Mousikis, Athen. Kino-Konzert: Nosferatu
Konzert am 21. Januar 2018

Eine Symphonie des Grauens

03_Κρατική Ορχήστρα Αθηνών
Copyright: Megaro Mousikis

Das Athener Staatsorchester hat sich unter seinem Chefdirigenten Stefanos Tsialis die Filmmusik als neues Feld erschlossen. Wie schon beim letztjährigen Kino-Konzert, welches Fritz Langs Meisterwerk „Metropolis“ wirkungsvoll zur Aufführung brachte, konnte man auch nun anlässlich der Vorführung von Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilm „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ feststellen, dass die Besucherzahl deutlich über dem üblichen Stand lag. Das allein ist erfreulich, die Frage freilich bleibt, ob Besucher solcher Konzerte in Zukunft auch vermehrt Veranstaltungen mit klassischem Repertoire besuchen werden. Eine andere Frage ist, ob man ein Kino-Konzert im Konzertsaal des Megaro Mousikis (und nicht im Theatersaal wie im letzten Jahr) anbieten sollte. Die Sicht in den ersten 7-8 Reihen des Parketts liess jedenfalls zu wünschen übrig. Die Verantwortlichen des Staatsorchesters sollten über die Raumfrage nochmals nachdenken.

Der 1922 entstandene Film „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ gehört zu den Klassikern des deutschen Films. Murnaus Werk nahm erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des Genres „Horrorfilm“. Der Film beruht auf Bram Stokers Roman „Dracula“ und erzählt die Geschichte des Grafen Orlok, eines Vampirs, der von den Karpaten ins pittoreske Städtchen Wisborg kommt, wo er Schrecken und Tod über die Bewohner bringt. Orlok, gespielt von Max Schreck, fallen die wirkungsvollsten Auftritte im Film zu. Meist erscheint die Figur erst als Schatten, bevor sie physisch präsent wird: äusserst suggestive Bilder sind das. Besonders faszinierend und einprägsam geraten die Schiffsszenen der Überfahrt, wo am Schluss Orlok allein an Bord ist und sich die Silhouetten von Vampir und Schiffsrumpf auf grossartige Weise verbinden.

Die Athener Aufführung verwendete nicht die ursprüngliche Filmmusik von Hans Erdmann, sondern eine Komposition von James Bernard aus dem Jahr 1995. Dieses Werk arbeitet mit 14 Motiven, die einzelnen Figuren oder Handlungsmomenten zugeordnet sind. Wirkungsvoll nutzt der Komponist dabei die Möglichkeiten des grossen Orchesters – die Liebe des Paars Hutter und Ellen wird von idyllisch anmutenden Streicherklängen unterstrichen, während etwa die Schiffsszene mit Blechbläsereinsatz als Todesfanal gestaltet wird. Die Musik von Bernard ist bei alledem konventionell, aber durchgängig wirkungsvoll. Stefanos Tsialis führt sein Orchester sicher durch die Partitur und weiss die richtigen Akzente zu setzen. Das Staatsorchester agiert weitgehend präzise und bietet – gerade wenn man an den erwähnten Einsatz der Blechbläser denkt – eine erfreuliche Leistung. Das Publikum spendete am Ende lang anhaltend Beifall.

Ingo Starz

 

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