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ATHEN/ Athens & Epidaurus Festival, Odeion des Herodes Attikus: BEETHOVEN-GALA /Nationales Symphonieorchester ERT

Wenig Gala für wenige Besucher

20.07.2020 | Konzert/Liederabende

Athens & Epidaurus Festival, Odeion des Herodes Attikus

Beethoven Gala, Nationales Symphonieorchester ERT

Konzert am 18. Juli 2020

Wenig Gala für wenige Besucher

Das Athens & Epidaurus Festival hat es allen Widrigkeiten zum Trotz geschafft, ein stark verkürztes Programm für diesen Sommer auf die Beine zu stellen. Man konzentriert sich dabei ausschliesslich auf die grossen Spielorte im Freien: das Odeion des Herodes Attikus in Athen und die beiden antiken Theater in Epidauros. Das zugehörige Programm fällt reichlich traditionell oder konservativ aus, es bietet Konzerte von Klassik zu Pop, eine Monteverdi-Oper, antike Dramen und kleine Musiktheaterabende. Das zeitgenössische Theater und der Tanz kommen darin nicht vor. Die Festivalausgabe 2020 setzt unter schwierigen Vorzeichen offensichtlich ganz auf Bewährtes. Die verfügbaren Sitzplätze sind stark limitiert. Im Odeion stehen von 5000 Plätzen nur rund 2000 zur Verfügung. Am Abend der Beethoven-Gala waren davon gut die Hälfte belegt. Das diesjährige Publikumsinteresse scheint sich also deutlich in Grenzen halten.

Die Tatsache, dass das Festival sich auf griechische Musiker konzentrieren muss, ist für den Klassikbereich kein Vorteil. Die Posaunisten machten einen ordentlichen Eindruck, als sie zum Beginn des Konzerts drei kurze Equali von Beethoven erklingen liessen. Beim anschliessenden vierten Klavierkonzert in G-Dur passte dann freilich wenig zusammen. Das Symphonieorchester des Rundfunk ERT trat klanglich nicht genügend in Erscheinung, die Streicher klangen dünn und farblos. Von einem Dialog mit der Pianistin konnte schwerlich die Rede sein. Alexandra Papastefanou überzeugte vor allem in den lyrischen Passagen. Der Dirigent George Petrou, der mit diesem Konzert sein Debüt als Musikdirektor des Orchesters gab, vermochte kaum Akzente zu setzen. Die Musik plätscherte vor sich hin, eine gestalterische Linie war nicht zu erkennen.

Im zweiten Teil des Abends kam das Orchester erfreulicherweise besser zur Geltung, gewannen die Streicher an Klangfarben. Die Konzertarie „Ah! Perfido“ wurde von der Sopranistin Myrtò Papatanasiu mit dramatischer Gestaltungskraft und schönen Linien vorgetragen. Das Orchester war hierbei ein guter Begleiter. Zum Abschluss des Abends gab es Beethovens erste Symphonie. George Petrou wusste dem Drängen Ausdruck zu geben, die Streicher erwachten zu neuem Leben. Im Detail hakte es jedoch und das Orchesterspiel geriet öfters ein wenig eintönig – so etwa im langsamen Satz. Gleichwohl, die Darbietung der Beethovenschen Symphonie liess ein gewisses Potential erahnen. Man wird sehen müssen, wie sich das Rundfunkorchester unter Petrou entwickelt. Das Publikum spendete ausgiebig Beifall.

Ingo Starz (Athen)

 

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