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ANSBACH/ Karlsplatz: KONZERT DER BAYERISCHEN STAATSOPER

18.09.2021 | Konzert/Liederabende

Konzert der Bayerischen Staatsoper am 17.9.2021 auf dem Karlsplatz/ANSBACH

Elektrisierende Rhythmen

Ansbach | Karlsplatz wird gesperrt | Radio 8

 Zum ersten Mal gastierte das Bayerische Staatsorchester zum Saison-Eröffnungskonzert der neuen Spielzeit außerhalb Münchens. Das Konzert unter der Leitung des neuen Generalmusikdirektors  Vladimir Jurowski begann mit der Ouvertüre zu „Nabucco“ von Giuseppe Verdi, wo das Bayerische Staatsorchester die Glut der Tonsprache voll erfasste. Die russische Mezzosopranistin Ekaterina Semenchuk interpretierte anschließend die Arie der Eboli aus „Don Carlos“ von Giuseppe Verdi, wobei die As-Dur-Kantilene in ergreifender Weise hervorblitzte. Herausragend war auch die tragfähige gesangliche Tiefe ihrer Kantilenen.  So konnte man die Gewissensqualen der Prinzessin aufgrund ihres Verrats an Elisabeth gut nachvollziehen. Das Vorspiel zu Richard Wagners Oper „Lohengrin“ beleuchtete unter Vladimir Jurowskis Leitung die kunstvolle Leitmotivtechnik des Komponisten, wobei auch das melodische Material ausgekostet wurde. Der polnische Tenor Piotr Beczala überzeugte dann in besonderer  Weise bei der Gralserzählung Lohengrins „In fernem Land“,  wo der überirdische Charakter des Werkes geradezu sphärenhaft beleuchtet wurde. Das durchsichtig musizierte Streichsextett aus der Oper „Capriccio“ von Richard Strauss entführte das Publikum auf dem Karlsplatz in die Welt des 18. Jahrhunderts. Auch bei dieser Wiedergabe ragte die assoziative Motivverarbeitung leuchtkräftig hervor. Ein Dichter und ein Komponist entflammen dabei für dieselbe Dame – und die Musiker beschrieben den leidenschaftlichen Überschwang mit dezenter Zurückhaltung. In die Welt Rossinis tauchte Benjamin Brittens reizvolle Komposition „Soirees musicales“ op. 9 ein. Hier werden unter anderem Themen aus „Wilhelm Tell“ mit Jodler- und Schuhplattler-Sequenzen verbunden. Brittens hervorragendes tonsetzerisches Können fesselte bei dieser erfrischend interpretierten Komposition die Zuhörer – gepaart mit umwerfendem Spielwitz und Grandezza.

Ekaterina Semenchuk und Piotr  Beczala brillierten anschließend bei Ausschnitten aus Francesco Cileas Oper „Adriana Lecouvreur“, wo veristischer Ausdruckszauber hervorleuchtete. Bei der Arie der Principessa „Acerba volutta, dolce tortura“ überzeugte Ekaterina Semenchuk mit ausdrucksvollem Timbre. Ein weiterer Höhepunkt war das von Feuer und Glut erfüllte Duett der Principessa mit Maurizio. Das Liebesdrama um die Schauspielerin, die an einem  vergifteten Veilchenstrauß ihrer Rivalin stirbt, kam auch bei Maurizios Arie „L’anima ho stanca“ voll zum Vorschein, denn Piotr Beczala entzündete das belcantistische Feuer in seinen Kantilenen immer wieder neu. Drei Stücke aus der Suite für Varieteorchester („Jazz-Suite Nr. 2“) von Dimitri Schostakowitsch bildeten dann den mitreissenden Abschluss dieses ungewöhnlichen Open-Air-Konzerts vor 2900 Zuhörern. Thematische Kühnheit und lineare Verarbeitung gingen hier eine facettenreiche Verbindung ein. Beim Walzer Nr. 2 faszinierte außerdem der ausgelassen-taumelnde rhythmische Zauber. Die Zugaben hatten es dann ebenfalls in sich. Ekaterina Semenchuk überzeugte bei der Arie der Santuzza aus Pietro Mascagnis Opernklassiker „Cavalleria rusticana“ mit dramatischen gesanglichen Ballungen und Steigerungen. Einen ähnlich positiven Eindruck hinterließ Piotr Beczala bei der Arie des Turridu aus der selben Oper, wo die realistischen Effekte geradezu explodierten.  Glut und Feuer beschwor ebenfalls Ekaterina Semenchuk bei der „Habanera“ aus Georges Bizets Oper „Carmen“. Und Piotr Beczala triumphierte abschließend bei Kalafs Arie „Nessun dorma“ aus Puccinis Oper „Turandot“, wo er eine riesige dynamische Steigerung mit tragfähig-kunstvoller Stimmführung verband. Tosender Applaus. 

Alexander Walther

Das gesamte Konzert in der BR-MEDIATHEK: https://www.br.de/mediathek/video/br-klassik-oper-fuer-alle-der-saisonauftakt-der-bayerischen-staatsoper-aus-ansbach-av:6138c5654d2b420007132258

 

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