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ATHEN/ Athens & Epidauros Festival, Peiraios 260: GIRL FROM THE FOG MACHINE FACTORY von Thom Luz

Nebelschwaden ueber Athen

24.06.2019 | Theater

Bildergebnis für thom luz girl from the fog machine factory
Copyright: Sandra Then

Athens & Epidauros Festival, Peiraios 260

Thom Luz: Girl from the Fog Machine Factory

Auffuehrung am 23. Juni 2019

 

Nebelschwaden ueber Athen

Der Schweizer Theatermacher Thom Luz hat vor einigen Jahren am Theater Basel den Buehnennebel fuer sich entdeckt. In der Tradition eines Christoph Marthaler oder Ruedi Haeusermann unternimmt er musiktheatralische Erkundungen, die von absurd-komischen Momenten und grosser Experimentierfreude gekennzeichnet sind. In seiner Arbeit „Girl from the Fog Machine Factory“, welche zum diesjaehrigen Berliner Theatertreffen eingeladen wurde, wirft Luz nun gleichsam einen Blick hinter die Kulissen des Nebels. Es ist auch ein Abend ueber die Magie des Theaters.

Der Regisseur erzaehlt in skurrilen und poetischen Bildern die Geschichte einer jungen Frau, die in eine Nebelmaschinenfabrik geraet. Dort wird sie eingefuehrt in die Geheimnisse und Wirkungsweisen des Nebels. Das Publikum erlebt auf diese Weise momenthafte Bilder, die mit Musik und Sprache interagieren, aber auch fuer sich allein stehen koennen. Die Fluechtigkeit der Theaterkunst wird gleichsam in Nebelschwaden, Nebelringen oder Nebelbaenken manifest und reflektiert. Dass Theater eine ganz eigene Realitaet schafft, etwas vor dem Auge des Betrachters auf die Buehne zaubert oder zu zaubern vermag, dies wird in Thom Luz‘ Produktion deutlich. Vage, allzu vage bleibt dabei leider die narrative Seite des Ganzen, was auch daran liegen mag, dass die Dastellerinnen und Darsteller zwar schoen singen und sehr gut im Erzeugen von Nebel sind, aber im Spiel zu wenig Eigenleben oder Eigensinn gewinnen. Was haften bleibt von diesem Abend sind darum einige poetisch-stimmige Bildfindungen.

Neben Thom Luz, der auch das Buehnenbild entworfen hat, ist Mathias Weibel fuer die Musik, welche eine wichtige Rolle im rhythmischen Ablauf des Abends spielt, verantwortlich. Weibel agiert zusammen mit Mara Miribung, Samuel Streiff, Sigurdur Arent Jonsson und Fhunyue Gao auf der Buehne. Vielleicht verliert sich der Luzsche Nebel etwas zu sehr in der grossen Halle D des Athener Festivals. Vielleicht kann der Nebel auch gar nicht anders als dies zu tun. Die klug gewaehlte Musik sorgt jedenfalls fuer gelungene Momente – insbesondere zu Beginn, wenn der Klang eines Madrigals von Orlando di Lasso, durch eine offene Tuer in den noch leeren Buehnenraum dringt. Das klingt wie die Verheissung einer anderen Welt.

Der Applaus des Athener Publikums faellt wohlwollend aus.

Ingo Starz

 

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