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ASCHAFFENBURG/ Stadthalle: STUTTGARTER PHILHARMONIKER/ Feltz/ Müller-Schott (Dvorak, Rachmaninov)

20.05.2019 | Konzert/Liederabende

Konzert am 19. Mai 2019, Stadthalle Aschaffenburg

Antonin Dvorak: Cellokonzert h-moll op. 104
Sergej Rachmaninov: Symphonische Tänze op. 45

Stuttgarter Philharmoniker
Solist: Daniel Müller-Schott
Dirigent: Gabriel Feltz

Beim Gastspiel der Stuttgarter Philharmoniker in Aschaffenburg stand zu Beginn eines der bekanntesten und beliebtesten Cellokonzerte der gesamten Konzertliteratur auf dem Programm. Antonin Dvorak schrieb dieses Meisterwerk in den Jahren 1894/1895. Erst im folgenden Jahr 1896 fand die Uraufführung in London statt.

Bereits im einleitenden Allegro-Teil konnten die Stuttgarter Philharmoniker mit sensitivem Klang überzeugen. Unter Leitung seines ehemaligen Chefdirigenten Gabriel Feltz wurde der ganze Zauber der Komposition hinreißend ausgebreitet.

Solist Daniel Müller-Schott nutzte jede Gelegenheit, seine tiefe Verbundenheit mit dem Werk zu demonstrieren. Kantabel und innig ertönten seine Phrasierungen. Überzeugend und berückend zugleich die harmonische Zwiesprache zwischen ihm und dem begleitenden Orchester. Eine perfekte Symbiose zwischen Dirigent und Solist im musikalischen Dialog, was umso mehr erstaunte, weil Müller-Schott nahezu das gesamte Konzert mit geschlossenen Augen spielte.

Wunderbar ertönte dann das mit großer Innigkeit vorgetragene Adagio. Liedgesang auf dem Cello in den wärmsten Klangfarben, im Wechselspiel mit herrlichen Farben der Solo-Klarinette!

In dem abschließenden Allegro moderato kulminierte dann Kantabilität in Virtuosität. In mitreißender Spiellaune befeuerte der Dirigent das sehr gut aufgelegte Orchester und Solist Daniel Müller-Schott zeigte noch einmal seine große solistische Klasse. Gänsehaut pur gab es zu erleben, als Feltz am Ende ein gewaltiges Crescendo aufbaute, um dann furios mit den sehr kultiviert agierenden Philharmonikern in die Schlussakkorde zu stürmen. Wunderbar. Das Publikum zeigte sich euphorisch begeistert! Und so gab es für den sympathischen Solisten Intensivhuldigungen.

Müller-Schott bedankte sich mit einer poetisch anmutenden Zugabe, dem „Gesang der Vögel“, von Pablo Casals. Das Publikum war hingerissen und wollte Müller-Schott gar nicht mehr gehen lassen…..

Nach der Pause erklangen dann die Symphonischen Tänze von Sergej Rachmaninov, entstanden im Jahr 1940. Es handelt sich dabei um das letzte Werk des russischen Komponisten, der es für sein bestes Werk hielt. Ein Vermächtnis, in dem er seine musikalischen Kompositionserfahrungen zusammenfasste. Ursprünglich war diese Komposition als Programmusik unter dem Titel „Fantastische Tänze“ angedacht. Und die drei Sätze waren betitelt mit „Mittag, Sonnenuntergang und Mitternacht“.

Dirigent Gabriel Feltz hat von jeher eine besondere Affinität zur russischen Musik und vor allem zu Sergej Rachmaninov, dessen Musik ihn seit seiner Kindheit begleitet. Die sensitive Einfühlung in die Vielschichtigkeit dieser Musik war jederzeit spürbar. Feltz spürte genau den Strukturen nach und breitete vor dem Zuhörer ein buntes Farb-Kaleidoskop aus.

So ertönte das berühmte Hauptthema des einleitenden c-moll Allegros hinreichend markant und beeindruckend wuchtig. Sehr gut traf Feltz den musikalischen Subtext im Walzer des Andante con moto im zweiten Satz. Explosiv und furios zugleich die vielen Steigerungen im beschließenden Allegro vivace. Hier hatte Feltz sich einen besonderen Schlusseffekt ausgedacht, in dem er am Ende den letzten Schlag auf das Tam-Tam äußerst lange nachhallen ließ. Eine besondere, sehr überzeugende Pointe!

Die Stuttgarter Philharmoniker, dessen Chef Gabriel Feltz  von 2004 – 2013 war, zeigten sich sehr gut auf ihn eingestellt. Das Orchester konnte in allen Spielgruppen sehr überzeugen. So wurden die vielen Soli (vor allem Violine und Klarinette) mit spielerischer Klasse absolviert. Ein besonderer Effekt, die Verwendung eines Saxophons, wurde durch den einfühlsamen Solisten sehr gut realisiert. Die Streichergruppe hatte einen satten, homogenen Klang. Dazu intonationssichere Blechbläser und stark akzentuierende Schlagzeuger. Eine beeindruckende Leistungsschau des Konzertorchesters aus Stuttgart.

Am Ende viel anhaltende Begeisterung in der ausverkauften Stadthalle Aschaffenburg.

Dirk Schauß

 

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