ANTWERPEN/ De Vlaamse Opera: Die vergessene Nationaloper Belgiens – Gaetano Donizetti: Le Duc d’Albe,Uraufführung der ergänzten französischen Fassung von Giorgio Battistelli, Vlaamse Opera Antwerpen, besuchte Vorstellung: 11. Mai.2012 (Premiere: 6. Mai 2012)
„Nur in Brüssel kann man das Bier trinken, das so lecker schmeckt, wie der beste Portwein“ dieses schmeichelhafte Bekenntnis des spanischen Hauptmanns Sandoval aus den Truppen des Besatzers Herzog Alba könnte als Motto über einer zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Oper Donizettis stehen, die jedes Zeug dafür hätte, „die“ belgische Nationaloper zu sein. Neben der hymnischen Verehrung des edlen Gerstensafts (die Oper spielt im Bierbrauermillieu) werden die Belgier als mutige Widerständler gegen ihre spanischen Besatzer gezeigt, angeführt von Helene, der kampfesmutigen Tochter ihres jüngst hingerichteten Vaters, dem Freiheitskämpfer Egmont. Deren Liebe zu Henri de Bruges wird unterbunden durch den Umstand, daß Henri sich als der verlorene Sohn des Tyrannen entpuppt. Der ziemlich konstruiert wirkende Plot aus der Feder Eugene
Scribes sollte später in veränderter Form in Verdis große Oper „Die sizilianische Vesper“ nochmals Verwendung finden. Donizettis Oper steht dieser
und den großen Opern Meyerbeers in nichts nach, leidenschaftliche Arien, großartige Chortableaus und Ensembles sorgen für dramatischen Impetus und Drive.
Nur die katastrophale Verlagspolitik des Hauses Ricordi gegenüber den französischen Opern des Mesiters aus Bergamo verhinderte den Erfolg, der der von Matteo Salvi erstellten, 1882 in Rom uraufgeführten, italienischen Fassung ansatzweise zu Teil wurde. Im Auftrag der Vlaamse Opera sichtete der italienische Komponist Giorgio Battistelli das Notenmaterial des Torsos neu und erstellte eine Fassung letzter Hand des französischen Originals. Ohne seine Musiksprache zu verleugnen, geschah dies in großer Ehrfurcht vor Donizetti. In dieser Fassung verdiente es die Oper durchaus wieder Eingang ins Repertoire zu finden. Die Aufführung der Vlaamse Opera war dafür mehr als ein Geburtshelfer oder Eisbrecher.
Scribes sollte später in veränderter Form in Verdis große Oper „Die sizilianische Vesper“ nochmals Verwendung finden. Donizettis Oper steht dieser
und den großen Opern Meyerbeers in nichts nach, leidenschaftliche Arien, großartige Chortableaus und Ensembles sorgen für dramatischen Impetus und Drive.
Nur die katastrophale Verlagspolitik des Hauses Ricordi gegenüber den französischen Opern des Mesiters aus Bergamo verhinderte den Erfolg, der der von Matteo Salvi erstellten, 1882 in Rom uraufgeführten, italienischen Fassung ansatzweise zu Teil wurde. Im Auftrag der Vlaamse Opera sichtete der italienische Komponist Giorgio Battistelli das Notenmaterial des Torsos neu und erstellte eine Fassung letzter Hand des französischen Originals. Ohne seine Musiksprache zu verleugnen, geschah dies in großer Ehrfurcht vor Donizetti. In dieser Fassung verdiente es die Oper durchaus wieder Eingang ins Repertoire zu finden. Die Aufführung der Vlaamse Opera war dafür mehr als ein Geburtshelfer oder Eisbrecher.
Paolo Carignani am Pult des Symfonisch Orkest van de Vlaamse Opera ließ das Werk in voller Blüte neu erstrahlen, betonte in den Battisdtelli-Piècen nie den „modernen“ Ton, bewahrte vielmehr die Donizzettischen Charakteristika.
Faszinierend gelangen ihm dabei die Übergänge und mit der großen Arie des Herzogs zu Beginn des dritten Aktes wurde der Zuhörer mit einer großartigen Bariton-Belcanto-Arie mit konzertierendem Horn beschenkt. Für die Rolle des Tyrannen konnte George Petean gewonnen werden. Eiin veritabler Belcantist voll in der Tradition großer, ja größter Vorbilder stehend gelang ihm ein ergreifendes Charakterbild des zum Schluß leidensfähigen Besatzers fast shakespearschen Ausmaßes. Von seinem ersten Auftritt an beherrschte Petean das Geschehen. Das weiße Outfit, das ihm A.F. Vandevorst (Kostüme) dafür angedeihen ließ und ihn als seine eigene Statue auftreten ließ tat dazu sein Übriges. Peteans Auftritte und Arien kulminierend im großartigen Trauergesang und Abschied von seinem Sohn waren die absoluten Höhepunkte des Abends. Den zwischen Liebe, Vaterlandsehre und Vaterliebe schwankenden und verzweifelnden letztendlich sich opfernden Henri de Bruges verkörperte Ismael Jordi. Schön ist
dessen Entwicklung hin zum dramatischen Spinto zu beobachten. Noch vor wenigen Jahren ein begnadeter Tenore di Grazia, unvergessen sein meisterlicher Lindoro, hat seine Stimme an Farben und Intensität gewonnen, seine bombige Höhe, seine makellose Tiefe prädestinieren den jungen Tenor geradezu für dieses heikle Belcantofach. Ließ er sich noch zu einem etwas befreiteren Spiel hinreißen, er wäre geradezu optimal. Auch Rachel Harnisch als kämpferische Tochter Egmonts Helene bestach durch den auftrumpfenden Aplomb ihres höhensicheren Soprans, dem
es allerdings etwas an der Festigung in der Tiefe mangelte, doch daran läßt sich gewiss noch arbeiten. Vladfimir Baykov verlieh dem herzöglichen Hauptmann Sandoval noble Baßgewalt und verströmte edle Kantilene, was dem Revolutionär und Bierbraumeister Daniel in der Gestalt Igor Bakans leider etwas abging.
Faszinierend gelangen ihm dabei die Übergänge und mit der großen Arie des Herzogs zu Beginn des dritten Aktes wurde der Zuhörer mit einer großartigen Bariton-Belcanto-Arie mit konzertierendem Horn beschenkt. Für die Rolle des Tyrannen konnte George Petean gewonnen werden. Eiin veritabler Belcantist voll in der Tradition großer, ja größter Vorbilder stehend gelang ihm ein ergreifendes Charakterbild des zum Schluß leidensfähigen Besatzers fast shakespearschen Ausmaßes. Von seinem ersten Auftritt an beherrschte Petean das Geschehen. Das weiße Outfit, das ihm A.F. Vandevorst (Kostüme) dafür angedeihen ließ und ihn als seine eigene Statue auftreten ließ tat dazu sein Übriges. Peteans Auftritte und Arien kulminierend im großartigen Trauergesang und Abschied von seinem Sohn waren die absoluten Höhepunkte des Abends. Den zwischen Liebe, Vaterlandsehre und Vaterliebe schwankenden und verzweifelnden letztendlich sich opfernden Henri de Bruges verkörperte Ismael Jordi. Schön ist
dessen Entwicklung hin zum dramatischen Spinto zu beobachten. Noch vor wenigen Jahren ein begnadeter Tenore di Grazia, unvergessen sein meisterlicher Lindoro, hat seine Stimme an Farben und Intensität gewonnen, seine bombige Höhe, seine makellose Tiefe prädestinieren den jungen Tenor geradezu für dieses heikle Belcantofach. Ließ er sich noch zu einem etwas befreiteren Spiel hinreißen, er wäre geradezu optimal. Auch Rachel Harnisch als kämpferische Tochter Egmonts Helene bestach durch den auftrumpfenden Aplomb ihres höhensicheren Soprans, dem
es allerdings etwas an der Festigung in der Tiefe mangelte, doch daran läßt sich gewiss noch arbeiten. Vladfimir Baykov verlieh dem herzöglichen Hauptmann Sandoval noble Baßgewalt und verströmte edle Kantilene, was dem Revolutionär und Bierbraumeister Daniel in der Gestalt Igor Bakans leider etwas abging.
Hervorragend die Leistung des Chores unter der Leitung von Yannis Pouspourikas der durch die Klangschönheit und Noblesse die großen Chortableaus zu Juwelen der Aufführung machte.
Carlos Wagners durchaus durchdachte Regie, die aber allein durch die Sogkraft der beeeindruckenden Bilderwelten seines Ausstatters Alfons Flores überzeugen konnte, mangelte an der statischen, teilweise recht belanglosen Personenführung. Auf- und Abgänge vollzogen sich doch, gelinde gesagt, ziemlich „old-fashionned“.
Trotzdem trübte das keineswegs den überaus positiven Gesamteindruck und dankbar durfte man angesichts dieser Wiederentdeckung dieses Belcanto-Juwels sein. Nicht nur Freunden dieser Literatur sei ein Besuch nach Flandern ins Reich des köstlichen Biers anempfohlen. Drei Aufführungen stehen noch im Antwerpener Haus bis zum 18. Mai auf dem Spielplan, nach Gent zieht der Herzog mit seinen Truppen am 25. Mai, dortn erfolgen noch bis zum 2. Juni vier weitere Aufführungen – unbedingt hinfahren!
Dirk Altenaer
Die Aufführung wird auf Radio KLARA am Sa. 19. Mai um 20.00 Uhr übertragen.