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ATHEN/ Greek National Opera: ORPHEUS von Michalis Paraskakis

29.01.2018 | Oper

Orpheus_Ομάδα Oper(O)_2_Φωτό Δημήτρης Σακαλάκης
Copyright: Greek National Opera

 

Greek National Opera, Athens: ORPHEUS von Michalis Paraskakis
Besuchte Vorstellung am 28. Januar 2018

Verloren im Kunstwollen

Die Alternative Bühne der Griechischen Nationaloper dient vor allem dem Experiment. Hier werden neue, in Auftrag gegebene Werke aufgeführt, unterschiedliche Formen von Musiktheater erprobt und Kollaborationen mit freien Gruppen gesucht. Das Oper(o) Team präsentiert nun in einer Koproduktion mit der Nationaloper das Musiktheaterwerk „Orpheus“. Das Interesse am Orpheus-Mythos richtet sich dabei auf dessen Ende. In vier Szenen wird Orpheus‘ Klage um Eurydike, sein Abstieg in die Unterwelt, das verbotene Umblicken und der Tod des Helden zur Darstellung gebracht. Irini Georgalaki und Erifili Giannakopoulou zeichnen sich für die Inszenierung verantwortlich, Idee und Konzept wurden von dem Kollektiv gemeinschaftlich entwickelt. Der Einheitsbühnenraum (Katerina Charou) besteht im wesentlichen aus einem Metallgerüst, das einen mehr oder weniger quadratischen Raum nachzeichnet und nach hinten hin leicht abfällt. Die einfassenden Bühnenvorhänge wie die Kostüme (Alexia Chrysohoidou) sind schwarz. An einem Pult sitzt ein Sprecher, der T.S. Eliot rezitiert, aber im Programmheft nicht namentlich genannt wird. Der Komponist Michalis Paraskakis agiert erst vom Laptop aus, später sitzt er an der Trommel. Die Beteiligten, inklusive der Tänzerin Pauline Huguet, bespielen den Raum und versuchen sich an einem multimedialen Blick auf den Mythos. Leider finden die verschieden Künste auf der Bühne – Musik, Gesang, Tanz, Malerei (Pflanzenbilder – passend zum Mythos) und gesprochenes Wort – in den 55 Minuten der Aufführung kaum je zusammen. Das Ganze wirkt die meiste Zeit recht prätentiös und elaboriert. Welche Aussage etwa die Tanzeinlage haben soll, wird angesichts der uninspirierten Darbietung nicht deutlich. Der Dramaturg Angelos Skasilas hätte da mehr formend eingreifen müssen.

Die Musik von Michalis Paraskakis beginnt mit einem Gluck-Remix, einem Auszug aus dessen berühmter Oper „Orpheus und Eurydike“. Barocke Pathosformeln kennzeichnen die Klage um die Verstorbene. Elektronische Klänge veranschaulichen dann den Weg ins Totenreich. Am interessantesten ist die Gesangsszene, welche von Erifili Giannakopoulou überzeugend vorgetragen wird. Der Wechselgesang der Liebenden ereignet sich da in einer einzigen Stimme, was dem Vortrag erhebliche Sinnhaftigkeit verleiht. Die Musik ist dabei farbenreich und expressiv. Der Tod des Orpheus wird vom Komponisten mit Schlägen auf Trommel und Metallgerüst begleitet, was mehr Effekt als Eindruck macht. Ein verlöschender Klang hätte das Ende möglicherweise besser intoniert. Gleichwohl: Auf der rein musikalischen Seite des Abends tut sich Interessantes. Die Macher dieser Produktion sollten sich künftig mehr auf die Musik konzentrieren statt zu viel Kunstwollen zu demonstrieren. Die Zuschauer spendeten am Ende des kurzen Abends sehr freundlichen Beifall.

Ingo Starz, Athen

 

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